Schwarz und Weiss (German Edition)
Solyce sarkastisch.
„Ich weiß.“
Solyce wandte den Blick wieder zurück zum Wasser.
„Die Sonne geht bald unter“, bemerkte Val und sah zu dem großen, goldenen Lichtfleck am Horizont.
„Hm“, machte Solyce nur.
„Dir scheint es auch egal zu sein, was andere von dir halten“, meinte Val.
„Warum fängst du jetzt wieder damit an?“, fragte Solyce verwundert, „und wie du bereits gesagt hattest, wir sind alle nur Menschen. Man kann es nicht allen recht machen.“
„Da hast du Recht.“
„Das heißt nicht, dass man es nicht versuchen sollte“, fügte Solyce hinzu.
„Dann bist du aber weit davon entfernt.“
„Nett von dir“, sagte Solyce, „du machst dir aber auch nicht gerade Freunde mit deinem Verhalten.“
„Ich finde mein Verhalten genau richtig.“
„Wie du meinst“, seufzte Solyce.
Die nächsten Minuten schwiegen sie und Solyce fragte sich zunehmend, wann Val endlich verschwinden würde.
Ich frage mich, ob die anderen wissen, dass Val ein Mörder ist, sagte die Stimme plötzlich.
Das frage ich mich auch.
Ich meine, es müsste doch auffallen, oder?
Woher soll ich das wissen? Solyce verfluchte sich dafür, mit der Stimme geredet zu haben.
Nur weil es mir gerade einfällt, sagte die Stimme gehässig und wechselte das Thema, du hattest mir etwas versprochen. Hast du das vergessen?
Wenn ich ehrlich sein soll, ja, antwortete Solyce, es wäre ein Fehler, sich darauf einzulassen.
Womit habe ich das nur verdient? jammerte die Stimme.
Denk mal darüber nach.
Aber...
Jetzt sei still.
„Wie ist das, nicht zu wissen, auf welcher Seite man steht?“
Solyce zuckte zusammen, als er bemerkte, dass Val ihn etwas gefragt hatte.
„Ich weiß nicht, was du meinst“, sagte Solyce scheinbar gleichgültig.
„Du weißt sehr wohl, wovon ich rede. Also?“
„Es ist bescheuert“, fauchte Solyce wütend, „mehr werde ich nicht dazu sagen!“
Val ließ sich nichts anmerken. „Ich gehe mal nach den anderen sehen“, sagte er stattdessen, drehte sich um und ließ ihn allein zurück.
Solyce kochte vor Wut. Wie konnte Val sich erlauben, so mit ihm zu sprechen?
Er hat Recht, mischte sich die Stimme wieder ein, du weißt nicht, zu wem du gehörst...
Natürlich weiß ich das! Ich gehöre zu den Guten! Nicht zu Camar!
Und trotzdem bist du hier! Die Stimme sprach jetzt lauter. Entscheide dich endlich und spiele nicht den Doppelagenten!
Das war immerhin Eorséns Plan, sagte Solyce streng.
Aber du hast eingewilligt! Wozu? Um dich an Camar zu rächen? Das hättest du auch mit Tony, Aracas und den anderen tun können!
Dann hätte ich ihnen alles erzählen müssen!
Schämst du dich dafür?
Solyce zog es vor, nicht darauf zu antworten und die Stimme ließ ihn schließlich in Ruhe. Er hoffte, dass sie den Obersten so früh wie möglich einholten, sodass er etwas hatte, auf das er sich konzentrieren konnte und das ihn vom Nachdenken abhielt. Er ließ den Blick über das Schiff wandern und hielt nach den Anderen Ausschau. Val hatte sich offensichtlich wieder aus dem Staub gemacht und Camar blieb nach wie vor verschwunden. Preia saß zum wiederholten Mal im Aussichtskorb, Seylen schien am Bug eingeschlafen zu sein, neben ihm saß Malou mit ihrem Buch und Arisán und Miani liefen auf dem Schiff hin und her.
Solyce hasste diese Entscheidungen. Warum schienen Camars Leute ganz und gar keine bösen Absichten zu haben? Sie benahmen sich, als wüssten sie nicht einmal, wer Camar eigentlich war.
„...hörst du mir überhaupt zu?“
Eorsén zuckte zusammen, als er Aracas' Stimme vernahm.
„Sicher“, sagte er grinsend, „also, worum geht es?“
Aracas verdrehte die Augen. „Warum rede ich eigentlich mit dir, wenn du nicht zuhörst?“
„Jetzt höre ich zu“, versprach Eorsén felsenfest und sah ihn erwartungsvoll an.
Aracas seufzte.
Sie waren vor einiger Zeit aus der Kneipe aufgebrochen und seither durch den Wald gezogen. Eorsén hatte bald nach dem Zettel mit der Nachricht, die Lynnox ihm hinterlassen hatte, verlangt, unter dem Vorwand, sie sich noch einmal ansehen zu wollen.
Ich weiß, dass du das hier lesen kannst, hatte er geschrieben. Eorsén zerbrach sich den Kopf darüber, was Lynnox dazu veranlasst hatte, ihm das mitzuteilen. Und warum er untergetaucht war. Es war auch sonst nicht Lynnox' Art, sich zu verstecken. Eorsén wusste, dass er ihn finden musste und ihm auch eine Erklärung schuldig war. Das Schwierigste dabei würde sicherlich die Frage werden, wo er gelernt hatte,
Weitere Kostenlose Bücher