Schwangerschaft ist keine Krankheit
auf äuÃere Einflüsse, wie man lange Zeit annahm, sondern es zeigt Bewegungsmuster, die es selbstständig und aktiv hervorbringt. Aus Ultraschallstudien ist bekannt, dass sich Ungeborene bereits mit sechs Schwangerschaftswochen bewegen. Mit zehn Schwangerschaftswochen ist ein nahezu komplettes Bewegungsrepertoire erkennbar: Ihr Baby führt nun die Hand zum Mund, kann sich um seine eigene Längsachse drehen, beugt und streckt seine Arme und Beine, schluckt Fruchtwasser und macht seinen Mund aktiv auf und wieder zu. Bald spielt es mit seiner Nabelschnur, greift nach den eigenen FüÃchen und stöÃt sich mit den FüÃen von der Gebärmutterwand ab.
Immer wieder beobachte ich bei Ultraschalluntersuchungen, wie sich ein Baby nach einem mütterlichen Hustenanfall oder nach einer Lachsalve, die eine erdbebenähnliche Erschütterung im mütterlichen Bauch hervorruft, mehrere Sekunden lang vermehrt bewegt. In den ersten zwölf Wochen der Schwangerschaft zeigen Feten Bewegungsphasen, die bis zu siebeneinhalb Minuten dauern. Die kindlichen Bewegungen werden erst später, im letzten Schwangerschaftsdrittel, durch die zunehmende räumliche Enge in der Gebärmutter begrenzt.
Die Entwicklung der drei- und vierdimensionalen Ultraschalluntersuchung in neuerer Zeit ermöglicht es, solche kindlichen Verhaltensmuster detailliert zu beobachten. Sie organisieren sich vorwiegend in den letzten drei Schwangerschaftsmonaten und stehen in direktem Zusammenhang mit den Veränderungen im kindlichen Gehirn.
Diese fetalen Bewegungsmuster sind Gegenstand der momentanen Forschung â zukünftig werden derartige Bewegungsanalysen wahrscheinlich zur Beurteilung der kindlichen Reife herangezogen werden.
Schmecken und Riechen
Rund um die 14. Woche der Schwangerschaft schluckt Ihr Baby und bewegt seine Zunge. Zu dieser Zeit kann es auch schmecken, da seine Geschmacksknospen heranreifen. Laut Studienergebnissen schlucken Ungeborene bei süÃem Fruchtwassergeschmack häufiger, als wenn dieses bitter schmeckt. Ein süÃer Geschmack wird auch in der Zeit nach der Geburt bevorzugt; dieser scheint einen beruhigenden und schmerzlindernden Effekt zu haben.
Nach der Geburt sucht Ihr Baby â so wie alle Säugetiere â nach der Mutterbrust. Es findet sie durch Geruchswahrnehmungen, die es aus der Zeit vor seiner Geburt kennt, denn das Fruchtwasser und Ihre Brustwarzen geben identische Duftstoffe ab. Aromastoffe wie Zimt, Knoblauch oder Zitrone, die Ihr Kind vom Geschmack des Fruchtwassers kennt, werden dann mit der mütterlichen Umgebung verknüpft (Hüther und Krens 2008). Ihr Baby ist sozusagen an Ihren »Geschmack« gewöhnt, erkennt diesen nach der Geburt wieder und fühlt sich dadurch beruhigt.
Nuckeln
Es ist immer wieder eindrucksvoll, per Ultraschall zu beobachten, wie ein Baby an seinen Fingern, Händen oder FüÃen nuckelt. Manche Babys saugen offenbar in der Gebärmutter so intensiv am Daumen, dass sie dort bei der Geburt bereits eine Schwiele haben. Bei männlichen Feten werden in Zusammenhang mit dem Daumenlutschen ab der 16. Schwangerschaftswoche auch Erektionen beschrieben.
Atmen und Lächeln
Bei Ultraschalluntersuchungen fallen zudem die Atembewegungen des kindlichen Brustkorbes auf. Sie kommen im letzten Schwangerschaftsdrittel in 30 bis 80 Prozent der Zeit vor und werden als ein Zeichen für eine gute Verfassung des Kindes gedeutet. Diese Brustkorbbewegungen lassen nach, wenn Sie als Mutter bestimmte Beruhigungsmittel, Alkohol oder Nikotin zu sich nehmen.
Bereits um die 20. Schwangerschaftswoche herum lässt sich erkennen, dass Ihr Kind manchmal lächelt und seine Augen schnell bewegt. Bis zur 36. Schwangerschaftswoche wird beides häufiger. Die schnellen Augenbewegungen werden mit dem Vorhandensein von Träumen in Verbindung gebracht.
Reaktionen auf die Umwelt
Neben den beschriebenen aktiven, selbstständig hervorgebrachten Bewegungen reagiert Ihr Baby auch auf seine Umwelt. Es schützt sich beispielsweise, wenn in Höhe seines Kopfes sehr helles Licht auf Ihre Bauchdecke gerichtet wird. Dann wird es unruhig, seine Herzfrequenz steigt. Auch nach mehreren Minuten Ultraschalluntersuchung, insbesondere bei mechanischem Druck auf seinen Kopf, wird es oft unruhig.
Bei Fruchtwasseruntersuchungen fällt häufig auf, dass Babys der Nadel gezielt ausweichen und »wegschwimmen«. Nach der Fruchtwasserentnahme
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