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Schwartz, S: Blutseelen 2: Aurelius

Schwartz, S: Blutseelen 2: Aurelius

Titel: Schwartz, S: Blutseelen 2: Aurelius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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hervorzurufen und einen Menschen anzuleiten, punktgenau in einen Moment zu springen – ganz gleich, wie weit er zurücklag. Würde das Tribunal einen anderen Vampir an ihre Seite stellen, um diese wichtige Erinnerung zu bergen?
    Sie hoffte, dass Aurelius selbst sich ihrer annehmen würde. Soweit sie wusste, gehörte er ebenfalls zu den ältesten Vampiren des Klans.
    Wenn es nur nicht Gracia war. Jeder andere war besser als diese selbstgefällige Schlange.
    „Nach oben schauen“, ordnete Mai an, die Amalias Augenbereich schminkte und ihre Wimpern mit goldener Farbe tuschte. Mai beendete ihr Werk, trat zurück und klatschte in die Hände. „Perfekt!“
    Amalia erkannte sich im Spiegel kaum wieder. Ihre Haut glänzte golden und auch um die Augen war sie in Gold geschminkt wie eine ägyptische Königin. Es sah warm und edel aus. Die langen, rotbraunen Haare waren in geflochtenen Zöpfen kunstvoll aufgetürmt und ineinander verschlungen. Sie blinzelte. „Warum machst du das? Bin ich ein Appetithäppchen, das herausgeputzt werden muss?“
    Mai kicherte. „Nein, Süße, das bist du nicht. Aber du solltest dich vor Gracia auch nicht verstecken müssen. Du bist mindestens so schön wie sie, und ich weiß doch, dass du Aurelius gefallen willst. Er kommt gerade.“
    Ehe Amalia eine Entgegnung einfiel, öffnete sich die hohe Tür des Raumes, und Aurelius trat ein.
    Mai wich von Amalia zurück. Ihre Stimme klang verschwörerisch. „Viel Glück.“ Sie ging schnell an Aurelius vorbei und ließ sie allein. Die Tür schloss sich leise hinter ihr.
    Amalia griff nach den Stilettos, die vor dem Sessel lagen, und zog sie an. Ihr Magen fühlte sich flau an, wenn sie an die bevorstehenden Minuten dachte. „Wird es schlimm werden?“, fragte sie leise.
    „Dir wird nichts geschehen.“ Obwohl seine Worte tröstlich waren, war seine Stimme gefühllos.
    Sie richtete sich auf und musterte ihn. Das spöttische Lächeln war aus seinem Gesicht verschwunden. Er wirkte bleich und ernst, die Bernsteinhaare waren zurückgebunden und ließen sein Gesicht streng aussehen. Im Gegensatz zu ihr trug er keine Abendgarderobe, sondern eine schwarze Stoffhose und ein schlichtes schwarzes Hemd. Bis auf einen schweren Siegelring, der das Symbol seines Klans zeigte, trug er keinen Schmuck. Trotzdem wirkte er herrschaftlich. Er schaffte es, allein mit seinem Eintreten den Eindruck zu vermitteln, der Raum mit allem darin – sie eingeschlossen – würde ihm gehören.
    Sie trat auf ihn zu. „Ich weiß, warum du so kalt zu mir bist. Willst du deine Maske nicht endlich fallen lassen?“
    Er hob eine Augenbraue. „Welche Maske?“
    „Du weißt genau, wovon ich rede. Du hast Furcht, aus dem Klan verbannt zu werden, wenn du zeigst, was ich dir bedeute.“
    „Du fantasierst.“
    Obwohl sie seine Worte nicht glaubte, taten sie weh. Sie hob das Kinn und sah in seine goldgrünen Augen. Ihre Lippen kamen seinen näher. „Gib es zu. Du fühlst dasselbe wie ich.“ Sie küsste ihn und spürte, wie er sich versteifte. Es wäre ihm ein Leichtes gewesen, sie mit seiner übermenschlichen Kraft von sich zu schieben, aber er tat es nicht. Er stand still und atmete ein. Seine Hände legten sich auf ihre Hüften. Durch den dünnen Stoff des Kleides fühlte sie den kalten Metallring an seinem Finger.
    „Ich begehre dich“, sagte er leise. „Mehr aber auch nicht. Alles, was ich getan habe, habe ich für meinen Klan getan.“
    Sie legte ihre Arme um seinen Hals. „Es war also ein Opfer, mit mir zu schlafen?“
    „Es war notwendig.“
    „Und in diesem Moment? Ist es auch notwendig?“ Ihre Lippen berührten seinen Hals. Er war so aufregend nah bei ihr, roch nach dieser einzigartigen Mischung, die sie nie zuvor gerochen hatte, ehe sie ihm begegnet war. Nach Walderde, feuchtem Gras und süßer Bitterkeit. Der Duft erinnerte sie an eine Frühlingswiese nach einem Sturm. Sie wünschte sich, ihn zu spüren, ganz von ihm in Besitz genommen zu werden, aber er schob sie von sich. Seine Stimme zeigte kein Gefühl.
    „Wir müssen gehen.“
    Sie versuchte, sich die Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. Vielleicht wurde dieses Zimmer überwacht, oder Aurelius fürchtete, belauscht zu werden. Einige der Vampire hatten ein ausgezeichnetes Gehör und konnten vermutlich auch im Nebenraum jedes Wort verstehen.
    Ein Stich durchfuhr sie und machte ihr das Atmen schwer. Und wenn es doch die Wahrheit war? Wenn er ihr seine Gefühle in Leipzig nur vorgespielt hatte? Sie presste die

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