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Schwarz. Weiß. Tot.: Storys

Titel: Schwarz. Weiß. Tot.: Storys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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geblieben, er sprach für sich. Bei beiden Todesfällen gab es Zeugen. Aber
     was hatten diese gesehen?
    October holte das Telefonbuch der Polizei hervor, rief den Dienststellenleiter in Groenpunt an und bat ihn, die Holtzhausen-Akte
     zu faxen.
    »Aber warum denn?«, fragte der Kollege beunruhigt. Hatten seine Leute etwas falsch gemacht?
    »Es geht um einen ähnlichen Fall«, antwortete October ausweichend und beschwichtigend. Anschließend rief er mit genau denselben
     Ausreden und beruhigenden Worten in Stellenbosch wegen der Hayward-Akte an.
    Er wählte die Nummer des Restaurants. Pearlie meldete sich. Sie war offenbar in Eile.
    »Ich werde mich doch mal ein bisschen mit diesen Briefen |137| beschäftigen«, verkündete er. »Ich kann nicht anderen Leuten damit auf die Nerven gehen, wenn letztendlich gar nichts dahintersteckt.«
    »Gut, mein Herz, tu das«, antwortete sie mit unverhohlener Zufriedenheit.
    Er wechselte das Thema: »Was kochst du heute?«
    »
Sabanang- Fleisch
und Dattelsalat, geschmorten Seehecht mit
Pickala
. Und
Boeber

    »Hast du frischen Seehecht bekommen?«
    »Willem Fielies hat mir welchen gebracht, ich habe ihn nicht gefragt, wo er ihn her hat. Leider ist nicht mehr viel Mostsirup
     da, aber Zuyane kennt einen Farmladen in Westlake …«
    »Hmmm«, antwortete October nur. »Bestell Muna viele Grüße von mir.«
     
    Um die Mittagszeit wärmte er sich einen Rest von dem Tomatenbredie in der Mikrowelle der Teeküche auf. Zum Essen nahm er den
     Behälter mit zurück sein Büro. Das Bredie schmeckte aufgewärmt noch besser als am Abend zuvor. Um zwanzig nach eins begann
     das Fax, Seiten über Seiten auszuspucken. Er wartete, bis alle durch waren, bevor er sie holen ging. Er überflog rasch das
     SAP5-Formular mit der Zusammenfassung in Teil C der Holtzhausen-Akte, um ein Gefühl für die Gründlichkeit der Ermittlungen
     zu bekommen. Sah gar nicht schlecht aus. Er setzte sich, blätterte zu dem Bericht des Rechtsmediziners in Teil A und las ihn
     aufmerksam, das offene Notizbuch daneben gelegt.
    … typisch für eine Schnittwunde (breiter als tief, kein Überbrückungsgewebe) , die von einer scharfen, glatten Klinge
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stammt. Die Wundränder sind glatt und gleichmäßig, ohne Abschürfungen oder Quetschungen. Die Verletzung weist charakteristische
     Kennzeichen für die Pathologie einer Schnittwunde auf, wie sie von einem hinter dem Opfer stehenden Täter verursacht wird:
     Die Wunde beginnt unter dem linken Ohr, folgt der vorderen Halslinie in horizontaler Richtung, wo sie am tiefsten ist (2,7
     cm) und endet 1,6 cm tiefer auf der rechten Seite.
    October las den Bericht noch einmal, mit gerunzelter Stirn. Vier Leute an einem Sonntagvormittag bei Balducci’s. Sie hatten
     draußen gesessen, ein wenig abseits der anderen Gäste. Holtzhausen saß mit dem Rücken zu den Restaurantfenstern.
Niemand befand sich in unserer Nähe, auch nicht die Kellner. Der Nebentisch war unbesetzt. Es muss etwas gewesen sein, das
     durch die Luft geflogen ist.
    October betrachtete die Kopien der Fotos, die ihm zugefaxt worden waren. Sie waren ziemlich unscharf, aber dennoch aussagekräftig
     genug, um sich einen Eindruck zu verschaffen. Auf einem der Fotos sah man den Tisch, an dem die vier gesessen hatten. Zwei
     Steakmesser lagen darauf, die gezahnten Klingen waren deutlich erkennbar. Der Rechtsmediziner hatte dagegen unmissverständlich
     erklärt, die Wunde stamme von einer glatten Klinge oder einem ähnlichen Gegenstand.
    Unmöglich. Irgendeiner log.
    Mavis klopfte an und gab ein Päckchen für Pearlie ab. »Ein kleines Dankeschön, die Fancies sind ja so lecker, ich nehme den
     Rest heute Abend mit nach Hause, für die Kinder.«
    Um kurz nach zwei kam der Gerichtsbote mit weiteren Aktenstapeln. Während October die Dokumente sortierte und einordnete,
     begann das Fax erneut zu drucken. Am oberen |139| Rand des ersten Blattes stand eine Nachricht vom Leiter der Dienststelle Stellenbosch:
Supt. October, ich habe die Akte noch einmal gründlich nachgesehen, alles scheint korrekt. Bitte lassen Sie es mich wissen,
     falls etwas nicht in Ordnung sein sollte.
    Bei der südafrikanischen Polizei hatte die Deckung der Nachhut oberste Priorität.
    October räumte erst den Rollwagen leer, ehe er sich wieder hinsetzte und das Hayward-Material durchging.
    Deutlich sichtbare Stichwunde (tiefer als breit, kein Überbrückungsgewebe in der Tiefe) , verursacht von einer relativ breiten Klinge. Wunde ist linear, ohne

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