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Schwangerschaft ist keine Krankheit

Schwangerschaft ist keine Krankheit

Titel: Schwangerschaft ist keine Krankheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jael Backe
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der Fruchthöhle abgesaugt wird. Die Fruchtwasseruntersuchung ist damit in der Tat ein invasives, ein in den Körper eindringendes und verletzendes Vorgehen. Ich empfinde allerdings die Ultraschalluntersuchung, die so häufig Ungewissheit erzeugt und Angst und Zweifel sät, als nicht weniger invasiv.
    Fazit: Die Ultraschalluntersuchung kann auf psychischer Ebene verletzen. Das hat weitreichende Folgen für die Beziehung zwischen Mutter und Kind. Ultraschall ist psychisch invasiv.
    Â 
Kommunikation, das Zauberwort
    Das Gespräch zwischen Ihrem Arzt und Ihnen als werdender Mutter, die Art und Weise, wie Ihnen Befunde erläutert werden, und die persönliche Zuwendung sind von ganz eminenter Wichtigkeit. Das erzählen mir immer wieder schwangere Frauen, das erleben wir jeden Tag. Auch wissenschaftliche Untersuchungen ergeben dies – das Thema wird in den vergangenen Jahren erfreulicherweise zunehmend bearbeitet. Dass es auf diesem Gebiet aber noch erhebliche Defizite gibt, zeigen Buchtitel wie dieser: Beim ersten Kind gibt’s tausend Fragen. Alles, was Ärzte nicht sagen, Männer nicht wissen und nur die beste Freundin verraten kann (Iovine 2010).
    Kürzlich erhielt ich den Brief eines Arztes, der eine pränataldiagnostische Untersuchung bei einer schwangeren Patientin durchgeführt hatte. Er enthielt folgenden Passus über die Aufklärung der Schwangeren: »Die Patientin wurde über die Möglichkeiten und Grenzen der Pränataldiagnostik und Risikoabschätzung beraten. Mit der Patientin wurde besprochen, dass durch eine alleinige Ultraschalluntersuchung einige kindliche Erkrankungen, wie z. B. die Trisomie 21 (Downsyndrom), bestimmte Herzfehler oder kindliche Infektionen, methodisch bedingt nicht sicher ausgeschlossen werden können. Auf die Möglichkeit, dass sich Veränderungen erst im weiteren Verlauf der Schwangerschaft ergeben können, wurde hingewiesen. Das Recht auf Nichtwissen wurde ebenso wie die rechtlichen Grundlagen zur Schwangerschaftsberatung erörtert.« Na, da ist doch alles klar, oder? Das Ganze hört sich an, als ob es ein Anwalt für den Arzt geschrieben habe. Ein juristischer Rundumschlag, der keine Fragen offenlässt. Es wird klar, von welcher Absicherungsmentalität das ärztliche Denken und Sprechen heutzutage geprägt ist.
    Eine Pilotstudie über die Kommunikation zwischen Arzt und Patientin in der Pränataldiagnostik zeigte, dass diese ganz auf Krankheiten konzentriert ist. Dadurch sei es nicht möglich, in kritischen Situationen angemessen auf die Gefühle der werdenden Eltern einzugehen (Zecca 2006).
    Eine weitere Studie ergab, dass Frauen, die beim Ultraschall unerwartet eine ungünstige Diagnose erhalten, sich Folgendes wünschen (Lalor 2007):
• eine schnelle, ausführliche Information,
• eine rasche Überweisung zu einem Spezialisten für Pränataldiagnostik,
• schriftliches Informationsmaterial,
• die kontinuierliche Betreuung durch eine ärztliche Bezugsperson und
• Einfühlungsvermögen des Arztes und des gesamten Teams.
Ein Schritt in die richtige Richtung
    Auch in Deutschland wurde die mangelhafte Kommunikation zwischen Arzt und Patientin in solch schwierigen Situationen bemängelt. Dies führte zum Erlass des »Gesetzes zur Änderung des Schwangerschaftskonfliktgesetzes (SchKG)«, das am 1. Januar 2010 in Kraft getreten ist. Darin wird festgelegt, dass der Arzt, wenn er Ihnen einen ungünstigen Befund der pränatalen Untersuchung mitteilen muss, diesen in verständlicher Form erläutern soll. Er muss Sie »ergebnisoffen« über psychosoziale und medizinische Aspekte informieren. Sie erhalten Informationsmaterial. Außerdem soll ein Fachkollege hinzugezogen werden, der über Spezialwissen zur festgestellten Gesundheitsschädigung verfügt. Sie haben Anspruch auf psychosoziale Beratung, bei Bedarf wird Ihnen ein entsprechender Kontakt, eventuell auch zu Selbsthilfegruppen, vermittelt.
    In meinen Augen bedeutet dieses Gesetz einen erheblichen Fortschritt, da Ärzte mit klaren Handlungsanweisungen unterstützt werden. Für Sie als Schwangere besteht erstmals ein definierter Anspruch auf ausreichende Beratung. Sie werden nicht alleingelassen.
Was spürt Ihr Baby vom Ultraschall?
    An Ihr Baby haben wir bei unseren Überlegungen zur Pränataldiagnostik noch gar nicht gedacht. Wir können naturgemäß nicht

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