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Schwartz, S: Blutseelen 2: Aurelius

Schwartz, S: Blutseelen 2: Aurelius

Titel: Schwartz, S: Blutseelen 2: Aurelius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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weiß ich, dass du es nicht bist. Aber einer, der eben noch in diesem Raum war, hat uns verraten.“
    Darion spielte mit dem schweren Siegelring an seinem Ringfinger. „Wie kommst du darauf?“
    Gracia hob stolz den Kopf. „Als ich Aurelius aussandte, um nach der Linie des Seelenblutes zu forschen, wusste niemand davon. Erst als er erfolgreich war und Amalias Großvater in Straßburg ausfindig machte, setzte ich die anderen der Oberen in Kenntnis. Aber nur sie. Trotzdem hat Rene von Amalia erfahren und ihre Wölfe nach Leipzig geschickt. Rene wusste also, dass wir dem Seelenblut auf der Spur waren, und von wem sollte sie es erfahren haben, wenn nicht von einem der unseren?“
    „Was hast du vor?“, fragte Aurelius.
    „Ich will, dass ihr beide die anderen beobachtet. Achtet auf jedes Wort, jede Geste und vor allem: Wisst immer, wo sie sind und was sie tun. Früher oder später wird uns der Verräter auffallen.“
    Aurelius nickte zustimmend. Er war froh, dass Gracia das Thema „Anwärterin“ so schnell fallen gelassen hatte. Es gab Tage, da war sie wesentlich nachtragender. Ob sie seiner Lüge glaubte und ihn tatsächlich für unbeherrscht hielt? Oder wahrte sie lediglich einen Waffenstillstand, bis das Geheimnis um Laira gelüftet war?
    „Und noch etwas, ehe ihr geht.“ Gracia sah von Darion zu Aurelius. „Amalia ist unser Garant, an Lairas Blut zu kommen, an den Heiligen Gral. Ich übertrage euch beiden die Verantwortung für ihr Leben und vor allem für ihren Schutz. Rene wird versuchen, Amalia zu entführen. Behaltet alle Anwärter und Neuzugänge im Auge und bewacht sie gut. Sie darf Rene um keinen Preis in die Hände fallen.“
    Wieder nickte Aurelius. Er würde Amalia beschützen. Nicht, weil Gracia es verlangte, sondern weil es sein innigster Wunsch war.

B ERLIN, EINE V ILLA AM S TADTRAND
    Die beiden Wölfe knieten in Menschengestalt am Mosaikboden. Kamira hielt den Kopf gesenkt und wich dem Blick von Rene aus. Ihre rötlichen Augen betrachteten die Darstellungen von Blutopfern auf dem Boden des Saales. Kamira fühlte sich Rene schon lange nicht mehr zugehörig. Sie wusste, dass sie frei und niemandes Dienerin war, aber sie spielte das Spiel mit, um ihr Leben nicht zu gefährden. Rene verlangte bedingungslosen Gehorsam.
    Marut dagegen verehrte Rene und unterwarf sich freiwillig.
    Die Vampirin lächelte. Ihre weißblonden Haare waren so kurz rasiert, dass nur Stoppeln zu sehen waren. In ihrem Gesicht strahlten die blausten Augen, die Kamira kannte. Nur Tatjena hatte ähnliche Augen gehabt, allerdings waren sie vom Farbton her dunkler gewesen und hatten dem azurblauen Himmel geglichen. Die Augen von Rene waren bläuliches Eis.
    „Wir müssen die Sache neu angehen“, sagte Rene mit glockenheller Stimme. Sie strich eine Falte ihres mönchsartigen Kuttengewandes glatt, das aus hauchfeinen Schleiern bestand und den Klerus auf diese Art verspottete. Ihre Brüste zeichneten sich deutlich ab. Schuhe trug sie keine. Um ihre Fußgelenke lagen goldene Reife, wie sie vor mehreren Jahrhunderten in Ägypten die Mode der Prinzessinnen und Fürstenfrauen gewesen waren.
    Rene ging in kleinen Schritten durch den Raum. Man sah dem zierlichen Körper nicht an, welche Kraft in ihm steckte.
    Der Raum, den sie durchwanderte, glich einem Altarraum. An den Wänden hingen Bilder, die Rene in der goldblauen Gewandung der Muttergottes zeigten. Der ganze Raum war ein Affront gegen den christlichen Glauben, von den schwarzen Kerzen bis zu den gestohlenen Reliquien einer englischen Kirche, den Knochen eines Heiligen, die in einer silbernen Truhe unter dem Altar standen.
    Kamira erinnerte sich, dass Rene Anfang des sechzehnten Jahrhunderts fast ihr Ende gefunden hätte, da die Kirche sie wegen des „Abscheulichen Lasters der Zauberei“ für schuldig befunden und zur Wahrheitsfindung gefoltert hatte. Sie hatten Rene zu einem Zeitpunkt aufgegriffen, als sie von einem Kampf gegen einen russischen Klan geschwächt war. Erst nachdem man die weißblonde Vampirin in einem Fass zu ihrem Hinrichtungsort gebracht hatte, hatte sie sich befreien können. Seitdem hasste und verachtete sie alles, was mit der Kirche und dem Glauben zu tun hatte.
    Rene beendete ihren Rundgang und lehnte sich lässig gegen den Altar aus weißem Marmor.
    „Amalia ist uns entkommen.“ Sie sah strafend auf ihre Untergebenen. „Ihr habt versagt. Aurelius ist es gelungen, sie aus Leipzig fortzuschaffen und nach Frankfurt zu bringen. Also brauchen wir einen neuen

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