Schwanenlied: Der fünfte Fall für Katrin Sandmann (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
würden nichts finden. Ganz so dämlich war er ja nun doch nicht.
»Was ist denn da los?«, fragte Gitta näselnd. Er hatte sie gar nicht hereinkommen hören.
»Die Bullen durchsuchen den Hof vom Klaus.«
»Warum das denn? Hat er was ausgefressen?«
»Was weiß ich«, brummte Mäder. »Ich glaube, die suchen den Unfallwagen. Du weißt schon, die Frau, die angefahren wurde. Die haben doch überall rumgefragt, ob jemand einen alten Kadett fährt. Und der Klaus hat, glaub ich, noch so ’ne alte Kiste in der Scheune stehen.«
»Ach wirklich? Das wusste ich gar nicht.« Gitta reckte ihren faltigen Hals und blinzelte kurzsichtig nach draußen.
»Ja, angeblich haben sie anhand von irgendwelchen Plastikteilen das Modell identifiziert.«
»Na so was.« Gitta richtete sich wieder auf und strich sich die Frisur zurecht. »Sieht so aus, als hätten sie keinen Wagen in der Scheune gefunden.«
»Dann müssen sie wohl wieder abziehen. So ein Pech.« Mäder beobachtete, wie die Uniformierten in die Autos stiegen. Ein Beamter in Zivil stand noch draußen und unterhielt sich mit Klaus. Zu dumm, dass man auf die Entfernung die Gesichter nicht erkennen konnte. Jetzt zog der Polizist ein Handy aus der Tasche. Er drehte sich von Klaus weg, während er telefonierte. Es dauerte einige Minuten, dann verabschiedete er sich und ging zu einem der Streifenwagen. Er klopfte an, der Kollege ließ das Seitenfenster herunter, der Beamte sprach mit ihm. Bestimmt ordnete er den Rückzug an.
Endlich rollten die drei Autos vom Hof. »Auf Nimmerwiedersehen«, murmelte Mäder. Er drehte sich zu Gitta um, doch die war nicht mehr im Zimmer. Also wandte er sich wieder dem Fenster zu.
Die Polizeiwagen fuhren im Schneckentempo über die Dorfstraße. Meine Güte, und dafür wurden die auch noch bezahlt! Bestimmt hatten diese Clowns in Uniform keinen Bock, früher als nötig an ihren Schreibtisch zurückzukehren. Faules Pack. So einen Luxus konnte er sich nicht erlauben. Es wurde Zeit, dass er zurück ins Sägewerk fuhr, die Mittagspause dauerte schon viel zu lang.
Gerade wollte Mäder die Gardine zurückgleiten lassen, als er irritiert innehielt. Die Bullen bremsten genau vor seinem Haus. Die zwei Streifenwagen blieben mit eingeschalteter Warnblinkanlage auf der Straße stehen, das Zivilfahrzeug bog in die Einfahrt. Der Mann, der eben noch mit Klaus gesprochen hatte, stieg aus.
Verfluchte Scheiße, hatte diese Memme etwa gequatscht? Es klingelte. Mäder stürmte zur Tür. Gitta stand mit ausdrucklosem Gesicht im Flur, die Arme verschränkt, und sah zu, wie er öffnete.
»Guten Tag, Herr Mäder.« Der Zivilbulle hatte zurückgegeltes Haar wie ein Mafioso. »Mein Name ist Krippenbeck. Wir ermitteln in einem Fall von Unfall mit Fahrerflucht, der sich hier am Dienstag ereignet hat. Sie haben sicherlich davon gehört?«
Mäder brummte etwas, das sich nach unverbindlicher Zustimmung anhören sollte.
»Wir würden uns gern mal Ihren Holzschuppen ansehen, Herr Mäder.«
Verdammt! Mäders Knie wurden schwach. Bloß nicht fertigmachen lassen. Das durften die gar nicht. Die hatten kein Recht, einfach so seinen Schuppen unter die Lupe zu nehmen. »Haben Sie einen Durchsuchungsbefehl?«, blaffte er heiser.
»Durchsuchungsbeschluss«, verbesserte der Beamte, ohne mit der Wimper zu zucken. »Nein, wir haben keinen Durchsuchungsbeschluss. Wir dachten, dass Sie uns den Schuppen bestimmt freiwillig zeigen. Sie haben doch nichts zu verbergen, oder?«
»Deswegen lasse ich trotzdem nicht Hinz und Kunz in meinem Schuppen herumschnüffeln. Ich kenne meine Rechte. Ich muss Ihnen gar nichts zeigen.«
Der Polizist mit dem seltsamen Namen hob die Schultern. »Dann besorgen wir uns einen Durchsuchungsbeschluss und kommen später wieder. Bis dahin lasse ich einen meiner Männer hier, der darauf achtgibt, dass nichts aus dem Schuppen entfernt wird.«
»Das ist nicht nötig!« Gitta trat vor. »Der Schuppen gehört genauso mir wie meinem Mann. »Ich erlaube Ihnen, sich dort umzusehen. Kommen Sie mit.« Sie drückte sich an den beiden Männern vorbei aus der Haustür.
Mäder fiel die Kinnlade herunter. Dieses Miststück, was dachte sie sich?
Krippenbeck sah fragend zu Mäder.
»Tun Sie, was Sie nicht lassen können«, knurrte der. »Allerdings möchte ich Sie darauf hinweisen, dass ich seit Wochen nicht da drin war. Wenn Sie irgendwas finden, dann habe ich nichts damit zu tun.«
Zehn Minuten später stieg Mäder zu Krippenbeck ins Auto. Sie hatten den Kadett gefunden.
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