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Schwartz, S: Blutseelen 2: Aurelius

Schwartz, S: Blutseelen 2: Aurelius

Titel: Schwartz, S: Blutseelen 2: Aurelius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Plan. Wir müssen das Seelenblut zurückgewinnen und zwar schnell, ehe es sich erinnert und Gracia zum Heiligen Gral führt.“
    Marut hob den bulligen Kopf. Sein Gesicht zwischen den grauen Haarsträhnen war von Narben übersät, die an einigen Stellen abstrakte Muster bildeten. Die Narben waren das Werk von Renes Fingernägeln, und seit dem Versagen der Wölfe in Leipzig waren zehn weitere hinzugekommen.
    „Herrin, es ist unmöglich, Amalia aus dem Anwesen in Frankfurt zu entführen. Sie wird sicher streng bewacht. Gracia wird sich diesen Schatz nicht rauben lassen, ganz gleich, wie viel Gewalt wir anwenden.“
    Rene schüttelte den Kopf, während ihre langen Nägel über den weißen Marmor der Tischplatte fuhren. Vielleicht erinnerte sie sich an den letzten Menschen, den sie an diesem Ort leer getrunken hatte.
    „Gewalt“, sagte sie in einem melodischen Singsang. „Wieder einmal enttäuschst du mich, Marut. Mit Gewalt werden wir nichts erreichen. Es gibt Hilfe in Frankfurt. Früher oder später wird Amalia zu uns kommen. Gewalt ist hierfür nicht notwendig.“
    „Wie soll das gehen?“, fragte Marut nach.
    Kamira wünschte sich, Rene würde endlich reden. Es widerte sie an, auf dem Boden zu knien und die Untergebene zu spielen. Warum war sie überhaupt noch hier? War es Verzweiflung? Einsamkeit? Seit dem Tod Gabriels hatte Rache sie angetrieben. Sie hatte geglaubt, Aurelius – den Mörder ihres Geliebten – am ehesten im Gefolge von Rene zu stellen, denn der Klan der Vampirin billigte die Tötung von fremden Klanmitgliedern inoffiziell. Aber seit Jahrhunderten war es ihr nicht gelungen, Aurelius zu vernichten. Auch im letzten Kampf gegen ihn war sie die Unterlegene gewesen. Vielleicht war es an der Zeit ... ja, was? Aufzugeben? Der Gedanke war erschreckend und stürzte sie in eine geistige Leere.
    Rene sprang leichtfüßig auf den Altar, setzte sich mit wippenden Beinen und klatschte in die Hände. Eine Nebentür wurde geöffnet, und heraus trat eine junge Frau mit leeren Augen. Ihr Kopf war rasiert und trug eine Tätowierung in Form einer Orchidee.
    Eine menschliche Sklavin, erkannte Kamira verwirrt. Brauchte Rene eine Stärkung? Worauf wollte sie hinaus?
    „Darf ich vorstellen?“ Rene lächelte zufrieden. „Das ist Kim. Sie hätte eigentlich mit Amalia in Leipzig sein sollen. Die beiden sind gute Freundinnen. Oder sie waren es zumindest.“ Renes Gesichtsausdruck wurde hart. „Aber das hat sich geändert. Kim gehört mir. Sie wird der Köder sein, der Amalia zu uns lockt. Nicht wahr, Kim?“
    „Ja, Herrin“, sagte die junge Frau tonlos. In ihrer Stimme klang keine Seele mit. Ihr Charakter war gebrochen worden. Ihr Körper war ein leeres Gefäß, in das Rene ihren Willen legen konnte.
    Kamira schauderte. Sie zweifelte nicht daran, dass Kim alles tun würde, was Rene befahl.

F RANKFURT
    Amalia folgte Aurelius, als er sie abholte und zu einem Fahrstuhl brachte. Sein Blick war düster, er stand von ihr abgewandt und ignorierte sie. Großartig. Ob er sehr wütend über ihre Lüge war? Sie musterte ihn. Wie stolz und unbeugsam er wirkte. Am liebsten hätte sie ihn zu sich gezogen und ihn geküsst, aber sie wagte es nicht. Wie ein Schatten eilte sie ihm nach, als sie im zehnten Untergeschoss ausstiegen und einen endlos erscheinenden Flur entlanggingen. Weinrote Teppiche lagen auf dem Boden. Die Bilder an den Wänden wirkten im Neonlicht kalt.
    „Wie nah liegt Frankfurt?“, fragte Amalia, um das ungemütliche Schweigen zu brechen. Sie hatte bei der Anfahrt gesehen, dass sie ein gutes Stück von der Innenstadt entfernt waren.
    „Etwa zehn Kilometer.“
    „Warum verschlägt es eine Horde blutdurstiger Vampire ausgerechnet in den Taunus?“
    Aurelius blieb stehen. In seine Augen trat ein Ausdruck, den Amalia nicht deuten konnte – es war, als schaue er in eine andere Welt oder ... eine andere Zeit?
    „Es gab viele Schlachten, von denen niemand mehr weiß. Jeder Ort birgt seine Geheimnisse, und dieses Gelände ist lange im Besitz einer Vampirin gewesen, ehe es der Hauptsitz des Klans wurde.“
    „In Gracias Besitz?“, vermutete Amalia.
    Er schüttelte den Kopf. „Tatjena. Sie hieß Tatjena. Das ist ihr Erbe.“
    „Wo ist sie?“
    „Sie ist tot.“ Aurelius sagte es unbeteiligt, dennoch erkannte Amalia die Trauer in seinem Gesicht. „Sie starb in Frankreich durch mehrere Wölfe, ehe es zu einem Pakt zwischen Wölfen und Vampiren kam.“
    Sie blieben vor einer schlichten Metalltür stehen, die wenig

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