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Schwanenschmaus im Porterhouse

Schwanenschmaus im Porterhouse

Titel: Schwanenschmaus im Porterhouse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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jede Veränderung in der Küche sträuben. Andere würden die Notwendigkeit steigender Studentenzahlen bestreiten. Sir Godber schmunzelte im Dunkeln glücklich vor sich hin. Auf eben solchen Differenzen beruhte sein Erfolg. Im Streit würde der eigentliche Anlaß vergessen werden, dann würde er als Schiedsrichter zwischen zerstrittenen Fraktionen auftauchen und seine ursprüngliche Rolle als Auslöser der Divergenzen wäre vergessen. Doch als erstes brauchte er einen Verbündeten. Auf der Suche nach einer Schwachstelle ging er die Fellows durch. Der Dekan würde sich jeder Erhöhung der Studentenzahlen mit dem Scheinargument widersetzen, daß sie die christliche Gemeinschaft, die Porterhouse seiner Meinung nach war, zerstören und, was schon eher zutraf, die Aufrechterhaltung der Disziplin erschweren würde. Sir Godber legte den Dekan auf einer Seite ab. Von ihm war keine Hilfe zu erwarten, außer indirekt, dank seines eisernen Konservativismus, der einigen anderen Fellows auf die Nerven ging. Der Obertutor? Dieser Fall war schon schwieriger einzuschätzen. Als ehemaliger Ruderer stand er möglicherweise höheren Aufnahmequoten aufgeschlossen gegenüber, weil das College dann aus einem größeren Potential von Ruderern schöpfen könnte, was die Chancen von Porterhouse bei den inneruniversitären Ruderregatten verbessern würde. Aus Angst, die Ernährung der Rennruderer könnte leiden, würde er andererseits jede Veränderung in der Küche ablehnen. Der Rektor befand, daß hier ein Kompromiß angebracht war. Er würde die angemessene Versorgung des Bootsclubs mit Steaks garantieren, ganz gleich, welche Sparmaßnahmen sonst in der Küche durchgeführt wurden. Ja, der Obertutor würde sich breitschlagen lassen, einer Expansion zuzustimmen. Sir Godber rechnete ihn gegen den Dekan auf und nahm sich dann den Schatzmeister vor. Der war der Schlüssel, dachte er. Konnte der Schatzmeister zur Mitarbeit an der Sache der Veränderung gewonnen werden, so war dies von unschätzbarem Wert. Träte er aufgrund des finanziellen Vorteils wegen der Einnahme von mehr Studiengebühren für höhere Studentenzahlen sowie für Sparmaßnahmen in der Küche ein, wäre das von ungeheurem Gewicht. Sir Godber dachte über den Charakter des Schatzmeisters nach, und dank der Selbsterkenntnis, die der Eckpfeiler seines Erfolges gewesen war, erkannte er Opportunismus, wenn er ihn sah. Der Schatzmeister, soviel war sonnenklar, war ein ehrgeiziger Mann und wahrscheinlich unzufrieden mit dem bescheidenen Lebensstil an einem College. Der Sitz in einem Königlichen Ausschuß – Sir Godber war erst vor kurzem aus dem Kabinett ausgeschieden und wußte von mehreren vakanten Posten würde ihm Gelegenheit geben, seine nichtexistierende Persönlichkeit in den Dienst der Öffentlichkeit zu stellen, und das würde ihm die Anerkennung verschaffen, die ihn für seine fehlenden Leistungen entschädigte. Sir Godber zweifelte nicht daran, daß er seine Berufung arrangieren könnte. Für einen Mann vom Kaliber des Schatzmeisters war in Königlichen Ausschüssen immer Platz. Er würde seine Aufmerksamkeit auf den Schatzmeister konzentrieren. Zufrieden mit seinen Plänen, drehte der Rektor sich auf die Seite und schlief ein. Um sieben wurde er von seiner Frau geweckt, deren beharrliche Ansicht, daß »früh schlafen gehn und früh aufstehn schafft Reichtum, Weisheit, Wohlergehn«, ihn schon immer irritiert hatte. Während sie mit dem mangelnden Gespür für die Gefühle anderer Leute, das ihre Philantropie auszeichnete, durch das Schlafzimmer hastete, musterte Sir Godber wieder einmal die Besonderheiten seiner Frau, die seinen politischen Ehrgeiz so angestachelt hatten. Lady Mary war keine attraktive Frau. Ihr eckiger Körper ließ ihre geistigen Qualitäten um so stärker hervortreten.
    »Zeit zum Aufstehen«, sagte sie, als sie merkte, daß Sir Godber ein Auge geöffnet hatte.
    »Nicht an uns ist es zu fragen, sterben soll’n wir ohne Klagen«, dachte der Rektor, setzte sich auf und fischte nach seinen Hausschuhen.
    »Wie war das Festmahl?« fragte sie und zog die Gurte ihres Stützkorsetts mit solcher Vehemenez fest, daß Sir Godber unwillkürlich an ein Pferderennen denken mußte. »Annehmbar, würde ich meinen«, sagte er gähnend. »Es gab mit irgend ’ner Ente gefüllten Schwan. Äußerst schwer verdaulich. Hat mich die halbe Nacht wach gehalten.«
    »Du solltest dich mehr vorsehen mit dem, was du ißt.« Lady Mary setzte sich und schlug ein Bein über das

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