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Schwanengrab

Schwanengrab

Titel: Schwanengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schwarz
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fahren, um zu schlafen.
    Nun stand Christoph mit zwei dampfenden Bechern voll heißer Schokolade vor meinem Bett. Mit einer Extraportion Sahne und Schokostreusel!
    »So was gibt es hier im Krankenhaus?«, fragte ich verwundert.
    »Nein, hier gibt‘s nur durchsichtigen Kaffee und lauwarmen Kamillentee!«, grinste er.
    Ich verzog angewidert das Gesicht.
    »Auf der anderen Straßenseite gibt es eine Bäckerei«, erklärte er und fischte eine Tüte mit zwei warmen Croissants aus seiner Tasche. Als er mir meinen Becherreichte, beugte er sich zu mir herunter. Mir wurde heiß, obwohl ich noch gar nichts von meinem Kakao getrunken hatte. Eine halbe Minute später wusste ich, dass das Getränk in meiner Hand bei Weitem nicht das Beste an diesem Morgen war.
    »Ähm ... ich störe wohl!«
    Christoph richtete sich schnell auf.
    Neela stand in der Tür. Musste sie nicht zur Schule?
    »Na, entweder dir geht es sowieso schon wieder viel besser, Samantha, oder aber Christoph trägt ganz entschieden zu deiner Genesung bei. Deine Gesichtsfarbe sieht auf alle Fälle nicht mehr aus wie nach einer Fahrt mit der Geisterbahn.«
    Christoph setzte sich auf den Bettrand, während sich Neela auf den einzigen Stuhl fallen ließ.
    »Wenn ich eure Zweisamkeit für ein paar Minuten unterbrechen darf, dann erzähle ich euch etwas, was euch bestimmt vom Hocker haut.«
    Ich richtete mich vorsichtig auf und nippte an meinem Kakao.
    »Ihr werdet es nicht glauben, was ich letzte Nacht noch gemacht habe«, sagte sie triumphierend.
    »Vollmond-Ritual?«, fragte Christoph stirnrunzelnd.
    Neela winkte ab. »Quatsch! Ich habe mir dieses Grab angesehen, von dem ich dir erzählt habe, Samantha. Sebastian Saager. Die Tatsache, dass auch auf diesem Stein eine rote Rose lag, hat mich nicht mehr losgelassen. Also habe ich meinen Vater gebeten, mir zu helfen. Nachdem er gehört hat, was passiert ist, war er natürlichsofort dazu bereit. Da er als Arzt ja auch Totenscheine ausstellen muss, kennt er einige Leute in der Friedhofsverwaltung. Und stellt euch vor, der Verwalter ist gestern Nacht noch mit uns auf den Friedhof gegangen. Das war wirklich schaurig. Der Mond hat die Grabsteine angeleuchtet und sie haben ganz seltsame Schatten geworfen. Da war eine Energie zu spüren ...«
    »Neela!« Christoph verdrehte die Augen.
    »Schon gut, schon gut! Also, wir haben in seinem Büro nachgesehen, auf welchen Namen das Grab läuft. Und nun haltet euch fest!«
    Ob er mich festhalten wollte, wusste ich nicht. Auf alle Fälle schlang Christoph seinen Arm um mich.
    »Es gehört niemand anderem als Gabriele Eichstätter – Caros Mutter!«
    »Was hat die denn damit zu tun?«, fragte ich.
    »Gabriele Eichstätter hieß noch vor elf Jahren Saager. Sie hat ihren Mann verlassen, ist mit Caro nach Trier gezogen und hat ihren Mädchennamen wieder angenommen. Und Sebastian wurde nur vier Jahre alt.«
    Mir wurde kalt. »Wer ist das Kind in dem Grab?«, fragte ich leise.
    Neela sah mich lange an, dann nickte sie. »Ich durfte den Totenschein ansehen, was eigentlich gar nicht erlaubt ist. Datenschutz und so. Aber der Verwalter musste mal zufällig schnell auf die Toilette und hat zufällig den Ordner liegen lassen.« Sie lächelte. Aber diesmal war es nicht freudig. »Der kleine Junge in dem Grab heißt mit vollem Namen Sebastian Michael Saager.«
    Mich fror es rauf und runter. Auch wenn ich keine Gewissheit hatte, so konnte ich ahnen, was Neela als Nächstes erzählen würde.
    »Neela hat recht!«, kam ihr eine dunkle Männerstimme zuvor. Wir hatten den Kommissar gar nicht bemerkt, der leise die Tür geöffnet hatte und nun das Zimmer betrat. »Hältst du dich immer so an Abmachungen?«, fragte er an Neela gerichtet.
    Sie schüttelte abwehrend den Kopf. »Ich habe es sonst echt niemandem erzählt. Nur den beiden hier. Und bei denen bleibt es ja sozusagen in der Familie.«
    Der Kommissar schüttelte missmutig den Kopf, bevor er die Geschichte weitererzählte. »Sebastian Michael Saager war Caros Zwillingsbruder. Er ist kurz nach seinem vierten Geburtstag in einem Badesee ertrunken.«
    Der Satz des Kommissars traf mich mit voller Wucht. Plötzlich kamen meine Kopfschmerzen zurück. Aber sie stammten nicht von meiner Gehirnerschütterung, sondern von dem Schlag, den meine Seele erlitten hatte. Alles war so schrecklich, so unvorstellbar schmerzhaft. Nun wusste ich, wer er war. Mike war die Abkürzung von Michael. Ich zitterte so sehr, dass Christoph meinen Becher nahm und ihn auf den

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