Schwartz, S: Blutseelen 2: Aurelius
sollte.
„Was muss ich tun?“
Aurelius deutete auf die Couch. „Setz oder leg dich hin. Was dir besser erscheint.“
Er ging zur Küche und holte ein Glas und eine Flasche Wasser, die er auf den weißen Marmortisch stellte. Amalia fiel mit einem Schaudern auf, dass das Wohnzimmer einer Gruft ähnelte. Der viele Marmor und die beiden antik wirkenden Skulpturen zwischen den riesigen schwarz-weißen Bildern vermittelten den Eindruck von Monumentalität und Sterblichkeit.
Aurelius setzte sich in einen weißen Ledersessel und sah sie auffordernd an.
Sie zögerte nur kurz und legte sich hin. Das fühlte sich besser an. Sie griff nach einem schmalen Lederkissen und schob es sich unter den Kopf.
„Wirst du mich hypnotisieren?“
„Ja, aber das wirst du erst hinterher merken. Hypnose ist nicht so, dass sie dich vergessen lässt, was du sagst und tust. Nur sehr wenige Vampire können in einem Menschen eine Amnesie auslösen.“
„Kannst du es?“
„Wäre es nicht langweilig, wenn du alles über mich wüsstest?“ Er lächelte. „Dann bleibt kein Geheimnis mehr.“
„Du magst es, rätselhaft zu wirken.“ Es war ein Vorwurf. Sie ärgerte sich, dass er ihr keine Antwort geben wollte.
„Kann sein. Schließ deine Augen und atme ruhig ein und aus.“
Eine Weile sagte er nichts mehr, und Amalia konzentrierte sich auf ihre Atmung. Seinen Atem konnte sie nicht hören. Atmete er überhaupt nicht oder saß er nur zu weit entfernt?
„Versuch, dich auf mich zu konzentrieren. Erst, wenn wir eine Verbindung haben, können wir gemeinsam auf die Suche gehen.“
Amalia stellte sich vor, wie er in seinem Sessel saß und auf sie hinabsah. Sie dachte an die vergangene Nacht und spürte, wie ihre Brustspitzen sich aufstellten.
Seine Stimme klang amüsiert. „Das kann interessant werden.“
Er stand auf. Sie öffnete die Augen und richtete sich halb auf, als er das Kissen wegzog und sich neben sie setzte. Vorsichtig bettete er ihren Kopf auf seinen Schoß. Sie blickte in seine unergründlichen grünen Augen.
„Und nun probier es erneut“, verlangte er leise, aber mit Nachdruck. „Sieh mich an und versuch, dich auf mich zu konzentrieren.“
„Und du glaubst, das wird leichter, wenn ich mit dem Kopf auf deinem Schoß liege?“ Sie hätte nur zu gern seine Hose geöffnet und ...
„Konzentrier dich“, unterbrach er ihre Gedanken. „Gib dir ein bisschen Mühe.“
Sie seufzte und sah in sein Gesicht. Langsam atmete sie ein und aus und versuchte alles Sexuelle auszublenden. Ihre Wunschträume musste sie auf später verschieben.
Eine Weile glaubte sie, zu scheitern, dann sah sie etwas vor ihren Augen, das wie ein Nebel war. Sie wollte sprechen und fühlte, wie schwer ihre Zunge war. Die Lippen schienen aneinander zu kleben. Nur mit Mühe konnte sie sie öffnen.
„Ich sehe Nebel.“
„Geh hinein. Was begegnet dir dort?“
Amalia sah sich selbst, wie sie in den Nebel hineinschritt. Obwohl ihre Augen offen waren, konnte sie Aurelius' Gesicht nicht mehr erkennen. „Ich sehe ...“ Sie zögerte. Ein Schemen tauchte vor ihr auf. „Eine Frau. Sie ist blond. Tatjena.“
„Lass sie stehen. Du bist geistig bei mir, das ist gut für den Anfang, aber ich möchte, dass du durch das Portal gehst, das gleich vor dir auftauchen wird. Es führt zu dir. In deine Erinnerungen.“
Amalia wollte gerade fragen, wie er darauf käme, dass sie ausgerechnet ein Portal vor ihrem inneren Auge sah, aber da war es bereits erschienen: weiß und strahlend, als würde es von innen leuchten. Seine Höhe betrug mindestens fünf Meter. Sie stieg eine schmale Treppe hinauf und ging darauf zu. Das Tor schwang wie von selbst zur Seite und ließ sie eintreten. Vor ihr lag ein herrlicher Garten mit einer fantastischen Vielfalt an Blumen.
„Was siehst du?“, fragte Aurelius.
„Blüten. So viele Blumen.“
„Das sind deine Erinnerungen. Geh hin und sieh dir eine von ihnen genauer an.“
Amalia gehorchte. Sie kniete sich neben eine weiße Lilie und war übergangslos im Körper von Marie. Sie trug die Kette mit dem Engel um den Hals, die sie auch in diesem Augenblick in Aurelius' Wohnzimmer trug. Ihre Hand legte sich auf die Kette. Vor ihr stand Gracia. Angst stieg in ihr auf. Sie wollte nicht wieder in Maries Körper sein und von Gracia gedemütigt werden.
„Was siehst du?“, hakte Aurelius nach. Sie sagte es ihm.
„Geh einen Schritt von Gracia fort. Betrachte die Szene nicht von innen, sondern von außen.“ Sie konnte Aurelius' Hand
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