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Schwartz, S: Blutseelen 2: Aurelius

Schwartz, S: Blutseelen 2: Aurelius

Titel: Schwartz, S: Blutseelen 2: Aurelius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Vaters, aber er hatte keine. In diesem Augenblick fühlte er sich so allein wie selten zuvor.
    Er ging hinaus in den Park, der vor dem Stadthaus lag. Das Anwesen gehörte zu den größten und schönsten Häusern und war Gracia von einem befreundeten Adeligen zur Verfügung gestellt worden. Normalerweise trösteten Aurelius der Luxus und die Sicherheit, die das Gebäude ausstrahlte. An diesem Tag fand er keinen Trost. Er irrte ziellos durch den Park, verließ das Grundstück und suchte im Wald nach einer Klarheit, die er nicht finden konnte. Er konnte und wollte Edita nicht im Stich lassen. Gleichzeitig wurde sie mehr und mehr zu einer Belastung. Er hätte sie gern in einen Vampir verwandelt, aber die Prognose von Tatjena war denkbar schlecht.
    Nein. Er durfte es nicht riskieren.
    Zermürbt kehrte er in der Nacht zurück und wurde von Darion gerufen, noch ehe er das Haus betreten konnte. Sein Bruder kam im Garten auf ihn zu.
    „Aurelius! Edita ist verschwunden.“
    „Verschwunden?“
    „Sie ist abgehauen. Vielleicht will sie ihr Glück woanders versuchen.“
    Aurelius packte Darion an seinem Jackett. „Ihr habt sie doch nicht ...“
    Darion schüttelte den Kopf. „Ich habe darüber nachgedacht, sie zu beseitigen, aber ich habe deinen Wunsch respektiert, dass sie bei uns bleibt.“
    Er ließ Darion los. Sein Bruder sagte die Wahrheit. „Hat sie Kleidung oder Schmuck mitgenommen?“
    „Gar nichts.“
    Langsam beruhigte sich Aurelius. Auch er war nach ihrem Streit den ganzen Tag unterwegs gewesen und hatte sich zurückgezogen. Edita besaß jedes Recht der Welt, es ihm gleichzutun.
    „Es ist schon dunkel. Ich bin sicher, sie hat die Stadt nicht verlassen, und es gibt nur einen Ort, an dem sie Zuflucht sucht.“
    Darion legte den Kopf verständnislos schief. Seit er ein Vampir war, kümmerte er sich gar nicht mehr um Edita, und auch um vieles andere nicht.
    „Die Kirche.“ Aurelius drehte sich um, noch während er es sagte. Er begann zu laufen. Die nächtliche Stadt flog an ihm vorbei. Darion folgte ihm nicht. Vielleicht war es besser so.
    Er erreichte die Kirche, drang über eine unverschlossene Nebentür ein, nachdem er über die Mauer geklettert war. Der Pfarrer kannte ihn und Edita. Trotzdem hatte er sie sicher nicht freiwillig in der Kirche gelassen. Edita musste sich vor ihm verborgen haben, ehe er sich ins Pfarrhaus zurückzog.
    Aurelius atmete tief ein und nahm neben dem Geruch von morschem Holz und frischen Blumen auch den Duft von Edita wahr.
    Sie war die Treppe zum Turm hinaufgegangen. Er folgte ihr. Die Tür war unverschlossen, und dank seiner großen Kraft und Schnelligkeit war er innerhalb von Sekunden oben angelangt.
    Er fand seine Frau auf dem Boden kauernd. Sie blickte ihm ruhig entgegen, dennoch meinte er, Irrsinn in ihren Augen zu sehen.
    „Edita“, sagte er vorsichtig. „Lass uns reden.“
    Sie lachte. „Wir haben genug geredet.“ Sie schlug den Ärmel ihres obersten Gewandes zurück und zeigte ein scharfes Küchenmesser. „Ich werde mir das Leben nehmen. Entweder mit dem Messer oder indem ich von diesem Turm springe. Such es dir aus.“
    „Komm nach Hause, Edita. Schlaf darüber. Wir werden eine Lösung finden.“
    Sie schüttelte stolz den Kopf. „Es gibt keine Lösung. Entweder verwandelst du mich noch in dieser Nacht oder ich sterbe.“
    Er schluckte. „Du willst mich erpressen?“
    „Ich habe keine Wahl.“ Ihre Augen wurden traurig. „Ich weiß, dass du mich nicht liebst. Ich habe es immer gewusst. Aber ich liebte dich. Jetzt tue ich es nicht mehr. Schenk mir meine Freiheit. Mach mich zum Vampir und lass mich gehen.“
    „Du wirst nicht überleben.“
    Sie stand auf und hob das Messer an ihren Hals. Sie presste den Stahl so fest gegen die Haut, dass rotes Blut hervorquoll. „Richtig. Wenn du es nicht tust, bin ich tot.“
    Er machte einen Schritt in ihre Richtung, um ihr das Messer abzunehmen. Er hätte es viel schneller tun können, aber ein Instinkt warnte ihn.
    „Bleib stehen!“, stieß sie hervor. „Wenn du mir die Waffe nimmst, springe ich!“
    Zögernd hielt er inne. Sein Blick streifte das hohe Steingeländer. Der Sturz in die Tiefe würde Edita das Leben kosten. Aber er war schnell. Schneller als sie.
    „Edita, ich ...“ Seine Worte waren Ablenkung. Er sprang vor, umklammerte die Klinge mit der Hand und presste Edita an sich. Sie würde nicht springen können.
    „Lass mich los!“ Sie schlug mit den Fäusten auf ihn ein und trat nach ihm. „Du kannst mich

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