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Schwanengrab

Schwanengrab

Titel: Schwanengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schwarz
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meine Schulter eine starke Prellung erlitten. Mein Arm musste für einige Zeit in eine Schlinge.
    »Wir behalten dich erst einmal zur Beobachtung hier«, sagte der Arzt, der meine Krankenakte auf einem Klemmbrett hielt und hastig einige Notizen darin machte.
    Man brachte mich in ein Zimmer, es war weiß und wirkte steril. Das zweite Bett, das darin stand, war leer. Vor der Tür hatte man einen Streifenpolizisten postiert. Ein Kommissar stellte mir einige Fragen. Dann sagte er mir, sie würden sich nun auf die Suche nach Mike machen.
    Vielleicht wusste er schon von Caros Festnahme. Bestimmt sogar, dachte ich. Schließlich war ich davon überzeugt, dass er auch in der Teufelsschlucht gewesen war. Eine Krankenschwester sah herein und überbrachte mir die Nachricht, dass man meinen Vater verständigthatte und er sich sofort in Frankfurt auf den Weg machen würde.
    Dann waren wir alleine. Christoph und ich. Die Schmerzen kamen wieder ein bisschen zurück, aber ich ließ mir nichts anmerken. Ich wollte kein weiteres Beruhigungsmittel, wollte nicht wieder einschlafen, nur den Augenblick genießen. Christoph hielt meine Hand und streichelte sie ganz sanft.
    Die Tür knallte auf und Neela stürmte ins Zimmer. Christoph hatte sie vorhin gleich angerufen – mit dem Handy eines Polizisten, weil seins ja ein Beweisstück war – und ihr alles erzählt.
    »Oh, Mann, Samantha! Was machst du eigentlich für Sachen?«, seufzte Neela und ließ sich auf mein Bett plumpsen. »Beinahe wäre Schwanensee auch zu deinem Schwanengesang geworden! Wie konntest du nur alleine in die Teufelsschlucht gehen? Wie konntest du dich bloß mit diesem Mike treffen? Hab ich dir nicht gesagt, dass du nicht so gutgläubig sein sollst?«
    Die Vorwürfe konnte sie sich sparen. Ich wusste selbst, wie leichtsinnig ich gewesen war.
    Dann quetschte sie mich aus, wollte alles ganz genau wissen. Ich beantwortete ihre Fragen, so gut ich konnte.
    »Lass sie jetzt!«, nahm mich Christoph in Schutz. »Die Einzelheiten kann sie dir später noch erzählen. Hauptsache, es ist ihr nicht mehr passiert. Jetzt braucht sie erst mal Ruhe.«
    »Schon gut!«, erwiderte Neela grinsend. »Ich seh schon, hier störe ich nur.«
    Ich wollte widersprechen, aber sie ließ mich nicht zu Wort kommen. »Nein, nein. Ist schon in Ordnung. Wirklich! Ich besuche dich morgen wieder.«
    An der Tür drehte sie sich noch einmal um. »Übrigens weiß ich jetzt, dass ein Vollmond-Ritual wirklich funktioniert. Nur für den Fall, dass das jemanden hier interessiert.«
    »Wieso?«, fragte ich matt.
    »Na, ich hab mir doch etwas für dich gewünscht!« Sie zwinkerte mir zu.
    »Und was?«
    »Ihn!«, erwiderte sie strahlend und nickte zu Christoph. »Ach ja, Christoph ...« Sie lächelte noch breiter. »Zusatzdecken sind in der Regel in einem von diesen Schränken! Ich gehe davon aus, dass du dich nicht mehr von Samantha trennen willst. Und das zweite Bett ist ja auch noch frei ...«
    Christoph ließ sich nicht provozieren. Er grinste wie ein Honigkuchenpferd. Ich war der glücklichste Mensch auf der Welt.
    »Ciao, ihr zwei!«, sagte Neela, winkte noch einmal und verließ das Zimmer.
    Endlich waren wir wieder allein. Ich lächelte Christoph an. »Wenn es nach Neela gegangen wäre, hätte ich heute gar nicht aus dem Haus gehen dürfen. Sie hat mich davor gewarnt, dass es Unglück bringt, wenn mir eine schwarze Katze über den Weg läuft. Heute Morgen wäre ich beinahe über eine gestolpert.«
    Er lachte. »Neela und ihre Geschichten! Aber weißtdu, was es bedeutet, wenn einem ein weißer Schwan begegnet?«
    Ich hatte keine Ahnung. »Das bedeutet dann wohl, dass man Glück im Unglück hat?«
    Seine Augen waren noch blauer als zuvor. Er schüttelte den Kopf. »Nein, das bedeutet noch viel, viel mehr ...« Dann beugte er sich zu mir herunter und küsste mich. – Endlich!

Kapitel 43
    Am nächsten Morgen war Christoph noch immer da! Er hatte tatsächlich in dem leeren Bett neben mir geschlafen, das er vorher ganz nahe an meines gerückt hatte. Die ganze Zeit über hielt er meine Hand. Nur als mein Vater vollkommen aufgelöst mitten in der Nacht ins Zimmer stürmte, war Christoph kurz hinaus in den Flur verschwunden.
    Mein Dad sah aus, als hätte er sich gerade vor der Tür übergeben. Ich hatte ihn noch nie so blass gesehen. Er sah mit Sicherheit mitgenommener aus als ich. Der Arme! Ich versicherte ihm ein Dutzend Mal, dass es mir schon viel besser ging, und musste ihn regelrecht überreden, nach Hause zu

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