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Schwanenschmaus im Porterhouse

Schwanenschmaus im Porterhouse

Titel: Schwanenschmaus im Porterhouse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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»Äh, nach solchen Gipfeln streben wir leider nicht. Bei uns geht es eher um Zwischenprüfungen und gewöhnliche akademische Grade. Nichts weiter als normale, altmodische Bachelors of Arts. Wir reichen die Namen ein, und sie werden problemlos akzeptiert.« Sir Godber nahm verblüfft Platz.
    »Du lieber Himmel, und Sie wollen mir einreden, das College könnte ohne diese ... ähem ... Spenden ... verflucht, ohne diese Bestechungsgelder nicht überleben?«
    »Kurz und trocken, Herr Rektor«, sagte der Schatzmeister, »Porterhouse ist pleite.«
    »Aber warum? Was machen andere Colleges?«
    »Ach«, sagte der Schatzmeister, »das ist etwas ganz anderes. Die meisten sind stinkreich. Durch clevere Investitionen über lange Jahre hinweg. Trinity beispielsweise ist meines Wissens nach der Königin und der Anglikanischen Kirche der drittgrößte Grundbesitzer des Landes. King’s College hatte Lord Keynes als Schatzmeister. Bei uns war das leider Lord Fitzherbert. Während Keynes ein Vermögen verdient hat, verlor Fitzherbert eins. Sie haben doch von dem Mann gehört, der die Bank in Monte Carlo in den Bankrott getrieben hat?« Der Rektor nickte traurig.
    »Lord Fitzherbert«, sagte der Schatzmeister. »Aber er muß doch ein Vermögen gemacht haben«, sagte der Rektor.
    Der Schatzmeister schüttelte den Kopf. »Nicht die Bank von
    Monte Carlo hat er in den Bankrott getrieben, Rektor, sondern die Bank in Monte Carlo, unsere Bank, die Anglian Lowland Bank. Die Kugel rollte, und zwei Millionen waren futsch. Hat sich von dem Schlag nie mehr erholt.«
    »Überrascht mich nicht«, sagte der Rektor. »Ich frage mich bloß, ob er sich nicht an Ort und Stelle das Gehirn weggepustet hat.«
    »Ich meine die Bank, Herr Rektor, nicht Lord Fitzherbert. Er kam zurück und wurde schließlich sogar zum Rektor gewählt«, sagte der Schatzmeister.
    »Zum Rektor gewählt? Kommt mir seltsam vor, einen Mann zu wählen, der den Laden in die Pleite getrieben hat. Ich hätte gedacht, man würde ihn lynchen.«
    »Ehrlich gesagt war das College noch eine ganze Weile auf ihn angewiesen. Soviel ich weiß, haben uns die Gelder aus seinem Nachlaß geholfen, schwere Zeiten zu überstehen.« Der Schatzmeister seufzte. »Sie müssen daher verstehen, verehrter Rektor, daß ich Sie zwar prinzipiell unterstütze, doch leider zwingt uns die ... äh ... prekäre finanzielle Lage gewisse Beschränkungen auf, was die Durchführung der Ihnen vorschwebenden Veränderungen anbelangt. Wir müssen uns mächtig nach der Decke strecken.« Der Schatzmeister trank seinen Campari aus und stand auf. Der Rektor blieb sitzen und starrte auf den Garten. Es hatte wieder angefangen zu schneien, doch er merkte es nicht. Er war mit anderen Dingen beschäftigt. Wie er so auf seine lange Laufbahn zurückblickte, fiel ihm plötzlich ein, daß er diese Situation schon einmal erlebt hatte. Die Argumente des Schatzmeisters waren die des Finanzministers und der Bank von England gewesen. Sir Godbers Ideale waren schon immer an den Klippen finanzieller Zwänge zerschellt. Diesmal würde es anders sein. Unter die Frustrationen eines ganzen Lebens würde ein Schlußstrich gezogen werden. Sir Godber hatte nichts zu verlieren.
    Porterhouse würde sich ändern oder kaputtgehen. Von dem Vorbild Lord Fitzherberts beflügelt, erhob sich Sir Godber und drehte sich zum Schatzmeister um. Doch der war nicht mehr da. Er hatte sich auf Zehenspitzen aus dem Zimmer geschlichen, und man konnte sehen, wie er vorsichtig durch den Garten davonwatschelte.

Kapitel 4
    Zipser verschlief. Die geistigen wie körperlichen Strapazen hatten ihn ausgelaugt. Als er endlich aufwachte, war Mrs. Biggs schon in seinem Nebenzimmer zugange, wo sie Möbel rückte und Staub wischte. Zipser hörte ihr vom Bett aus zu. Wie in »Das Haus am Eaton Place«, dachte er. Mrs. Biggs, die Aufwartefrau. Skullion, der Oberpförtner. Der Dekan. Der Obertutor. Relikte eines antiken kindischen Spiels. Ganz Porterhouse hatte so etwas an sich. Ihr da oben – wir hier unten. Während er dalag und der tierhaften Tapsigkeit von Mrs. Biggs’ Bewegungen lauschte, dachte Zipser über den merkwürdigen Lauf der Dinge nach, der ihn in die Rolle eines Herrn befördert hatte, während Mrs. Biggs eine aggressive Unterwürfigkeit an den Tag legte, die zu ihrer Persönlichkeit und eindrucksvollen Körperfülle so gar nicht passen wollte. In seinen Augen war es eine seltsame Beziehung, die ihre unheimliche Anziehungskraft auf ihn nur noch komplizierter

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