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Schwartz, S: Blutseelen 2: Aurelius

Schwartz, S: Blutseelen 2: Aurelius

Titel: Schwartz, S: Blutseelen 2: Aurelius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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zu werden. Das war ihr Ende. Ihr Tod. Niemand konnte das mehr aufhalten. Sie hatte Kim in die Verdammnis gestürzt, und nun würde sie selbst sterben. Vielleicht hatte Kamira recht. Kim ging mit Sicherheit den qualvolleren Weg von ihnen beiden. Wenn sie Kim hätte retten können, wäre ihr eigenes Schicksal vielleicht unfair gewesen. Aber sie hatte versagt. Ihre Freundin war ihretwegen zu Renes Sklavin geworden. Vielleicht hatte sie den Tod verdient.
    Die Tränen, die sie bislang zurückgehalten hatte, flossen jetzt ungehemmt. Es war alles zu spät. Alles verloren. Wenn Aurelius nicht nach Italien gereist wäre, hätten sie vielleicht gemeinsam einen Weg gefunden. Nun hatte sie beide verraten, Kim und Aurelius. Ihre Freundin war verloren, und Rene wusste um die letzte Ruhestätte von Laira. Das, wogegen Aurelius gekämpft hatte, würde eintreten. Laira würde auferstehen, und Amalia konnte Aurelius nicht sagen, was sie wusste. Seit Rene ihr Blut getrunken und die Erinnerungen mit Gewalt an sich gerissen hatte, konnte sie sich an Ägypten erinnern. An alles, was damals gewesen war. An das Leben von Jara.
    Diese Erinnerungen brachten neue Tränen mit sich. Aurelius hatte die Wahrheit verdient, und vor allem brauchte er, was die Priesterin Jara seit Jahrtausenden für ihn in sich bewahrt hatte. Auch das würde sie Aurelius nicht geben können. Sie würde sterben. Die letzte Erbin der Priesterin. Und mit ihr würde das Geheimnis untergehen und die Macht zerfallen.
    Kamira zögerte, ehe sie antwortete. „Hast du jemals geliebt? Aus ganzem Herzen? Sodass du lieber gestorben wärst, als ohne ihn zu sein?“
    „Ja“, sagte sie leise. „Ja, so liebe ich.“
    „Ich habe versucht, ohne Gabriel zu sein. Ich habe es so lange versucht. Aber ich fühle mich, als sei ich kaum mehr vorhanden. Es gibt keine Hoffnung für mich. Ich bin der Schatten einer Frau, die vor Jahrhunderten geboren wurde, und nun wird die Sonne aufgehen, und alle Schatten werden ausgelöscht.“
    Obwohl sie Todfeinde waren, fühlte Amalia Mitleid.
    Sie starrte an die schmutzige Betondecke. So wie es aussah, lag sie in einer Tiefgarage. Fahles Licht fiel weit von ihr entfernt in eine Auffahrt. Vermutlich stand dort ein Rolltor offen. Von Dynamit oder anderen Sprengutensilien konnte sie nichts sehen. Vielleicht waren die Sprengladungen in Löchern in die Wand geschoben worden oder einfach an anderen Stellen angebracht. Sie hatte sich nie großartig für Sprengladungen interessiert und nicht im Traum daran gedacht, einmal in einem Hochhaus zu liegen, das zum Einsturz gebracht werden sollte.
    Ihre Stimme war leise. „Wenn Laira gefunden wird und überlebt hat, wird das der Untergang der Vampire und Werwölfe sein. Laira wird keine Verbündeten dulden. Nur Untergebene. Und die Wölfe werden die Ersten sein, die sie auslöscht. Das hat sie schon damals versucht.“ Damals, als die Wölfe und Schakale noch mächtig waren.
    „Das interessiert mich nicht mehr.“ Kamira lächelte. Ihr schönes Gesicht wirkte glücklich. „Wenn Laira unter all den Dekadenten und Verblendeten aufräumt, die überlebt haben, soll es mir recht sein. Ich habe lange gebraucht, meine Entscheidung zu treffen. Sie ist unabänderlich, also verschwende deine letzten Minuten nicht ...“ Sie hielt inne und witterte. Ihr Kopf schnellte in die Höhe.
    Amalias Herz machte einen Sprung. War Hilfe im Anmarsch? Konnte das sein?
    Kamira knurrte leise. „Vampir.“
    Im schwachen Licht der Einfahrt zeichnete sich der Umriss eines menschlichen Körpers ab. Eines Körpers, der ihr vertraut war und ihr wie die Erhörung ihrer Gebete erschien.
    „Aurelius!“ Amalia zerrte an ihren Stricken. Hoffnung breitete sich in ihr aus. „Ich bin hier!“
    Der Vampir flog heran. Er rannte so schnell, dass seine Füße den Boden nicht zu berühren schienen. Kamira knurrte und sprang. Schüsse peitschten auf. Kamiras Knurren wurde zu einem Heulen, doch sie wurde in ihren Bewegungen nicht langsamer. Die Schüsse verstummten. Werwolf und Vampir sprangen einander entgegen. Sie prallten aufeinander, sodass es dumpf krachte und das Geräusch von den Wänden widerhallte.
    Oh bitte!
Amalia presste ihre Zähne fest zusammen. Aurelius musste Kamira besiegen und sie befreien. Er musste einfach.
    Die beiden Feinde lösten sich voneinander. Kamiras Gestalt hatte sich verändert. Sie war zu einem weißen Wolf geworden. Aurelius' Augen glühten in den Schatten. In seinen verzerrten Gesichtszügen lag nichts Menschliches mehr.

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