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Schwarz-Indien

Schwarz-Indien

Titel: Schwarz-Indien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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verlassen.
    – Woher weißt Du das Alles? fragte das junge Mädchen.
    – Jene Gefangenen, Nell, waren James Starr, meine Eltern und ich.«
    Nell erhob den Kopf, ergriff die Hand des jungen Mannes und sah ihm so tief in die Augen, daß dieser sich bis in’s Herz erzittern fühlte.
    »Du? wiederholte das junge Mädchen.
    – Ja, bestätigte Harry nach kurzem Schweigen, und die, der wir es verdanken, noch heute zu leben, das warst Du, Nell, das kann Niemand sonst gewesen sein, als Du!«
    Nell ließ den Kopf in ihre Hände sinken und gab keine Antwort. Noch niemals hatte Harry sie so tief ergriffen gesehen.
    »Die, welche Dich gerettet haben, Nell, fügte er bewegt hinzu, schuldeten vorher schon Dir ihr Leben, und glaube mir, sie können und werden das niemals vergessen!«
Fußnoten
    1 Nell ist eine Abkürzung von Helena.
Sechzehntes Capitel.
Auf der auf und abfleigenden Seiter.
    Inzwischen wurde die Ausbeutung von Neu-Abersoyte mit bestem Erfolge fortgesetzt. Selbstverständlich kam James Starr und Simon Ford – den ersten Entdeckern dieser reichen Kohlenlager – ein großer Antheil des Gewinnes zu. Harry wurde demnach ietzt selbst eine gute Partie. Aber er dachte gar nicht daran, die Cottage zu verlassen. Er hatte jetzt die Stelle seines Vaters als Obersteiger übernommen und wachte sorgsam über diese Welt von Bergleuten.
    Jack Ryan war ebenso stolz, wie hoch erfreut über all’ das Glück, das seinem Freunde zu Theil ward. Auch ihm selbst ging es dabei recht wohl. Beide sahen sich sehr häufig, entweder in der Cottage oder bei den Arbeiten in der Grube. Jack Ryan hatte recht wohl die Gefühle bemerkt, welche Harry für das junge Mädchen hegte. Zwar gestand es Dieser nicht ein, aber Jack lächelte verschmitzt, wenn Harry seine Anspielung durch ein verneinendes Kopfschütteln abweisen wollte.
    Jack Ryan’s innigster Wunsch war es, Nell zu begleiten, wenn sie ihren ersten Besuch an der Oberfläche der Grafschaft machen würde. Er hätte so gern das Erstaunen und die Bewunderung über die ihr noch völlig unbekannte Natur mit angesehen. Wohl hoffte er, daß Harry ihn bei diesem Besuche mitnehmen werde, doch hatte dieser ihm noch keinen dahin zielenden Vorschlag gemacht – was ihn immerhin ein wenig beunruhigte.
    Eines Tages stieg Jack Ryan eben einen der Luftschächte hinunter, durch welche die unteren Stollen der Grube mit der Erdoberfläche in Verbindung stehen. Er benutzte dabei eine jener Leitern, welche durch ihre auf einander folgenden Bewegungen nach auf-und abwärts ohne Mühe hinauf oder hinunter zu gelangen gestatten. Zwanzig Bewegungen dieses Apparates hatten ihn etwa um hundertfünfzig Fuß hinunter befördert, als ihm auf der schmalen Leiter, auf der er eben Platz genommen, Harry begegnete, der wegen einiger Tagarbeiten nach oben steigen wollte.
    »Bist Du es? fragte Jack, indem er den Anderen scharf ansah.
    – Ja wohl, Jack, erwiderte Harry, und es freut mich sehr, Dich noch zu treffen. Ich möchte Dir einen Vorschlag machen…
    – Ich höre auf nichts, bevor Du mir nicht eine Nachricht über Nell giebst! rief Jack Ryan.
    – Nell geht es gut, Jack, und sogar so gut, daß ich sie binnen einem Monat oder sechs Wochen…
    – Zu heirathen gedenke, Harry?
    – Du weißt nicht, was Du sprichst, Jack.
    – Das ist möglich, Harry, aber ich weiß, was ich thun würde.
    – Und was denn?
    – Ich würde sie heirathen, ja ich, wenn Du es nicht thust, versetzte Jack hell auflachend. Beim heiligen Mungo! Sie gefällt mir einmal, die niedliche Nell. Ein junges und herzensgutes Geschöpf, welches die Mine noch niemals verlassen hat, das ist eine Frau, wie sie der Bergmann braucht. Sie ist eine Waise und ich auch, und für den Fall, daß Du wirklich nicht an sie denkst, möchte ich nur, daß sie Deinen Kameraden auch wollte.«
    Harry sah Jack ernsthaft an. Er ließ ihn plaudern, ohne überhaupt eine Antwort zu geben.
    »Was ich da sagte, macht Dich doch nicht eifersüchtig, Harry? fragte Jack mit ernsterem Tone.
    – Nein, lieber Jack, erwiderte Harry ruhig.
    – Nun, wenn Du Nell nicht zu Deiner Frau machst, hast Du mindestens kein Recht, zu verlangen, daß sie eine alte Jungfer bleiben soll.
    – Ich beanspruche gar keine Rechte!« antwortete Harry.
    Eine Bewegung der Leiter hätte den beiden Freunden jetzt erlaubt, sich zu trennen, indem der Eine den Schacht hinauf, der Andere hinunter gegangen wäre. Sie blieben aber noch beisammen.
    »Harry, fuhr Jack fort, glaubst Du, daß ich letzt zu Dir bezüglich

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