Schwarz. Weiß. Tot.: Storys
Johnnie«, grüßte Zuyane.
»Hallo, Zuyane.«
»Komm, probier mal«, sagte Pearlie. Sie nahm einen Löffel, schöpfte ein wenig von dem Bredie heraus und blies darauf, um es
abzukühlen. »Zu viel schwarzer Pfeffer?«, fragte sie und hielt ihm den Löffel hin. Es war ihr festes Ritual. Er schloss die
Augen und ließ sich die Kostprobe auf der Zunge zergehen. Das Fleisch war butterzart, der Geschmack vollkommen, man konnte
es nicht anders nennen. Er ließ sie eine Zeit lang zappeln, wie jeden Abend, öffnete die Augen und sah ihren erwartungsvollen
Blick.
»Nein«, sagte er.
»Was heißt ›nein‹?«, fragte sie bekümmert.
»Nein, es ist nicht zu viel schwarzer Pfeffer dran.«
»Zu wenig Zucker?«
»Nein. Es schmeckt ganz wunderbar. Das beste, das du je gekocht hast.«
»Ist das dein Ernst, mein Herz?«
Wieder küsste er sie. »Ja, mein voller Ernst.«
»Hattest du einen guten Tag?«
»Einen interessanten. Ich erzähl’s dir später. Wie sieht es mit den Reservierungen aus?«
»Proppenvoll!«, sagte sie. »Kaum zu glauben, was?«
Er stieg die Treppe zur Wohnung hinauf – drei Schlafzimmer, ein Badezimmer, Küche und Wohnzimmer, direkt über dem Restaurant.
Ihr Haushalt bildete eine farbige Insel inmitten der Weißen von Durbanville, aber Pearlie hatte von |129| Anfang an darauf beharrt, dass sie dieses Opfer bringen müssten, weil sie keine Lust habe, jeden Tag mitten in der Nacht nach
Mitchell’s Plain zurückzufahren. Außerdem könnten sie so mehr Zeit miteinander verbringen.
Er schloss auf, ging ins Schlafzimmer, holte den Brief aus seiner Jackentasche, hängte die Jacke weg, zog die Krawatte aus
und hängte sie ebenfalls auf. Er war der Einzige bei der Sondereinheit, der bei der Arbeit noch einen Anzug trug, aber er
konnte nicht anders, so war er nun mal erzogen: Respektiere deine Arbeit und deine Kollegen.
Er nahm den Brief mit in die Küche, holte sich eine Dose Ingwerbier, leerte sie in ein Glas und ging in seine Werkstatt, wie
Pearlie das dritte Schlafzimmer nannte. An einer Wand stand seine Vitrine und darin ordentlich aufgereiht seine Modellflugzeuge.
Auf der gegenüberliegenden Seite befand sich der lange, abgenutzte Tisch, und darüber hingen schmale Regale für seine Werkzeuge
und Farben. Auf dem Tisch standen eine Lampe, ein kleiner Kompressor und die halbfertige De Havilland Mosquito, ein Merk-II-Modell
im Maßstab 1/48. Einer seiner absoluten Lieblinge. Er stellte das Bierglas ab und legte den Brief auf den Tisch, krempelte
die Ärmel hoch und setzte sich. Am Abend zuvor hatte er die Kleinteile angemalt. Er inspizierte seine Arbeit und kratzte hier
und da mit dem Skalpell ein wenig von der aufgetragenen Farbe ab, um die Oberflächen zu glätten, bevor er die Einzelteile
zusammensetzte.
Warum war dieser Brief ausgerechnet an ihn adressiert?
Bevor er endgültig nach Hause gefahren war, war er noch einmal zu Mavis an den Empfang zurückgekehrt, hatte auf eine Pause
im Telefonansturm gewartet und gefragt, wer |130| den Brief für ihn abgegeben habe. Sie hatte nur gesagt: »Ich weiß nicht, Johnnie, ich habe ihn einfach hier gefunden«, und
auf die Ecke ihres Schreibtischs gedeutet.
Warum er?
»Weil du ein guter Ermittler bist«, meinte Pearlie, den Brief und den Zeitungsausschnitt in der Hand.
Sie saßen am Tisch in der Ecke. Es war kurz nach zehn. Das Restaurant hatte sich inzwischen geleert. October aß. Erst das
Bredie, dann den Fisch, damit die Masala-Gewürzmischung nicht den Geschmack des Bredies überlagerte. Er legte die Gabel hin.
»Ich bin schon seit elf Jahren kein Ermittler mehr. Ich bin nichts als ein lahmer Bürohengst.«
»Einmal Fahnder, immer Fahnder«, erwiderte sie.
»Ich fahnde nur noch in Aktenordnern.«
»Jetzt mach aber mal einen Punkt, mein Herz. Wie schmeckt dir der Fisch?«
Er nahm einen weiteren Bissen, kaute und gab ihr mit Daumen und Zeigefinger das Zeichen für »wunderbar«.
»Zuyane hat ihn heute Abend ganz allein zubereitet«, erklärte sie. »Er schlägt sich wirklich wacker.«
»Ist er wieder zu spät gekommen?«
»Nein, sogar eine Viertelstunde früher, und er hat frischen Kreuzkümmel mitgebracht, ganz von sich aus. Was willst du unternehmen?«,
fragte sie und zeigte auf den Brief.
»Ich werde mich morgen erkundigen, wer den Fall bearbeitet, und den Kollegen die Sachen zuschicken.« Er aß noch eine Gabel
und bemerkte dann: »Vielleicht doch ein bisschen zu wenig Knoblauch.«
Sie
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