Schwanenlied: Der fünfte Fall für Katrin Sandmann (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
fragte Manfred.
»Hm, ich bin 1973 geboren, ein gutes Jahr, nachdem meine Eltern geheiratet haben. Und ich weiß, dass Angelika gerade ein Jahr tot war, als sie heirateten. Es muss also 1971 gewesen sein.«
»Hast du jemals den Namen David Freeman gehört?«
»Ein Amerikaner? Nein, der Name sagt mir nichts.«
Katrins Handy klingelte. Eine unbekannte Nummer. »Katrin Sandmann.«
»Katrin? Hier ist Micha.«
Katrin spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht schoss. »Oh, hallo, Micha, gibt es etwas Neues?« Sie warf Manfred einen raschen Blick zu. Er sah sie stirnrunzelnd an. In seinem Gesichtsausdruck bemerkte sie etwas Lauerndes, dass sie von ihm nicht kannte: Misstrauen? Eifersucht?
»Allerdings gibt es etwas Neues«, antwortete Micha. »Sitzt du?«
»Sollte ich?«
»Ich bin leider nicht da, um dich aufzufangen, wenn du vor Schreck umkippst. Das wäre natürlich besser.«
»Wie unverzeihlich von dir.« Katrin war bewusst, dass sie schamlos flirtete, doch sie konnte es sich nicht verkneifen. Vielleicht lag es daran, dass ihr Hormonhaushalt verrückt spielte.
Neben ihr verdrehte Manfred die Augen, Petra schien das Knistern in der Atmosphäre zu spüren und grinste amüsiert.
Kurz entschlossen stand Katrin auf. »Ihr entschuldigt mich eben, ja?«
»Du bist nicht allein?«, fragte Micha am anderen Ende.
»Jetzt schon.« Katrin hatte sich durch das Gedränge zum Ausgang des Einkaufszentrums geschoben und stand jetzt auf der belebten Straße, auf der es zwar ebenfalls laut war, sich aber niemand für ihr Telefonat interessierte.
»Das ist gut so«, hörte sie Micha sagen. »Ich dürfte dir das nämlich eigentlich nicht erzählen. Also verrate mich bitte nicht.«
»Mach es nicht so spannend.«
»Ich möchte doch nur noch ein bisschen deine Stimme hören. Und dich zu einem Abendessen überreden. Als Dankeschön für die Info sozusagen.«
»Sozusagen.« Katrin schlug das Herz bis in den Hals. All die wunderbaren Augenblicke mit Micha fielen ihr mit einem Mal wieder ein. Am Lagerfeuer auf der Stufenparty am Rheinstrand, unter dem Sternenhimmel auf dem Campingplatz bei St. Malo in der Bretagne. Es war, als hätte das Schicksal die Zeit zurückgedreht. Hatte sie nicht gestern noch mit Roberta über Karma gesprochen?
»Also, was sagst du? Ein Abendessen, nur du und ich? Wir könnten die verlorene Zeit aufholen. Und natürlich dürftest du mich über den Fall ausquetschen.«
Sie hörte das Lächeln in seiner Stimme. »Also gut. Aber wenn, dann richtig. Ich will nicht in irgend so einen Fast-Food-Schuppen.«
»Du warst schon immer eine harte Verhandlungspartnerin.«
»Sagst du mir jetzt, was ihr so Sensationelles herausgefunden habt?«
»Aber sicher. Halt dich fest: Der Rechtsmediziner hat die Mumie untersucht. Die Todesursache hat er noch nicht eindeutig geklärt, er vermutet aber, dass sie natürlich ist. Eine Krankheit vielleicht, die nicht fachgerecht behandelt wurde. Gestorben ist sie irgendwann zwischen 1950 und 1975. Genauer geht es nicht, zumindest noch nicht. Aber das ist nicht alles. Es gibt da wohl ein paar markante Unterschiede im Knochenbau, am Oberkiefer und am Schienbein, wenn ich das richtig verstanden habe. Jedenfalls ist kein Irrtum möglich. Das Mädchen gehörte nicht der kaukasischen Rasse an, zumindest nicht ausschließlich, sie war jedenfalls nicht dominant. Mit anderen Worten, ihre Hautfarbe war schwarz.«
*
Dieter Mäder schob die Gardine zur Seite und äugte aus dem Fenster. Tatsächlich, die Bullerei lief beim Klaus auf, und zwar mir drei Streifenwagen. Er verrenkte sich den Hals, konnte aber nicht sehen, was an der Haustür vor sich ging. Gittas dämliche Rosenstöcke waren im Weg.
Verfluchter Mist, irgendwer aus dem Dorf hatte also gequatscht. Bestimmt die alte Henk. Die konnte nie ihre Klappe halten, auch wenn das meiste, was sie erzählte, keinen Sinn ergab. Wie gut, dass er vorgesorgt hatte. So schlau wie diese Hampelmänner war er schon lang. Mäder kniff die Augen zusammen. Gestalten in Uniform kamen um die Hausecke, sie bewegten sich auf die alte Scheune zu. Wenn nur Klaus nicht vor Angst in die Hose pinkelte! Dieser Schlappschwanz war ein echtes Risiko. Vermutlich wäre es am besten gewesen, das Ganze allein durchzuziehen. Andererseits hatte er nicht die geringste Lust, den Kopf für die anderen beiden hinzuhalten. Die hingen genauso mit drin.
Mäder drückte sich die Nase an der Scheibe platt. Die großen Flügel des Scheunentores öffneten sich. Er feixte. Diese Idioten
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