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Schwarz-Indien

Schwarz-Indien

Titel: Schwarz-Indien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Dich in die Unendlichkeit erhebst, steige ich in den Abgrund hinab.
    – Leb wohl, Jack, rief ihm Harry noch zu, und ergriff nun selbst den jetzt emporsteigenden Apparat. Ich bitte Dich, gegen Niemand von dem zu sprechen, was ich Dir jetzt anvertraut habe.
    – Gegen Niemand! versicherte Jack Ryan, doch unter einer Bedingung…
    – Und die wäre?
    – Ich begleite Euch Beide bei Nell’s erstem Ausfluge nach der Oberwelt.
    – Gewiß, Jack, das verspreche ich Dir!« willigte Harry ein.
    Eine neue Pulsation der beweglichen Leiter brachte die beiden Freunde noch weiter auseinander. Der Ton der Stimme reichte nur noch schwierig von dem Einen zum Anderen.
    Dennoch vermochte Harry noch zu hören, wie Jack ihm zurief:
    »Und wenn Nell die Sonne, den Mond und die Sterne gesehen hat, weißt Du, wen sie ihnen vorziehen wird?
    – Nein, Jack.
    – Nun Dich, mein Freund, immer und allezeit Dich!« Jack’s Stimme erlosch allmälig in einem herzlichen Hurrah!
    Harry widmete nun alle freien Stunden der Erziehung Nell’s. Er hatte ihr lesen und schreiben gelehrt – Fächer, in welchen das junge Mädchen überraschende Fortschritte machte. Es schien, als kenne sie Vieles rein aus Instinct. Niemals besiegte eine seltene Intelligenz schneller eine frühere vollständige Unwissenheit. Jeder verwunderte sich, der diese schnelle geistige Entwickelung mit ansah.
    Simon und Madge fühlten täglich mehr, wie innig sie an ihrem Adoptivkinde hingen, deren Vergangenheit ihnen doch noch immer einige Sorge wegen der Zukunft einflößte. Die Natur der Gefühle Harry’s für Nell durchschauten sie sehr bald, und hatten ihre innige Freude darüber.
    Der Leser erinnert sich, daß der alte Obersteiger, gelegentlich des ersten Besuches des Ingenieurs in der früheren Cottage, etwa geäußert hatte:
    »Warum sollte sich mein Sohn verheirathen? Welches Wesen von da oben könnte für einen jungen Mann passen, dessen Leben in den Tiefen eines Kohlenwerkes zu verlaufen bestimmt ist?«
    Gewann es jetzt nicht den Anschein, als habe die Vorsehung selbst die einzige Lebensgefährtin gesendet, welche für seinen Sohn passen konnte? Mußte man hierin nicht eine Gnade des Himmels finden?
    Der alte Obersteiger gelobte sich auch heimlich, daß der Tag, an dem dieser Ehebund zur Wahrheit würde, in Coal-City mit einer Festlichkeit begangen werden sollte, welche unter den Bergleuten von Abersoyte Aufsehen erregen werde.
    Auch ein Anderer noch wünschte eine Verbindung zwischen Harry und Nell von ganzem Herzen; das war der Ingenieur James Starr. Vor Allem hatte er dabei gewiß das Glück der beiden jungen Leute im Auge. Aber auch ein anderer Beweggrund von allgemeiner Bedeutung leitete ihn dabei.
    Bekanntlich bedrückten James Starr noch immer einige Vermuthungen, obgleich sie bis jetzt nichts gerechtfertigt hatte. Nell war offenbar die einzige Mitwisserin des Geheimnisses der Kohlengrube, das bis heute noch derselbe Schleier deckte. Sollte die Zukunft nun den Bergleuten von Abersoyte noch mit weiterem Unglück drohen, wie vermochte man sich dagegen zu schützen, so lange man nicht einmal den Ausgangspunkt desselben oder die dabei mitwirkenden Personen kannte.
    »Nell hat sich bis jetzt nicht aussprechen wollen, philosophirte der Ingenieur; doch was sie jedem Anderen verschwieg, das wird sie dem Gatten nicht lange verheimlichen können. Eine Gefahr würde Harry nicht weniger bedrohen, als uns selbst. Eine Heirath also, welche das Lebensglück des Mannes und die Sicherheit der Freunde desselben begründet, ist gewiß nur zu billigen, und verdient mehr als jede andere hier unten begünstigt zu werden.«
    Das war das Raisonnement James Starr’s, dem man nicht alle Logik absprechen wird. Er verrieth seine Gedanken auch dem alten Simon, der diese Wünsche und Erwartungen vollkommen theilte. Nichts schien also entgegen zu stehen, daß Harry der Ehemann Nell’s würde.
    Wer hätte auch Einspruch erheben sollen? Harry und Nell liebten sich. Die bejahrten Eltern wünschten sich gar keine andere Schwiegertochter. Harry’s Kameraden freuten sich über sein Glück, das sie ihm als ein wohlverdientes gönnten. Das junge Mädchen stand im Uebrigen ganz unabhängig da und brauchte nur seinem eigenen Herzen zu gehorchen.
    Wenn dieser Eheschließung aber Niemand ein Hinderniß in den Weg legen zu können schien, warum schlich, wenn die elektrischen Strahlen während der Stunde der Ruhe erloschen und die Nacht sich über das Arbeiterstädtchen verbreitete, aus einem der

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