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Schwartz, S: Blutseelen 2: Aurelius

Schwartz, S: Blutseelen 2: Aurelius

Titel: Schwartz, S: Blutseelen 2: Aurelius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Lippen aufeinander und verdrängte die aufkommenden Zweifel. Nein, er liebte sie. Es gab ein unsichtbares Band zwischen ihnen, das stärker war als eine Kette aus Stahl. Sie hatte dieses Band bereits gespürt, als sie einander zum ersten Mal begegnet waren. Er war der Mann aus ihren Träumen, und sie erinnerte sich im Schlaf nicht umsonst an ihn. Keines seiner Worte, keine Geste, konnte sie von dem Glauben abbringen, dass eine Verbindung existierte. Aber wie sollte sie ihn dazu bringen, sich zu ihr zu bekennen? Sie sehnte sich nach seiner Zuneigung. Nach der Gewissheit, keine Fantastin zu sein, die sich in ein schönes Trugbild verrannt hatte. Sie schluckte.
    Zuerst musste sie das Tribunal hinter sich bringen. Danach konnte sie weitersehen.
    Amalia blinzelte, als sie das zweite Stockwerk der Villa betrat. Sie hatte einen mondän ausgestatteten Raum erwartet und wurde nicht enttäuscht. Teure Hölzer zierten den Boden und die Wände. Zwei mannshohe Jugendstilstanduhren aus verschlungenem Eisen standen einander gegenüber und zeigten exakt dieselbe Zeit an. Das Parkett sah aus, als sei es frisch gebohnert worden, und glänzte im Licht der einfallenden Sonne. Mehrere Kronleuchter aus geschliffenem Kristall hingen an der Kassettendecke, und an den mit schwarz-weißem Samt bespannten Wänden befanden sich die Bilder von über zwanzig Personen, die alle einen stechenden Blick und einen arroganten Gesichtsausdruck hatten. Ob sie alle Vampire waren? Sie hätte sich die Bilder gerne länger angeschaut, doch die um mehrere Zentimeter erhöhte Bühne in der Mitte des Raumes lenkte ihre gesamte Aufmerksamkeit auf sich.
    Um einen viereckigen Mahagonitisch saßen sieben Vampire wie ein regloses Standbild unter dem größten Kronleuchter des Saales. Alle waren unterschiedlich gekleidet, hatten aber eine bestechende Eleganz gemein. Einen Bruch in dieser stillen Harmonie stellten einzig die Stühle dar, auf denen sie saßen. Jeder von ihnen hatte wohl seinen privaten Lieblingssitz. Gracia saß auf einem reich verzierten kleineren Thron am Kopfende der Tafel. Die Rückenlehne ragte hoch über ihren Kopf und zeigte einen Greif und eine Rose, das Wappen des Klans. Sie trug ein schlichtes, aber elegantes, bordeauxrotes Abendkleid und eine Kette aus glitzernden Steinen um den Hals. Zu ihrer Rechten hatte sich Darion niedergelassen – auf einer Art Klappstuhl aus Plastik. Amalia unterdrückte ein Lächeln, als sie das sah. Darion hatte Sinn für Humor. Sein Campingstuhl passte weder zur Inneneinrichtung noch zu seiner Kleidung, die aus einer engen Lederhose, einem Hemd und einem Anzugjackett im Stil der Jahrhundertwende bestand. Auf dem Boden zu seinen Füßen lag ein schwarzer Pelz. Amalia fiel auf, dass er wie alle Männer im Raum den Siegelring trug, den auch Aurelius besaß. Neben ihm saß eine blonde Schönheit in einem wuchtigen Sessel.
    Amalias Herz schlug ihr bis zum Hals, als sie neben Aurelius auf das erhöhte Raumelement zuging. Sie betrachtete die vier Vampire, die auf der anderen Seite von Gracia an der Tafel saßen, und spürte dabei den eindringlichen Blick der Vampirin auf sich. Links von Gracia saß auf einem erstaunlich schlichten Stuhl Perry, der mit einer maßgeschneiderten, modernen Hose und einem weichen Pulli bekleidet war. Der weibliche und der männliche Vampir daneben waren ihr fremd. Die dunkelhaarige Frau trug ein violettes Satinkleid mit Reifrock, der Mann einen Anzug. Während sie auf einem englischen Stuhl aus dem achtzehnten Jahrhundert saß, gehörte zu ihm ein moderner Bürosessel.
    Was für eine illustre Runde. Amalia schüttelte kaum merklich den Kopf, als Aurelius am Kopfende der Tafel einen einfachen Stuhl zurückzog und ihr mit einer Geste bedeutete, Platz zu nehmen. Er setzte sich auf die Tischseite von Darion, neben die bildschöne Vampirin mit den langen blonden Locken. Sie trug einen silberweißen Hosenanzug und wirkte wie eine Mischung aus Mannequin und Karrierefrau.
    Gracia lächelte in die Runde, während sie Amalia immer noch eindringlich ansah. „Ich hoffe, du hattest bisher einen angenehmen Aufenthalt.“
    Amalia spürte einen faustgroßen Klumpen aus Eis, der in ihrem Magen saß. Dieses Lächeln war genauso falsch wie Gracias freundliche Worte. Sie warf einen Blick auf Perry.
    „Mai hat mich gut behandelt“, antwortete sie mit belegter Stimme und wünschte sich, das Tribunal sei bereits vorüber und sie weit fort von den sieben Augenpaaren, von denen jedes auf seine Art durchdringend

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