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Schwarz. Weiß. Tot.: Storys

Titel: Schwarz. Weiß. Tot.: Storys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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genetischer Schnitzer, ein wenig Pech in der Lotterie der Natur.
     Wir wissen, dass diese Streitigkeiten und Betrügereien rund um Schuhe es nicht wert sind, einen Mord zu begehen. Nicht, wenn
     man schon längst steinreich und weltberühmt ist. Nein, das Schlimmste ist, wenn uns eine Frau von vollkommener Schönheit an
     den Kopf wirft, dass sie unserer überdrüssig ist. Dann verlieren wir die Beherrschung. Dann zerbricht unsere Seele in tausend
     Stücke.«
    Lange blickte ich Claudias Foto an. Das, auf dem sie Gatto liebevoll an die Wange drückt. Die Schöne und das Biest. Dann stellte
     ich das Bild wieder zurück auf den Tisch.
    »Es gibt Flüge genug, mit denen er rasch hin und zurück hätte fliegen können. Ich habe es überprüft. Und ich glaube auch nicht,
     dass er unter einem falschen Namen gereist ist.«
    Ich erhob mich und gesellte mich zu Gatto. »Ich vermute, er war da, in ihrem Schlafzimmer, als Tocci mit ihr geredet hat.
     Und bestimmt hat er auch den Streit mit Sandri mitbekommen. Da wusste er, wie er es anfangen musste. |119| Wie er die Situation manipulieren konnte. Wie er sich die Fingerabdrücke und Motive der anderen zunutze machen konnte.«
    Ich ging hinüber zu Gattos Lieblingsplatz auf dem Holzfußboden. Die Dielen knarrten, als ich sie betrat. Ich bückte mich und
     legte eine Handfläche leicht auf die glänzende Oberfläche.
    Ich zitierte Verdi, wie ich es jeden Tag zu tun pflegte: »
Tutta la vita è morte,
Claudia«, sagte ich. »
Tutta la vita

«

[ Menü ]
    |121| Auszeit
(Stiltetyd)
    |123| 1.
    Um kurz vor vier rief Mavis vom Empfang aus an. »Hier ist ein Brief für dich, Johnnie. Hat jemand für dich abgegeben.«
    Sofort reagierte er gereizt. Bestimmt war wieder einmal so ein Jungspund zu feige gewesen, seinen Bericht direkt bei ihm abzuliefern,
     weil es schon spät und sein Machwerk schlampig war. Er seufzte stumm. »Ich bin schon auf dem Sprung, ich hole ihn gleich bei
     dir ab, wenn ich nach Hause gehe. Danke dir.«
    »Schon okay«, antwortete sie. »Und, was kocht Pearlie heute Abend?«
    »
Masala -
Fisch mit
Roti
und ein Tomaten
bredie
. Und zum Nachtisch
Johnson’s Specials
und
Fancies

    »Ach, Johnnie, ich weiß nicht, wann ich zuletzt ein richtig leckeres Fancy gegessen habe!«
    »Mal sehen, vielleicht bleiben ja ein paar übrig.«
    »Du bist ein Schatz – nicht, dass ich je etwas anderes behauptet hätte«, fügte sie hastig hinzu und legte auf. Er kehrte zum
     Rollwagen mit den Dokumenten zurück, mühsam, hinkend. Sein Bein prophezeite ein Gewitter. Im November? Er griff nach den drei
     neuen Haftbefehlen, trug sie zu den Aktenschränken auf der anderen Seite des Raumes und suchte die passenden Ordner heraus.
     
    |124| Mavis war zu beschäftigt, um sich mit ihm zu unterhalten. Ohne ihr Telefonat zu unterbrechen, reichte sie ihm das hellgelbe
     Kuvert durch ihr Glasschiebefenster an.
    »Danke!«, flüsterte er tonlos. Sie zwinkerte ihm zur Antwort zu. Ihre Finger tanzten über die Tastatur, und ihre Stimme klang
     munter und hilfsbereit, selbst noch beim tausendsten Anruf am Tag. Wie machte sie das bloß?
    Im Hinausgehen betrachtete er das Kuvert. Die Adresse war handgeschrieben, mit schwarzer Tinte und in einer kleinen, hübschen,
     sauberen Schrift:
Polizeidienststelle Bellville, Supt. John October, Archiv, Provinziale Sondereinheit, Kasselsvleiweg, Bellville-Suid 7530.
Weder Briefmarke noch Poststempel. Ordentlich zugeklebt.
    Der Brief stammte nicht von einem Kollegen.
     
    Er nahm sich vor, den Brief im Auto zu öffnen, weil der Wind zu stark über den Parkplatz pfiff. Aus nordwestlicher Richtung,
     wie ihm auffiel. Er hob den Kopf und blickte nach Westen in Richtung Tafelberg. Dort ballte sich eine Schlechtwetterfront
     zusammen, eine Wolkensichel, die sich weit über den Atlantik erstreckte. Sein Bein hatte ihn nicht getrogen. Er hoffte, dass
     es nicht zu früh anfing zu regnen, denn dann würden Pearlies Tische leer bleiben. Die weiße Kundschaft kam nur bei schönem
     Wetter.
    Er öffnete seinen Cressida und stieg ein. Den Schlüssel als Brieföffner benutzend, ritzte er den Umschlag auf. Dünnes, hellgelbes
     Schreibpapier, ordentlich zusammengefaltet.
    Er zog den Brief heraus und faltete ihn auseinander. Dabei fiel ein weiteres Stück Papier heraus und flatterte auf |125| seinen Schoß. Ein Schnipsel, der wie ein Zeitungsartikel aussah. Er ließ ihn liegen und las zuerst den Brief.
     
    12. November
    Sehr geehrter Supt. October,
    das war kein

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