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Schwangerschaft ist keine Krankheit

Schwangerschaft ist keine Krankheit

Titel: Schwangerschaft ist keine Krankheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jael Backe
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Steuerung des Geburts-geschehens durch künstliche Einleitung der Wehentätigkeit oder durch die aktive Eröffnung der Fruchtblase. Der Zeitpunkt der Geburt wurde dabei auf Wunsch der Schwangeren oder zu einem für das Krankenhaus günstigen Zeitpunkt gewählt. Man begründete dieses Vorgehen mit dem Argument der Sicherheit für Mutter und Kind. In den 1980er-Jahren wurde dieses aktive Management zunehmend zugunsten der »natürlichen« oder »sanften Geburt« verlassen. Was derartig programmiert abläuft, kann dem Lebewesen Mensch einfach nicht gerecht werden.
    Das Prinzip der vorgeburtlichen Programmierung könnte leicht dazu führen, dass Schwangere selbst zu »programmierten Schwangeren« werden. Das jeweilige Programm wird dann von der Vorsorgemedizin vorgegeben.
    Die vorangehenden Kapitel dieses Buches haben versucht zu zeigen, wie Schwangere heutzutage von Risiken umgeben sind. Es handelt sich dabei, um nur einige zu nennen, um Risiken, die sich aus der Nahrung, aus Infektionskrankheiten, aus dem eigenen Erbgut, dem Alter oder sonstigen quantitativ erhobenen Messwerten der Schwangeren ergeben. Der Begriff »Risiko« begleitet heute jede Schwangerschaft von Anfang an und ersetzt dabei typische frühere Schwangerschaftsängste wie die vor Blitzen, Mäusen und Dämonen.
    Wir Ärzte propagieren dieses Risikodenken, obwohl wir heute wissen, dass starke emotionale Einflüsse in der Schwangerschaft, insbesondere die negativen Effekte von Stress, Angst und Gewalterfahrungen, sich prägend auf die psychische Verfassung des Ungeborenen auswirken können. Wenn wir eine schwangere Frau durch unzählige Untersuchungen, wiederholte Kontrollen und oftmals unklare Aussagen immer wieder von Neuem verunsichern und verängstigen, dann bewirken wir möglicherweise selbst eine negative Prägung mit weitreichenden Auswirkungen.
    Fazit: Angesichts dieses Wissens wäre es ein wichtiges Ziel ärztlichen Handelns, wo immer es möglich ist, schwangere Frauen wie Sie aus dem Kreislauf dieses furchterregenden Risikodenkens zu befreien, statt diese Befürchtungen auch noch auszulösen und zu vertiefen. Gab es da nicht einmal eine ganz grundlegende Botschaft, die »Fürchte dich nicht!« hieß?
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    Begründete positive Botschaften zu geben, zu beruhigen, zu stabilisieren, innere Harmonie zu unterstützen, Zuversicht zu vermitteln, wo immer das möglich ist, auch das ist prägendes ärztliches Handeln. Das Konzept der vorgeburtlichen Prägung birgt damit auch eine Chance für Ärzte: Sie könnten zum »Prägungshelfer« im besten Sinne dieses Wortes werden.
    Und auch für Sie selbst ergeben sich wichtige Chancen: Mit einem gezielt gesundheitsbewussten Lebensstil in der Schwangerschaft können Sie die Gesundheit und Zufriedenheit Ihres Babys nachhaltig prägen. Achten Sie auf eine abwechslungsreiche Ernährung, ausreichend Bewegung und Entspannung, einen erholsamen Schlaf sowie auf eine angemessene Gewichtszunahme während der Schwangerschaft. Versuchen Sie, es sich in dieser besonderen Lebensphase in jeder Hinsicht gut gehen zu lassen. Seien Sie selbstbewusst und lassen Sie sich nicht unnötig verängstigen, beunruhigen oder in die Ecke drängen.

Kapitel 10
Wer ist eigentlich das Ungeborene?
Ihr Bauch als »Blackbox«, Ihr Baby als »blinder Passagier«
    Â»Der Fetus und seine Mutter sind nie getrennt, sie essen, schlafen, bewegen sich, rauchen, nehmen Medizin und haben Unfälle – gemeinsam.« (Chamberlain 1997)
    Wer interessiert sich eigentlich wirklich für das Ungeborene als fühlendes Lebewesen? Die Pränatalmediziner sehen den Bauch von Schwangeren als eine Art »Blackbox«, als »schwarzen Kasten«. Es gilt, dieses geschlossene, undurchsichtige System mit Schallwellen zu durchdringen, um Abweichungen von der menschlichen Norm zu entdecken. Der Fetus ist ein zu diagnostizierendes passives Wesen, ein Untersuchungsobjekt. Er interessiert nicht wirklich als Lebewesen, sondern er erscheint als modellhaftes, abstraktes Bild auf dem Monitor. In der dreidimensionalen Darstellung ähnelt er einem Relief, wird zum Kunstprodukt. Bestimmte Erkrankungen des Fetus können bereits vor der Geburt durch Operationen behandelt werden. Man kann schon in der Gebärmutter das Blut des Ungeborenen austauschen oder bei kindlicher Blutarmut eine Blutübertragung durchführen. Der Fetus wird

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