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Schwarz-Indien

Schwarz-Indien

Titel: Schwarz-Indien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Erdoberfläche der Grafschaft und der Sohle des Kohlenwerkes bestand keine Verbindung mehr. Wenn diese Entfernung der unteren Leitern des Yarow-Schachtes schon kurz nach seinem letzten Besuche stattgefunden hatte, was mochte dann aus Simon Ford, seiner Frau, seinem Sohne und dem Ingenieur geworden sein? Die fortdauernde Abwesenheit James Starr’s bewies, daß er die Grube seit dem Tage, als er Jenem im
     

    »Harry, Harry!« rief er, so laut er konnte. (S. 105.)
     
    Yarow-Schachte begegnete, nicht verlassen habe. Wie war dann die Cottage mit den nöthigen Nahrungsmitteln versorgt worden? Sollten diese den unglücklichen, fünfzehnhundert Fuß unter der Erde Gefangenen nicht ausgegangen sein?
    Alle diese Gedanken kreuzten sich in Jack Ryan’s Gchirn. Er sah wohl ein, daß es ihm allein unmöglich sei, bis zur Cottage zu gelangen. Lag dieser Unterbrechung des Verbindungswerkes wohl eine böse Absicht zu Grunde? Ihm erschien es kaum zweifelhaft. Jedenfalls hielt er es für seine Pflicht, hierüber bei der zuständigen Behörde schleunigst Anzeige zu erstatten.
    Noch einmal bog sich Jack Ryan über den Abgrund hinaus.
    »Harry! Harry!« rief er, so laut er konnte.
    Wiederholt rief das Echo den Namen zurück, bis er in der Tiefe des Yarow-Schachtes verhallte.
    Jack Ryan klomm eiligst wieder die oberen Leitern empor und kam glücklich an das Licht des Tages. In größter Schnelligkeit legte er den Weg nach dem Bahnhof in Callander zurück, um keinen Augenblick zu verlieren. Glücklicher Weise brauchte er nur einige Minuten auf den Abgang des Eilzuges nach Edinburgh zu warten, so daß er sich daselbst schon Nachmittags drei Uhr dem Lordmayor der Stadt vorstellte.
    Hier wurden seine Aussagen zu Protokoll genommen. Die Einzelheiten, welche er mittheilte, ließen seine Wahrhaftigkeit nicht bezweifeln. Sir W. Elphiston, der Präsident der Royal Institution, der nicht nur ein College, sondern auch ein specieller Freund James Starr’s war, erhielt sofort Nachricht und erbat sich das Vorrecht, die Nachforschungen zu leiten, welche in der Grube Dochart ohne Aufschub in’s Werk gesetzt werden sollten. Man stellte ihm also mehrere Beamte zur Disposition, welche mit Lampen, Aexten, langen Strickleitern, Nahrungsmitteln und einigen Herzstärkungen ausgerüstet wurden. Unter der Führung Jack Ryan’s begaben sich dann Alle schleunigst auf den Weg nach den Kohlenwerken von Abersoyte.
    Noch an dem nämlichen Abend trafen Sir W. Elphiston, Jack Ryan und die Beamten am Yarow-Schachte ein und stiegen bis zum sechsundwanzigsten Podest hinab, auf dem Jack nur wenige Stunden vorher hatte umkehren müssen.
    Zuvörderst ließ man die Lampen an langen Seilen in die Tiefe hinabgleiten und überzeugte sich dabei, daß sogar alle vier letzten Leitern fehlten.
    Ohne Zweifel hatte man also die Verbindung zwischen Ober-und Unterwelt hier absichtlich unterbrochen.
    »Was zögern wir, mein Herr, fragte Jack Ryan ungeduldig.
    – Wir wollen nur die Lampen wieder herausziehen lassen, mein Sohn, erwiderte Sir W. Elphiston. Dann steigen wir hinab bis zur Sohle der setzten Galerie und Du führst uns…
    – Nach der Cottage, fiel Jack Ryan ein, und wenn es sein muß, bis zu den letzten Ausläufern der Grube!«
    Als die Lampen wieder herausgezogen waren, befestigten die Beamten an dem Podeste Strickleitern, welche man in den Schacht hinunter gleiten ließ. Die unteren Absätze waren noch vorhanden. Man konnte also von einem zu dem anderen hinab klimmen.
    Immerhin ging das nicht so leicht von statten. Jack Ryan vertraute sich zuerst den schwankenden Leitern an und erreichte vor den Anderen den Grund der Kohlengrube.
    Sir W. Elphiston und die Beamten folgten ihm alsbald nach.
    Die runde Grundfläche des Yarow-Schachtes erschien vollkommen leer, aber Sir W. Elphiston erstaunte nicht wenig, als er Jack Ryan ausrufen hörte:
    »Hier liegen einige Ueberreste der Leitern, sie sind jedoch halb verbrannt!
    – Verbrannt? wiederholte Sir W. Elphiston. Wahrhaftig, da liegt noch erkaltete Asche.
    – Glauben Sie, mein Herr, fragte Jack Ryan, daß der Ingenieur James Starr ein Interesse daran gehabt haben könne, diese Leitern zu ver brennen und die Verbindung mit der Außenwelt zu unterbrechen?
    – Nein, erwiderte Sir W. Elphiston nachdenklich. Vorwärts, mein Sohn, nach der Cottage! Dort werden wir die Wahrheit erfahren.«
    Jack Ryan zog den Kopf ein, als zweifle er daran. Er nahm indessen eine Lampe von einem der Beamten und ging rasch durch die Hauptgalerie der

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