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Schwanentanz

Schwanentanz

Titel: Schwanentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Francis
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auf ihn übersprang. Er seufzte, rieb sich an ihrem Fuß, sah sie lächeln.
    Aidens Hand löste sich von ihrem Busen und zitterte über der Schale. Dann tauchte er mit den Fingern hinein. Die Haut aus Farben zerriss und zog sich in Fetzen an die Ränder der Schale zurück. Darunter lag Dunkelheit, die sich schlierig bewegte. Es dauerte ein paar Augenblicke, bis Brandon erkannte, um was es sich handelte. Es war der Edelsteinstollen. Im Traum kroch Aiden durch einen Gang, der so eng war, dass er kaum den Kopf heben konnte. Meterdicker Fels presste sich gegen seine Schultern, drückte von unten gegen seine Brust. Die Decke wurde immer niedriger, er stieß sich den Kopf an Zacken. Stalaktiten bohrten sich in seinen Rücken, wie, um ihn aufspießen. Und dann gab es plötzlich weder vor noch zurück. Enge. Dunkelheit. Hastige Atemzüge brachen durch die Stille. Hinter ihnen lagen Schreie verborgen, die er sich noch verkneifen konnte. Noch …
    Aiden schob die Schale ruckartig aus seinem Blickfeld. Das Metall ratschte über den Steinboden, Flüssigkeit schwappte über die Ränder. Er zitterte. Ein Schweißtropfen perlte ihm die Schläfe hinab und fiel in Caras Haar. Lautlos formten seine Lippen den Namen seines Bruders.
    „Schon gut, schon gut“, murmelte Cara. Sie hob den Arm, griff in Aidens Nacken und zog sein Gesicht an ihre Schulter, küsste seine schweißnasse Stirn. „Sei mir nicht böse, aber ich musste dir das zeigen. Ich mach es wieder gut, hab keine Angst. Verstehst du jetzt, warum ich dir den Traum wegnehmen musste?“
    Aiden verstand es mit Gewissheit nicht, und noch weniger verstand er, warum Cara seinen geliebten Bruder in die Dunkelheit des Stollens geschickt hatte, aber er nickte. Brandons Speichel schmeckte bitter. Er hatte geglaubt, Cara schnell zu verfallen, wenn sie es darauf anlegte, und sich dafür nicht nur einmal geschämt. Doch Aiden ergab sich ihr noch rascher.
    „Ich habe nicht schlafen können, so viel Angst strahlte von diesem Traum ab“, murmelte Cara. „Brandon ging es genauso. Er hat nicht geschlafen, dabei müsste er so müde sein.“
    Brandon stutzte. Er hatte geschlafen, tief und fest sogar, wenn auch nur eine Stunde. Doch offenbar hatte sie keine Träume von ihm fangen können, was sie glauben ließ, dass es keine gegeben hatte. Eigenartig.
    Caras Zehen rieben über die Länge seines Gliedes. „Was ist los? Du siehst beunruhigt aus, Brandon.“
    „Es ist nichts, Mylady. Ich konnte nicht schlafen, weil ich über meinen Auftrag nachgedacht habe.“
    Sie hob eine Augenbraue, neigte das Gesicht in den von Aiden geworfenen Schatten und mit einem Mal wirkten ihre Augen kalt wie Steine. „Du musst nur ein Wort sagen und ich schicke Männer, die dich unterstützen.“
    „Ich komme zurecht“, antwortete er verbindlich. „Ich habe geschworen, dich nicht zu enttäuschen, aber so würde ich mich fühlen, wenn ich Hilfe bräuchte. Es drängt nichts zur Eile, die Frau ist harmlos. Dem Síd droht keine Gefahr.“ Ihm selbst sehr wohl und damit auch seiner Fürstin, aber das verschwieg er ihr.
    Cara schmiegte ihre Wange an Aidens und lächelte träge in Brandons Richtung. „Ich kann mich auf dich verlassen. Das mag ich so an dir.“ Dann wandte sie Aiden wieder ihre ganze Aufmerksamkeit zu und zog eine Strähne seiner nussbraunen, welligen Haare zwischen Daumen und Zeigefinger lang. „Wo kommen diese Träume her? Bist du unglücklich bei mir?“
    Brandon sah, wie Aiden die wahre Antwort hinunterschluckte, wie ein Sterbender das Blut, wenn er seine Kameraden nicht sehen lassen will, dass die inneren Verletzungen tödlich sind. „Es ist die Angst um meinen Bruder, Mylady. Die Ungewissheit tut weh.“
    „Es tut weh?“ Ehrliches Interesse flackerte in ihren Augen auf, sie setzte sich auf und drehte sich zu ihm um, damit sie ihn ansehen konnte. „Wie Schläge?“
    „Eher wie ein Messer in den Eingeweiden, Mylady.“
    Cara legte sich eine Hand auf den Bauch. „Bei Dan und Dagda, den Göttern, warum hast du mir das nicht erzählt? Ich will nicht, dass du Schmerzen leidest.“
    Nein, dachte Brandon grimmig, das wollte sie sicher nicht. Wenn einer ihrer Männer Schmerzen litt, dann wollte sie ganz allein deren Ursache sein. Cara wollte immer alles in den Händen halten.
    „Ich erinnere mich“, sagte sie leise. „Ich kenne diese Schmerzen. Als man mich aus Avalon verbannte, musste ich meinen Sohn zurücklassen. Du hast recht, es fühlt sich an wie ein Messer, das sich in der Wunde dreht.

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