Schwarz-Indien
ohnehin halb verhüllten. Er achtete vielmehr darauf,
nicht die Aufmerksamkeit irgendeines Passagiers zu erre-
gen. Vielleicht befand sich der Urheber des zweiten Briefs
jetzt mit auf dem Dampfer, obgleich der Ingenieur nirgends
einen verdächtigen Blick bemerkte.
Nachdem die ›Prince de Galles‹ den Granton-Pier verlas-
sen, wendete sie sich nach der engen Durchfahrt zwischen
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den beiden weit hervorspringenden Landspitzen von South
und North Queensferry, jenseits welcher der Forth eine Art
See bildet, den noch Schiffe von 100 Tonnen befahren kön-
nen. Zwischen den Nebeln des Hintergrunds zeigten sich
durch einige offene Stellen des Horizonts die schneeigen
Gipfel der Grampian-Berge.
Bald ließ das Dampfboot das Dorf Aberdour hinter
sich, ebenso wie die von den Ruinen eines Klosters aus
dem 12. Jahrhundert gekrönte Insel Colm, die Überreste
des Schlosses von Barnbougle, ferner Donibristle, wo der
Schwiegersohn des Regenten Murray ermordet wurde, und
das befestigte Eiland Garvin. Es durchschnitt die schmale
Wasserstraße bei Queensferry, ließ das Schloß von Rosyth,
in dem früher ein Zweig der Stuarts, dem sich die Mutter
Cromwells anschloß, residierte, zur Linken, passierte Black-
ness Castle, das gemäß einem Artikel der Verfassung stets in
Verteidigungszustand ist, und berührte die Kais des kleinen
Hafens Charleston, den Exportplatz für den Kalkstein aus
den Brüchen von Lord Elgin. Endlich signalisierte die Glo-
cke der ›Prince de Galles‹ die Station Crombie Point.
Das Wetter war sehr schlecht. Der von einem heftigen
Wind gepeitschte Regen zerstäubte sich zu nassen Wolken,
die trombenähnlich vorüberflogen.
James Starr wurde etwas unruhig. Würde der Sohn Si-
mon Fords wie versprochen zur Stelle sein? Er wußte aus
Erfahrung, daß die an die gleichmäßige Ruhe der tiefen
Kohlengruben gewöhnten Bergleute sich weniger gern der
Unbill der Atmosphäre aussetzen als die Tagarbeiter und
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die Landleute. Von Callander bis zur Grube Dochart und
dem Yarow-Schacht rechnete man eine Entfernung von
reichlich 4 Meilen. Möglicherweise hatte sich der Sohn des
alten Obersteigers doch abhalten lassen oder durch die üble
Witterung verspätet. Dazu kam noch der Gedanke, daß der
zweite Brief ja überhaupt die erste Einladung aufhob, ein
Umstand, der seine Sorge nur noch vermehren mußte.
Immerhin hielt er an dem Entschluß fest, für den Fall,
daß Harry Simon bei der Ankunft des Zugs in Callander
nicht da sein sollte, sich allein nach der Grube Dochart,
und wenn es nötig erschien, selbst bis Aberfoyle zu bege-
ben. Dort durfte er hoffen, Nachrichten von Simon Ford zu
erhalten, und auch zu erfahren, wo der alte Obersteiger jetzt
wohl hauste.
Inzwischen wühlte die ›Prince de Galles‹ fortwährend
große Wellen unter dem Schlag ihrer Schaufeln auf. Jetzt
sah man von beiden Ufern gar nichts mehr, weder das Dorf
Crombie, noch Torrybourn oder Torryhouse, weder New-
mills noch Carridenhouse, ebenso wie Kirkyrange und Salt
Pans, der unbedeutende Hafen von Bowneß und der von
Grangemouth, der an der Mündung des Kanals von Clyde
liegt, in dem feuchten Nebel verschwanden. Genauso blie-
ben Cubross, die alte Burg und die Ruinen seiner Abtei, Ci-
teaux, Kincardine mit seinen Werften, wo der Steamer an-
lief, Ayrth Castle samt seinem viereckigen Turm aus dem
13. Jahrhundert, Clarkmann nebst seinem für Robert Bruce
gebauten Schloß, wegen des fortdauernden Regens so gut
wie unsichtbar.
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Die ›Prince de Galles‹ hielt am Hafendamm von Alloa
an, um einige Passagiere abzusetzen. James Starr empfand
einen Druck im Herzen, als er nach 10 Jahren wieder an die-
ser kleinen Stadt vorbeikam, die als Mittelpunkt eines wich-
tigen Kohlenbergwerkbetriebs noch heute eine zahlreiche
Arbeiterschar ernährte. Seine Phantasie führte ihn hinab
unter die Erde, wo die Spitzhaue der Bergleute noch immer
mit bestem Erfolg den Bodenschätzen nachging. Diese Mi-
nen von Alloa, die nächsten Nachbarn derer von Aberfoyle,
bereicherten noch immer die Grafschaft, während die an-
grenzenden, schon seit so vielen Jahren erschöpften Berg-
werke keinen einzigen Arbeiter zählten.
Als der Dampfer Alloa verließ, mußte er sich mühsam
durch die vielen Bögen winden, die der Forth in seinem Ver-
lauf von 19 Meilen macht. Für einen Augenblick erschienen
durch eine Lichtung die Ruinen der Abtei von Cambusken-
neth, die auf das 12.
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