Schwarz und Weiss (German Edition)
geschlossenen Tür standen.
„Warum hört Resa nicht zu...“
„Weil sie Angst hat“, sagte Tony.
„Aber deswegen kann sie die Augen nicht verschließen!“
Sie schwiegen und warfen sich nur gelegentlich Blicke zu. Irgendwie mussten sie es schaffen, Resa zu beruhigen, ihr Mut zu machen, sodass sie ihnen zuhörte.
Verloren...er hatte verloren...aufgegeben...
Solyce schlug die Augen auf. Er fühlte sich schlecht. Er hatte alle im Stich gelassen. Er wusste, dass er sich nichts vorzumachen brauchte, dass er schwach war. Wütend wollte er die Augen wieder schließen.
„Gut, dass du endlich aufwachst.“
Solyce fuhr hoch. Er hatte unter einem Baum gelegen und ihm gegenüber saß Eorsén und drehte sein Messer in der Hand. Mit diesem Messer hatte er Persephone verletzt...
„Fang gar nicht erst an, zu jammern“, sagte Eorsén und erhob sich.
Solyce fixierte das Messer. „Wo sind wir?“
„Philophsis“, antwortete Eorsén gut gelaunt und steckte das Messer weg.
Solyce verdrehte die Augen. „Was wollen wir in einem Wald?“
„In eine hübsche kleine Kneipe gehen“, sagte Eorsén.
Solyce konnte es nicht fassen. „Wie spät ist es?“
„Nicht allzu spät. Wir sind vor einer halben Stunde aus Crealor hierher gesprungen.“
Solyce schaffte es nicht, einen klaren Gedanken zu fassen. „Was wollen wir in einer Kneipe?“
„Jemanden treffen. Können wir los?“
„Ich denke schon...“ Solyce drängte seine aufkommenden Gefühle zurück. Er wollte nicht trauern. Nicht jetzt. Er würde seine gesamte Kraft in seine Rache an Camar stecken.
„Wo ist Camar?“, fragte er Eorsén.
„Um den kümmern wir uns noch früh genug“, meinte Eorsén und hielt ihm die Hand hin, um ihm aufzuhelfen. Solyce funkelte ihn an und wehrte die Hilfe ab.
Er stand auf und wäre beinahe wieder hingefallen. Eorsén hielt ihn am Arm oben und musterte ihn skeptisch. „Dir scheint's ja blendend zu gehen.“
„Danke“, knurrte Solyce und riss sich los, „mir geht es super. Wen genau treffen wir in dieser Kneipe?“
„Keine Sorge, ich habe einen tollen Plan.“
Gut, dass du wieder da bist. Solyce zuckte zusammen, als er die Stimme wieder hörte. Er hatte sie beinahe vergessen. Eorsén zog die Augenbrauen hoch. „Kommst du?“, fragte er.
„Ja, ja „, sagte Solyce und rieb sich den Kopf.
Ich hoffe, du hast mich nicht vergessen, schalt ihn die Stimme.
Nein, keine Sorge.
Solyce folgte Eorsén mehr oder weniger aufmerksam durch den Wald, während die Stimme auf ihn einredete.
Sie erreichten die Kneipe nach wenigen Minuten. Sie schien keinen Namen zu haben und war klein und dreckig mit staubigen Fenstern.
„Bist du sicher, dass hier jemand wohnt?“, fragte Solyce misstrauisch.
„Ja“, sagte Eorsén schlicht und ging auf die Tür zu.
Drinnen sah es nicht besser aus. Alles war klein und dreckig, aber immerhin hatte Eorsén Recht behalten. Die Kneipe war voller Leute. Die meisten davon saßen an der Bar und tranken Schnaps aus staubigen Gläsern. Die Kneipe besaß sogar eine kleine Bühne, auf der ein seltsames Instrument stand.
„Was wollen wir hier?“, zischte Solyce. Eorsén zog sich die Kapuze ins Gesicht.
„Dein Gedächtnis ist nicht das Beste, was?“, fragte Eorsén. Er sah aus, als würde er sich ernsthaft Sorgen machen. „Wir treffen hier jemanden.“
Solyce drängte Eorsén in eine Ecke. „Würde es dir etwas ausmachen, mich einzuweihen?“, fauchte er wütend.
„Ich hätte gedacht, dass du etwas geschwächter wärst.“ Eorsén schüttelte den Kopf.
„Ich habe genug Kraft, um Camar umzubringen!“, zischte Solyce.
Eorsén sah ihn anerkennend an. „So gefällst du mir schon viel besser als in Crealor. Da hast du echt schlimm ausgesehen...“
Solyce funkelte ihn böse an. „Also?“
„Ah, natürlich.“ Eorsén senkte die Stimme noch weiter. „Du arbeitest ab heute für Camar.“
Solyce riss die Augen auf. „Was hast du gesagt?“
„Ich sagte: Du arbeitest ab heute für Camar.“ Er sah Solyce' Gesicht und seufzte. „Du bist schwer von Begriff. Ich schleuse dich zu ihm ein, dann behauptest du, du seist auf seiner Seite, und dann greifen wir ihn von innen heraus an!“
Solyce sah ihn an. „Toller Plan.“ Das war genau das, was Camar mit Crealor gemacht hatte.
„Ich hätte etwas mehr Begeisterung erwartet. Du weißt, dass er dich braucht. Und du lässt dir eine Geschichte einfallen, warum du ihm hilfst. So kommst du ganz einfach zu ihm.“
Solyce schwieg.
„Das ist ein
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