Schwarz. Weiß. Tot.: Storys
andere Wahl hast. Ich besitze eine Kopie Deines Plans. Außerdem haben wir
die Pistole aus dem Mülleimer geholt, kaum hattest Du sie hineingeworfen.
Alles, was ich will, Quartus, ist ein friedlicher Tod. »Jenny« ist natürlich nicht der richtige Name meiner Geliebten. Und
vielleicht ist sie nicht einmal rothaarig (aber das mit den Brüsten ist wahr, ich sage das nur, um Dir das Leben zu vermiesen
– ich verstehe jetzt, was Dich an Brüsten immer so erregt hat.) Lebe Dein krankhaftes Leben und gönne mir mein erfülltes.
Gib Dich damit zufrieden, dass Du den perfekten Mord verübt hast.
Mit freundlichen Grüßen
Louwna
Bennie Griessel lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Seine Gier nach Alkohol war vergessen. Er lachte kurz auf, dachte intensiv
nach, zog seine Schlüsse, stand auf und marschierte zum Büro von Senior Superintendent Mat Joubert.
Der Leiter der Provinzialen Sondereinheit der südafrikanischen |54| Polizei saß an seinem Schreibtisch, wie üblich mit Verwaltungskram beschäftigt.
»Der Scheißkerl hat sich gar nicht umgebracht«, polterte Griessel. Joubert blickte verärgert auf, aber Griessel war zu sehr
in Fahrt, um sich an seiner mürrischen Reaktion zu stören.
»Das hat mir die ganze Zeit keine Ruhe gelassen. Wer verübt Selbstmord, indem er ins Meer geht, legt aber vorher seine Kleider
und zwei Briefe am Strand ab? Jemand, der weiß, das wir heutzutage eine Leiche schon anhand eines Gewebsstückchens identifizieren
können. Lombaard treibt sich irgendwo herum, quicklebendig und kerngesund!«
Joubert schwieg zunächst und fragte dann nachdenklich: »Wieso, Bennie? Wozu sollte er sich solche Mühe geben?«
»Weil er seinen zweiten perfekten Mord begehen will. Nein, Morde, im Plural, denn es sind gleich zwei Frauen, auf die er es
abgesehen hat.«
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|55| Das Nostradamus-Dokument
(Die Nostradamus-dokument)
|57| 1.
Sie erschossen sie quasi in den Armen von Sersant Fransman Dekker.
Natalie Fortuin hatte neben ihrem chaotischen Schreibtisch gestanden, eine schöne farbige Frau inmitten von hohen Stahlregalen,
die bis obenhin mit gebrauchten Fahrzeugersatzteilen vollgepackt waren. Langsam und zielstrebig knöpfte sie ihre Bluse auf,
ihr schiefes Lächeln Einladung und Herausforderung zugleich. Ihre Haut schimmerte; ein feiner Schweißfilm bedeckte ihre Brüste.
Sie trug keine Unterwäsche. Mit einem Schritt war sie bei ihm, drängte sich an ihn und flüsterte mit verführerischer Stimme:
»Schön groß bist du, Dekker …«
Er legte ihr eine Hand auf die nackte Schulter, sein Mund knochentrocken. Er fragte sich, ob er sie zurückweisen oder an sich
ziehen sollte, und genau in diesem Moment erschoss man sie. Er sah das kleine runde Loch über ihrer linken Augenhöhle, sah,
wie sie umkippte, von ihm weg, und hörte den Schuss irgendwo rechts hinter sich, draußen, vielleicht fünfzig, sechzig Meter
entfernt. Noch bevor sie erst gegen den Schreibtisch und dann auf den Betonfußboden sank, wusste er, dass sie tot war. Er
stand da wie versteinert, stumm und starr – wie lange, hätte er nicht sagen können. |58| Dann rannte er los, zog die Dienstpistole aus dem Lederholster an seinem Gürtel und versuchte krampfhaft, zu verstehen, was
hier vor sich ging.
Als er den kleinen Büroanbau verließ, schlug eine Kugel in den Türrahmen ein. Er duckte sich weg und rollte sich über den
Boden ab. Dann feuerte er ein paar Mal in die Richtung, aus der die Schüsse kamen. Er suchte Deckung unter einem ausgeschlachteten
Toyota Corolla und blickte sich überall nach den Angreifern um, doch der Schrottplatz bot tausend Verstecke zwischen den aufgestapelten
Fahrzeugwracks.
Er blieb liegen, lauschte, aber nichts regte sich. Er zog das Handy aus der Tasche, um bei der Kripo Bellville anzurufen und
Verstärkung anzufordern, als ihm einfiel, wie das klingen musste, wenn er meldete, dass Natalie Fortuin halb nackt war. Wie
sollte er das erklären? Er unterbrach die Verbindung, und ihm wurde zum ersten Mal klar, dass er ziemlich in der Patsche saß.
Er hörte Autotüren zuschlagen, dann sprang ein starker Motor an, ungefähr dort, von wo die Schüsse gekommen waren. Er sprang
auf, rannte gebückt los, die Pistole in der Hand, zwischen den Schrotthaufen hindurch. Hinter dem Berg sah er einen grauen
BMW X5, der durch eine enge Gasse zwischen den alten Autos davonfuhr. Unter den Hinterrädern spritzten Steinchen hervor und
prasselten gegen die
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