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Schwarz. Weiß. Tot.: Storys

Titel: Schwarz. Weiß. Tot.: Storys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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lächelte. »Nur, weil Zuyane ihn zubereitet hat.« Sie |131| legte ihre Hand auf seine. »Er ist ein guter Junge, mein Herz. Nur noch ein bisschen jung.«
    »Hmmm«, brummte er und schluckte eine Erwiderung hinunter. Zuyane hatte die Stelle aufgrund einer
kanala- Ab machung
erhalten, einer jener typischen gegenseitigen Freundschaftsdienste unter Kap-Maleien. Zuyanes Vater hatte ihnen dafür die
     Küche äußerst günstig eingerichtet.
    Pearlie schob ihrem Mann den Brief zu. »Die Pflicht ruft«, sagte sie und stand auf. Er aß weiter und beobachtete sie dabei:
     Wie selbstverständlich sie sich mit den Gästen unterhielt, ihnen Erklärungen zum Essen gab und ihre Komplimente dankend und
     bescheiden entgegennahm. Seine Frau war in ihrem Element, ihr Traum war endlich Wirklichkeit geworden. Ein eigenes Restaurant,
     auf das sie jahrzehntelang von seinem Polizistengehalt gespart hatte. Ihre Karriere begann mit fünfundfünfzig, während seine
     sich mit neunundfünfzig still und leise dem Ende zuneigte.
    Muna räumte seinen leeren Teller ab. »Möchtest du noch etwas, Uncle Johnnie?«
    »Nein, danke, liebe Muna. Sag deiner Tante Bescheid, dass ich schon mal raufgegangen bin.« Dann fiel ihm noch etwas ein: »Ach
     ja, falls noch Fancies übrig sind: Mavis, meine Arbeitskollegin, hätte gerne welche probiert …«
     
    Es regnete stark, als er die Treppe hinaufging, langsam, weil ihn sein Bein plagte. Auf halbem Wege blieb er stehen und blickte
     hinaus auf die Regenschnüre im Laternenschein.
Einmal Fahnder, immer Fahnder.
    Nein, das galt nicht für ihn, er war draußen. Auch wenn jetzt die vergessen geglaubten Instinkte wieder in ihm |132| erwachten, auch wenn er am liebsten sofort ein Croxley-Notizbuch gekauft und Listen angelegt hätte, wie in alten Zeiten. Was
     würde das nützen? Er war nur ein schrulliger alter Wächter über die Akten anderer, ein zahnloser Hund, der drohend bellen
     musste, um seine Würde zu wahren. Der kleine Flugzeuge baute, damit die Enkel anderer sie mit großen Augen betrachten konnten.
    Er stieg die letzten Stufen hinauf, widerstrebend, weil er keine Lust hatte, allein dort oben zu sitzen und zu warten. Er
     fischte den Schlüssel aus der Hosentasche und steckte ihn ins Schloss. Dann sah er den Umschlag auf der Fußmatte liegen. Er
     musste herausgefallen sein, als er den Schlüssel hervorgezogen hatte. Er bückte sich, hob ihn auf und bemerkte, dass es nicht
     der alte Umschlag war, den er versehentlich hatte fallen lassen, sondern ein neuer Brief. Denn auf diesem Kuvert stand keine
     Adresse, sondern nur sein Name:
AN: Supt. John October
. Dasselbe hellgelbe Papier, dieselbe Handschrift, dieselbe schwarze Kugelschreibertinte. Er blickte sich rasch um, instinktiv,
     denn irgendjemand war hier gewesen, jemand hatte den Brief abgegeben.
    Doch da war nichts. Nur die verlassene Treppe und der Regen und der Schein der Straßenlaternen. Er betrat die Wohnung, schloss
     die Tür hinter sich und ging in die Küche. Dort öffnete er den Brief mit einem Messer.
    In dem Umschlag steckte nur ein Zeitungsausschnitt. Er faltete ihn auseinander. Die Randnotiz besagte, dass der Artikel aus
     den
Eikestadnuus
vom 6. Juli 2006 stammte. Die fette Schlagzeile lautete:
Rätselhafter Tod einer Geschäftsfrau: noch immer kein Durchbruch bei den Ermittlungen.

|133| 2.
    Pearlie kam erst nach zwölf aus dem Restaurant nach oben und brachte eine braune Papiertüte voller Fancies mit. Sie war erstaunt,
     ihn noch im Wohnzimmer vorzufinden. »Mein Herz«, sagte sie besorgt. »Geht es dir nicht gut?«
    Wortlos hielt ihr Johnny October das zweite Kuvert hin.
    »Noch einer?«, fragte sie, stellte die Tüte hin und nahm den Brief an.
    »Ja, er hat vor der Tür gelegen, als ich vorhin raufgekommen bin.«
    Sie warf ihm einen vielsagenden Blick zu: Die wissen, wo wir wohnen. Dann setzte sie sich dicht neben ihn auf das Sofa, holte
     den Zeitungsartikel aus dem Kuvert und faltete ihn auseinander. Er legte den Arm um sie und las über ihre Schulter hinweg
     mit, obwohl er genau wusste, was dort stand.
    »
Rätselhafter Tod einer Geschäftsfrau: noch immer kein Durchbruch bei den Ermittlungen
«, las sie laut vor. Dann sagte sie, mehr zu sich selbst: »Was haben die nur mit ihren Rätseln?«
    Er reagierte nicht.
    Sie las den Bericht über Mevrou Mercia Hayward, die Bauunternehmerin, die am 17. Juni an der Kayamandi-Ampel in Stellenbosch
     tot in ihrem X5 aufgefunden worden war. Der Motor des BMWs lief noch, die Türen

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