Schwarz und Weiss (German Edition)
die Schriftzeichen zu lesen. Immerhin war die philophsianische Sprache vor langer Zeit ausgestorben und nur wenige kannten sie und noch weniger konnten sie sprechen oder schreiben. Eorsén hatte gewusst, dass Lynnox sie beherrschte, aber er selbst hatte verschwiegen, dass er es ebenfalls konnte. Vermutlich sah Lynnox das als Vertrauensbruch. Aber wie hatte er davon erfahren?
Eorsén richtete seine Aufmerksamkeit zurück auf Aracas. „Ich höre?“
„Ich sagte gerade, dass es keinen Sinn macht, ziellos durch die Wälder zu laufen“, sagte Aracas schlecht gelaunt. Eorsén fragte sich, ob er jemals lachte.
„Und was sollen wir sonst machen?“, fragte Eorsén betont höflich.
„Suchen wir eben nach Lynnox“, antwortete er, „er war unser einziger Anhaltspunkt, wo Solyce hätte sein können.“
„Wenn ich wüsste, wo wir anfangen könnten“, sagte Eorsén. Aracas schaffte es wirklich, seine Laune noch weiter sinken zu lassen.
„Meinetwegen“, sagte Aracas, „und was ist mit Val?“
„Selbe Situation. Ich habe keine Ahnung.“
„Wenn wir wüssten, was Caez, Tony, Resa und Livian gerade machen, könnten wir nach ihnen suchen.“
„Die würden sich freuen, dich zu sehen“, meinte Eorsén, als ihm einfiel, dass die vier ihn noch für tot hielten.
„Ja, und dich würden sie in Stücke reißen, weil du Persephone umgebracht hast.“
„Ich habe sie nicht umgebracht“, verteidigte sich Eorsén.
Aracas schwieg. Eorsén tat es ihm gleich und zerknitterte dabei den Zettel in seiner Hand.
Der Wind fegte durch den Wald hinter ihnen und ließ die Blätter in den Bäumen rauschen. Eorsén musste zugeben, dass es ihm hier nicht gefiel.
Sie gingen weiter, bis der Wald sich lichtete und endlich den Blick auf den Himmel freigab. Dunkle Wolken schoben sich vor die Sonne und bauten sich am Himmel auf. Eorsén vermutete, dass es bald regnen würde. Er ließ den Blick über die kleine Lichtung schweifen, als sich am Waldrand etwas bewegte.
Aracas schien es ebenfalls bemerkt zu haben, er warf Eorsén einen Blick zu und nickte in die Richtung.
Eine Gestalt betrat die Lichtung und sah zu ihnen herüber.
Aracas beäugte die Silhouette misstrauisch. „Sollen wir hingehen?“, fragte er.
Eorsén zuckte die Schultern, als die Gestalt auch schon auf sie zukam.
„Gut, dass ich euch gefunden habe“, sagte sie, als sie unmittelbar vor ihnen stand.
„Val“, sagte Eorsén kalt, als er ihn erkannte.
„Was willst du hier?“, fügte Aracas hinzu.
Val sah die beiden an. „Ich habe gehört, dass ihr hier wart.“
„Wie das?“, fragte Eorsén verblüfft.
Kann Val auch ohne Bilder springen? fragte Eorsén sich verständnislos.
Innerlich machte er sich zu einem möglichen Kampf bereit. Val aber machte nicht einmal Anstalten, nach seinem Schwert zu greifen.
„Er möchte wohl nicht mit dir reden, was?“, fragte Val kühl.
„Redest du von Lynnox?“, fragte Eorsén überrascht, „war er da, als wir nach ihm gefragt haben?“
„Er musste schließlich aufpassen, dass ihr die Nachricht bekommt“, sagte Val, „so viel hat er mir jedenfalls anvertraut. Ich wüsste gerne, was in seiner Nachricht stand.“
Eorsén merkte, wie er nervös wurde. Woher wusste Val, dass er sich mit Lynnox traf? Wusste er die Wahrheit? Oder hatte Lynnox ihm etwas anderes erzählt?
„Und warum bist du jetzt hier?“, fragte Aracas.
„Nur um euch zu sagen, dass eure Suche sinnlos ist.“
„Mag sein, dass du so denkst“, sagte Eorsén, „aber ich muss dich etwas fragen. Warum warst du es, der Solyce abgeholt hat? Und woher weißt du von Lynnox?“
„Er hat es mit persönlich gesagt. Ich weiß nicht, ob du es weißt, aber er ist jetzt einer von uns.“
Eorsén riss die Augen auf. Lynnox? Das glaube ich nicht.
„Wie hat er das geschafft?“, erkundigte er sich bemüht ruhig.
Val ging nicht darauf ein.
„Warum sagtest du, dass unsere Suche sinnlos ist?“, fragte jetzt Aracas.
Val musterte ihn. „Ich weiß nicht, wer du bist.“
„Aracas“, sagte Aracas ungeduldig, „also?“
„Hm“, machte Val nachdenklich, „es ist sinnlos, weil ich weiß, dass ihr nach Solyce sucht.“
„Na und?“, fragte Eorsén.
„Was, wenn ihr ihn findet und er gar nicht zurückkommen will?“
„So ein Unsinn.“ Aracas schüttelte den Kopf.
„Warum sprichst du überhaupt mit uns?“, fauchte Eorsén plötzlich, „Camar lauert bestimmt hier in der Nähe und du wartest nur darauf, uns zu verraten!“
„Warum sollte ich das
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