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Schwarz-Indien

Schwarz-Indien

Titel: Schwarz-Indien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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das aus dem Malcolmsee.«
    Das junge Mädchen bückte sich, tauchte die Hand ein und führte sie an die Lippen.
    »Dieses Wasser ist salzig, sagte sie.
    – Ja, bestätigte Harry, es ist jetzt die Zeit der Fluth, bei der das Meerwasser bis hierher eindringt. Fast drei Viertel der ganzen Erdoberfläche sind mit solchen Salzwasser, von dem Du eben einige Tropfen kostetest, bedeckt.
    – Wenn das Wasser der Flüsse aber kein anderes ist, als solches aus dem Meere, das jenen die Wolken zuführten, warum ist dieses süß? fragte Nell.
    – Weil das Wasser bei der Verdunstung seinen Salzgehalt verliert erklärte ihr James Starr. Die Wolken bilden sich nun allein durch Verdunstungsprocesse und verbreiten das reine Wasser aus dem Meere durch den Regen über die Länder.
    – Harry, Harry, rief da plötzlich das junge Mädchen, was ist das für ein röthlicher Schein am Horizonte? Brennt dort vielleicht ein ganzer Wald?«
    Nell zeigte dabei nach einem Punkte am Ost-Himmel, wo sich die niedrigen Dunstmassen zu färben begannen.
    »Nein, liebe Nell, antwortete Harry. Dort wird der Mond aufgehen.
    – Ja wohl, der Mond, fiel Jack Ryan ein, eine herrliche Silberschale, welche die Genien des Himmels am Firmament vorüber gleiten lassen, und die ein ganzes Heer von Sternen aufnimmt.
    – Wahrlich, Jack, bemerkte der Ingenieur, ich kannte Dich bis jetzt noch nicht als Liebhaber so kühner Vergleiche.
    – Nun, Herr Starr, ich denke, mein Vergleich ist richtig. Sie sehen, daß die Sterne in demselben Maße verschwinden, als der Mond aufsteigt. Ich nehme also an, daß sie in jenen hineinfallen!
    – Sagen wir, Jack, entgegnete der Ingenieur, daß der Mond durch seinen Glanz das Licht der Sterne in sechster Größe verdunkelt, und deshalb verschwinden diese, so lange er am Himmel steht.
    – O, wie schön ist das Alles, rief Nell, welche ganz in ihrem Blicke lebte. Aber ich glaubte, der Mond sei ganz rund?
    – Rund erscheint er, wenn er voll ist, antwortete James Starr; das heißt, wenn er sich in Opposition zur Sonne befindet. Heute steht er im letzten Viertel, ein Theil seiner Scheibe wird dabei fast unsichtbar und die Silberschale unseres Freundes Ryan schrumpft zu einem – Barbierbecken zusammen.
    – O, Herr Starr, wandte Jack Ryan ein, welch’ entwürdigender Vergleich! Eben wollte ich das Lied zum Preise des Mondes.
     
    »Gestirn der Nacht, auf deiner Bohn,
    »Wie schmeichelnd…«
     
    anstimmen. Ihr Barbierbecken hat mir die ganze Sangeslust verdorben.«
    Inzwischen stieg der Mond langsam am Horizont empor, und die letzten Dünste flohen vor seinen Strahlen. Im Zenith und im Westen glänzten die Sterne noch auf dem dunklen Hintergrunde, die nun bald vor dem Silberschein des Mondes erbleichen sollten. Schweigend erfreute sich Nell an deni wunderbaren Schauspiele, da ihre Augen das milde Licht des Freundes der Nacht recht gut ertrugen, ihrc Hand aber zitterte leise in der Harry’s und sprach für sie deutlich genug.
    »Steigen wir ein, meine Freunde, mahnte der Ingenieur, vor Sonnenaufgang noch müssen wir den Abhang des Arthur-Seat erstiegen haben.«
    Die Barke lag von einem Schiffer bewacht, an einem Uferpfahl befestigt. Nell und ihre Begleiter nahmen darin Platz. Das Segel ward gehißt und wölbte sich unter dem Drucke des Nordwestwindes.
    Welch’ neue Erscheinung für das junge Mädchen. Sie war wohl manchmal auf den Seen Neu-Aberfoyles umhergefahren; so ruhig dabei Harry aber auch das Ruder führte, es verrieth doch immer die Anstrengung des Schiffers. Hier sah sich Nell zum ersten Male fast ebenso sanft dahin geführt, wie etwa ein Ballon durch die Lüfte gleitet. Der Golf war glatt wie ein See. Halb zurückgelehnt, ergötzte sich Nell an dem sanften Schaukeln des Fahrzeuges. Dann und wann brach sich ein Mondstrahl Bahn auf die weite Fläche des Forth, dann schien das Schiffchen eine in Millionen Funken glitzernde Silberfläche zu durchschneiden. Längs der Ufer murmelten sanfte Wellen ihr eintöniges Lied dazu. Es war wahrhaft entzückend.
    Dann schlossen sich aber Nell’s Augen unfreiwillig. Ihren Geist beschlich eine vorübergehende Abspannung. Sie ließ den Kopf an Harry’s Brust sinken und fiel in sanften Schlummer.
    Harry wollte sie wecken, um ihr nichts von den Herrlichkeiten dieser Nacht entgehen zu lassen.
    »Laß sie schlafen, mein Sohn, rieth ihm dagegen der Ingenieur. Zwei Stunden der Rnhe werden sie besser vorbereiten, die Eindrücke des Tages zu ertragen.«
    Um zwei Uhr Morgens langte die Barke am

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