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Schwanenlied: Der fünfte Fall für Katrin Sandmann (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Schwanenlied: Der fünfte Fall für Katrin Sandmann (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Schwanenlied: Der fünfte Fall für Katrin Sandmann (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Klewe
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an.
    Sie blickte auf das silberne Telefon in ihrer Hand. Sie hatte lang gezögert, bevor sie die eingegangenen Nachrichten durchgesehen hatte. Sie empfand es als unter ihrer Würde, ihrem Mann hinterherzuschnüffeln. Außerdem hatte sie Angst, auf unangenehme Wahrheiten über sich selbst zu stoßen. Was, wenn Thomas dieser Frau intime Details über ihre Ehe verriet? Oder wenn die beiden sich einen Spaß daraus machten, über sie zu lästern? Sie war sich nicht einmal sicher, ob sie überhaupt irgendetwas über die andere Frau wissen wollte. So ein Name ließ sich nur schwer aus den Gedanken vertreiben, wenn man ihn einmal kannte.
    Aber dann hatte sie sich gesagt, dass es ein Wink des Schicksals gewesen sei, dass Tom das Handy vergessen hatte. Sie hatte es finden sollen. Allerdings hielt das Gerät ganz andere Informationen für sie bereit, als die, die sie erwartet hatte. Keine Nachrichten von einer unbekannten Geliebten, dafür vier Anrufe in Abwesenheit von Dieter Mäder. Schon der Name ließ sie schaudern. Dieser grobschlächtige Kerl war Teil der Vergangenheit, an die sie nie wieder hatte erinnert werden wollen. Und sie war sich sicher gewesen, dass Tom das genauso sah.
    Zweimal hatte Dieter einfach aufgelegt, doch beim dritten Versuch hatte er eine Nachricht auf der Mailbox hinterlassen. Mit einem flauen Gefühl im Magen hatte sie sie abgehört.
    »Hey, Thomas, wo bleibst du? Wir warten auf dich. Glaub bloß nicht, dass du dich drücken kannst! Mitgehangen, mitgefangen, also mach schon, beweg deinen Arsch hierher, und zwar sofort. Die Alte liegt im Koma, aber sie kann jederzeit aufwachen. Wenn sie quatscht, geht es auch dir an den Kragen. Und du weißt, was das bedeutet.«
    Sie hatte keine Ahnung, wen Dieter mit ›die Alte‹ meinte. Ein Gefühl sagte ihr, dass es sich um Anna Henk handeln musste. Diese Frau hatte sie schon immer im Verdacht gehabt, mehr zu wissen, als sie vorgab. Vielleicht spürte sie den Tod nahen und wollte ihr Gewissen erleichtern und über die Dinge reden, über die sie all die Jahre geschwiegen hatte. Aber warum sprach Dieter von Koma? War sie krank? Hatte sie einen Unfall? Oder hatte Dieter …?
    Sie ließ das Telefon sinken. Sie musste in die Eifel fahren, und zwar auf der Stelle. Es war das einzig Richtige. Doch sie hatte nicht die Kraft. So wie sie damals nicht die Kraft gehabt hatte, das Richtige zu tun. Es war, als würde das Schicksal sich wiederholen. Seit Stunden saß sie reglos auf dem Bett, rauchte eine Zigarette nach der anderen und grübelte. Sie hatte es lediglich geschafft, Agnes anzurufen und unter einem Vorwand die Verabredung abzusagen. Danach war sie in eine Art Starre verfallen. Sie war wie gelähmt, genau wie an jenem verfluchten Nachmittag im August. Es war ihre Feigheit gewesen, die vor vierzig Jahren das Unglück heraufbeschworen hatte, und genauso würde es heute wieder sein.

    *

    Katrin schaute mit gerunzelter Stirn an der Fassade hoch. »Ich verstehe nicht, warum sie nicht aufmacht.« Sie standen vor Anna Henks Haus in Kestenbach. Katrin hatte darauf bestanden, noch bei der alten Frau vorbeizufahren, obwohl es bereits halb neun war. Es dämmerte, und mittlerweile war es richtig kalt.
    »Vielleicht hat sie sich schon ins Bett gelegt«, meinte Manfred. Ihm war der späte Besuch sichtlich unangenehm, und Katrin hatte den Verdacht, dass er froh war, die Frau nicht anzutreffen.
    Sie sah ihn an. »Ich weiß ja, dass die Eifler früh schlafen gehen, aber vor neun wohl nicht, oder?«
    »Ist doch möglich, dass sie so spät einfach nicht mehr an die Tür geht.«
    Katrin wollte das nicht so recht glauben. Aber es blieb ihr nichts anderes übrig, als sich geschlagen zu geben. Ein letztes Mal spähte sie durchs Fenster, von Anna Henk war nichts zu sehen. Nirgendwo brannte Licht, alles war still. »Meinetwegen, dann kommen wir morgen früh wieder.« Sie blickte die Dorfstraße entlang. »Wir könnten es aber noch woanders versuchen.«
    Manfred ging zurück zum Gartentor. »Ich halte das für keine gute Idee. Vermutlich würden sich die Leute belästigt fühlen. Versuchen wir es lieber morgen, Sonntagvormittag haben die meisten Zeit für ein kurzes Schwätzchen.«
    »Meinetwegen.« Zögernd folgte Katrin ihrem Freund zum Wagen und stieg ein.
    Sie fuhren zurück zum Hotel. Katrin musste immer wieder an das Foto denken, dass Petra ihnen gemailt hatte, die Frau mit dem Säugling, das liebevolle Lächeln auf ihrem Gesicht. Warum hatte sie ihre Tochter nie zu sich geholt? Im

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