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Schwarz-Indien

Schwarz-Indien

Titel: Schwarz-Indien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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stürzten sich – jetzt ebenso ent schlossen, wie vorher abergläubig – in das Meer, dem verunglückten Schiffe Hilfe zu bringen.
    Ihr Wagestück gelang, freilich nicht, ohne daß der Eine oder der Andere – und Jack Ryan gehörte zu diesen – – sich an den Felsen unter den Wasser ziemlich ernsthaft verletzte; der Kapitän des Schiffes aber und dessen aus acht Mann bestehende Besatzung wurden heil und gesund an’s Land gebracht.
     

    Bald schwammen nur noch einige Wrackstücke umher. (S. 98.)
     
    Jenes Schiff, die norwegische Brigg »Motala«, mit einer Ladung Holz aus dem Norden, hatte nach Glasgow segeln wollen.
    Es verhielt sich, wie man vermuthete. Getäuscht von dem Feuer auf dem Schloßthurme von Dundonald, war der Kapitän geraden Wegs auf die Küste zugesteuert, wo er in den Golf von Clyde einzulaufen glaubte.
    Von der »Motala« schwammen bald nur noch einige Wrackstücke umher, welche die Brandung an den Felsen des Ufers vollends zertrümmerte.
Zwölftes Capitel.
Jack Ryan’s Nachforschungen.
    Jack Ryan wurde mit drei seiner ebenfalls verwundeten Genossen in ein Zimmer der Meierei zu Melrose geschafft, wo man Allen die sorgfältigste Pflege widmete.
    Jack Ryan trug bei jenem Abenteuer die schlimmsten Verletzungen davon, denn, als er sich mit dem Tau um die Lenden in’s Wasser warf, rollten ihn gleichsam die wüthenden Wogen über die Klippen hin. Es fehlte nicht eben viel, so hätten ihn seine Kameraden leblos an’s Land gebracht.
    Der wackere Bursche blieb also einige Tage an’s Bett gefesselt, was ihm recht ungelegen kam. Da ihn jedoch Niemand verhinderte, nach Herzenslust zu singen, so ertrug er seine Leiden in Geduld und die Meierei von Melrose erschallte jederzeit von seinen fröhlichen Gesängen. Bei jener Gelegenheit aber nahm in Jack Ryan das Gefühl der Furcht nur noch mehr zu vor jenen Gespenstern und bösen Geistern, welche sich ein Vergnügen daraus machen, die arme Welt zu quälen, und so schrieb er ihnen allein jene Katastrophe der »Motala« zu. Man wäre bei ihm übel angekommen mit der Behauptung, daß diese Feuerhexen gar nicht existirten und daß jene Flamme, welche plötzlich aus den Ruinen emporschlug, auf eine einfache physikalische Erscheinung zurückzuführen sei. Keine Auseinandersetzung hätte ihn überzeugt. Seine Kameraden lagen vielleicht noch mehr als er in den Fesseln des Aberglaubens Ihrer Erklärung nach hätte eine solche Feuerhexe die »Motala« boshafterweise nach der Küste gelockt. Sie zu bestrafen, erschien etwa ebenso leicht, wie dem Orkane eine Geldstrafe zu dictiren. Die Behörden durften getrost zu ihrer Verfolgung Alles aufbieten. Eine Flamme steckt man in kein Gefängniß, ein körperloses Wesen legt man nicht an Ketten. Die sorgsamsten Untersuchungen schienen auch wirklich – wenigstens vor der Hand – diese abergläubische Art der Erklärung nicht Lügen zu strafen.
    Da dem Magistrat des Ortes die Verpflichtung oblag, wegen des Unterganges der »Motala« eine Untersuchung einzuleiten, so befragte er die verschiedenen Augenzeugen jener Katastrophe. Aller Aussagen stimmten darin überein, daß der Schiffbruch nur durch die übernatürliche Erscheinung der Feuerhexen auf den Ruinen des Schlosses von Dundonald verschuldet sei.
    Natürlich konnte sich die Behörde bei einer derartigen Lösung der Frage nicht beruhigen. Es unterlag ja keinem Zweifel, daß man es mit einer rein physikalischen Erscheinung zu thun habe. Ob aber hier nur der Zufall oder die böswillige Absicht im Spiele sei, das wollte und mußte der Magistrat klar legen.
    Ueber die Unterstellung einer böswilligen Absicht braucht man sich nicht zu wundern. Man würde in der bretagnischen Geschichte nicht allzuweit zurückzugehen haben, um Belege dafür zu finden. Nicht wenige Strandräuber der Küste machten ein Geschäft daraus, Fahrzeuge anzulocken und sich in die dadurch erhaschte Beute zu theilen. Bald verlockte eine in Brand gesteckte Gruppe harziger Bäume ein Schiff in ein Fahrwasser, in dem es zu Grunde gehen mußte. Bald täuschte eine Fackel, die man an die Hörner eines Ochsen befestigte und von diesem beliebig umhertragen ließ, die Besatzung eines solchen rücksichtlich des einzuhaltenden Kurses. Derlei Schandthaten führten dann nicht selten einen Schiffbruch herbei, den sich das Raubgesindel zu Nutze zu machen wußte. Es bedurfte des strengsten Einschreitens der Behörden und der empfindlichsten Strafen, um diese barbarischen Gewohnheiten auszurotten. Konnte man also nicht

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