Schwartz, S: Blutseelen 2: Aurelius
glitt lautlos in einen Sessel und freute sich darauf, Amalia bald wieder für sich zu haben. Doch zuerst musste sich Amalia erholen, und sie mussten nach dem Geheimnis Lairas suchen.
Amalia keuchte und bäumte sich auf. In ihr tobte ein Krieg, der nicht auszuhalten war. Plötzlich war ihr, als könne sie Aurelius' Gegenwart fühlen. Sie riss die Augen auf und blickte zum Sessel hin. Dort saß er und machte keinerlei Anstalten, einzugreifen. Seine Anwesenheit peitschte sie auf, und sie ergab sich in einem gewaltigen Lustschrei.
Mai sah stolz und zufrieden aus. Sie strich durch Amalias schweißfeuchtes Haar.
„Du bist so schön, wenn du dich gehen lässt.“
Amalia blickte zu Aurelius. Sie schämte sich, dass er sie so sah, obwohl er bereits alles mit ihr geteilt hatte. Gleichzeitig tobte die Lust noch immer in ihrem Körper und nahm sie ganz in Besitz. Sie streckte einen Arm nach ihm aus. „Vielleicht solltest Du weitermachen, wo Mai aufgehört hat.“
Er schüttelte den Kopf und setzte sich neben sie. „Das sind Nachwirkungen des Rituals. Deine Lust wird nach und nach verschwinden, und wir haben anderes zu tun.“ Er blickte zu Mai. „Hol ihr etwas Vernünftiges aus der Küche und sieh zu, dass wir genügend belebenden Tee bekommen.“
Amalia setzte sich auf. „Das klingt, als wäre ich krank.“
Sein Blick war unergründlich. „Du wirst deine Kraft noch brauchen.“
Obwohl sie einander nicht berührten, fühlte Amalia sich geborgen und getröstet. Aurelius zürnte ihr nicht, weil sie sich Mai hingegeben hatte, und er war nicht wie Perry. Er würde sie nicht dafür bestrafen. Obwohl das fast schade war, denn Mais Erzählungen hatten Amalia das Blut in den Unterleib getrieben.
Sie blieb im Bett sitzen und genoss seine Gegenwart. Der Blick in sein Gesicht beruhigte sie. Sie könnte Stunden verharren und ihn ansehen.
Mai kehrte aus der Sterne-Küche des Anwesens in einem oberen Stockwerk zurück und brachte ein vernünftiges Mittagessen auf einem großen Tablett.
Amalia aß restlos alles auf. Sie war selbst darüber überrascht. Normalerweise kämpfte sie nach zwei Dritteln einer solchen Portion, aber sie war hungriger, als sie selbst gedacht hatte. Zum Essen trank sie fast zwei Liter exotisch schmeckenden Kräutertees, der sie belebte.
Mai verschwand, sobald sie das Essen gebracht hatte, und ließ Aurelius und sie allein.
Amalia nahm das Tablett von ihrem Schoss, stellte es auf den Boden und sah Aurelius erwartungsvoll an.
„Und was nun?“
„Zieh dir etwas an, damit ich nicht aus Versehen über dich herfalle.“
„Du armer, willensschwacher Mann“, neckte sie ihn. Dabei fiel ihr wieder ein, was er sich mehr als alles andere wünschte: Ein Mensch zu sein. Nachdenklich stand sie auf und nahm die Kleidungsstücke entgegen, die Aurelius ihr zuvorkommend hinhielt.
„Können wir jetzt reden?“
„Worüber?“
„Warum du ein Mensch sein willst.“
„Habe ich dir das nicht bereits erklärt?“ Seine Stimme klang bitter. „Vampire verlieren ihre Gefühle, je älter sie werden. Ich möchte diesen Weg nicht gehen. Was bin ich denn noch, wenn ich vollkommen schizoid bin?“
Sie zog eine schlichte Hose an und ein einfaches schwarzes Shirt. Diese Kleidung war bequem und fühlte sich vertraut an. „Glaubst du, Laira hat ihre Gefühle verloren? Sie ist die Älteste.“
„Sie ist ein Monster. Gracia will sie ‚bergen‘, damit sie über Lairas Blut bestimmen kann. Der Kampf um Laira ist ein Kampf zwischen Rene und Gracia. Sie wollen Macht. Ich will das nicht.“
„Was hast du vor?“
Sein Blick bohrte sich in ihren. „Du musst dieses Wissen für dich behalten.“
„Das werde ich.“
„Ich beabsichtige, Laira zu vernichten. Wenn wir sie gefunden haben, werde ich sie auslöschen. Das ist der einzige Weg, die Vampirklans – und vielleicht auch die Menschen – vor Unheil zu bewahren.“
Amalia dachte über seine Worte nach. Der Gedanke, was Gracia oder Rene anrichten würden, wenn sie Lairas Blut tränken, war beängstigend. Beide Frauen würden Opfer bringen, um ihre Macht zu steigern. Vermutlich würde es zu einem offenen Krieg zwischen den Klans kommen. „Kann man Laira vernichten?“
„Eben das möchte ich herausfinden. Wenn es auf diese Frage eine Antwort gibt, dann liegt sie in dir verborgen. Lass uns anfangen.“ Er wies mit der Hand zur Tür, die in den Wohnraum führte, und ging voran. Amalia folgte ihm unsicher. Sie hatte keine Ahnung, wie diese Zusammenarbeit funktionieren
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