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Schwarz. Weiß. Tot.: Storys

Titel: Schwarz. Weiß. Tot.: Storys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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Bauunternehmerin.
    Und alle drei waren inzwischen tot.
    Holtzhausen hatte Mercia offenbar nicht gekannt, aber Michael unter den Kontakten zu den »Pflegeeltern, Pickford House« eingeordnet,
     der Entzugsklinik. Und Michael schien auch an der Lösung für die Bilanzprobleme der Kanzlei beteiligt gewesen zu sein.
    Irgendetwas war faul an diesem Arrangement, aber October konnte noch nicht erkennen, wo der Hase im Pfeffer lag. Deswegen
     legte er seine Tabellen an und schrieb Schlüsselworte und Gedanken nieder, denn das war seine Art, den Sinn hinter dem Ganzen
     zu ergründen.
    Das Ergebnis, zu dem er kam, missfiel ihm: Sie würden an die Unterlagen von Pickford House herankommen müssen. Bevor sie heute
     Nachmittag nach Stellenbosch zurückgekehrt war, hatte sich Nita auf der Website des Reha-Zentrums umgesehen. Holtzhausens
     Name stand noch auf der Liste der Aufsichtsratsmitglieder, und er wurde nach wie vor als Vorsitzender des »Pflegestellenkomitees«
     geführt. Es hatte einen Link zu einem Spendenaufruf gegeben.
Engagieren Sie sich! Pickford House wird durch private Spenden finanziert, und Ihr Beitrag kann uns helfen, weiterhin junge
     Leute bei ihrem Kampf gegen die Drogensucht zu unterstützen.
Und etwas weiter unten:
Melden Sie sich an! Werden Sie Pflegeeltern für Patienten, die den Entzug
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bereits überstanden haben und sich allmählich wieder an die Anforderungen der Welt außerhalb der Klinik gewöhnen müssen.
    Daraufhin hatte October angerufen und gesagt, er wolle sich für das Pflegeelternprogramm melden. »Bitte füllen Sie das Formular
     auf der Website aus. Wenn Sie als Pflegeeltern in Frage kommen, werden Sie zu einem Gespräch mit dem Komitee eingeladen«,
     erhielt er zur Antwort.
    »Könnten wir vielleicht einmal so ein ausgefülltes Formular sehen, um eine Vorstellung davon zu gewinnen, ob wir überhaupt
     in Frage kommen?«
    »Leider nein, Meneer, die Angaben der Antragsteller sind absolut vertraulich.«
    Und genau darin lag das Dilemma. Schon Nitas unbefugtes Eindringen in die Anwaltskanzlei am Nachmittag hatte ihm nicht behagt.
     Noch nie zuvor hatte er während seiner Tätigkeit die Regeln gebrochen oder ein Gesetz übertreten. Aber Pickford House war
     der dünne Faden, der das Ganze zusammenhielt.
    Er hatte keine andere Wahl. Schließlich beruhigte er sein Gewissen mit dem Gedanken, der Zweck heilige eben die ungesetzlichen
     Mittel. Wie sonst sollte man einen Mörder fangen, der die Zeit anhalten konnte?
     
    Er erhob sich erst von dem Stuhl an seiner Werkbank, als Pearlie um kurz nach zwölf heraufkam.
    Er nahm sie in den Arm, küsste sie und fragte sie, ob sie Lust auf eine Tasse Horlicks habe.
    »O ja, gern, mein Herz.«
    Er erwärmte die Milch für das beruhigende Malzgetränk |209| in der Mikrowelle, während sie sich erschöpft an den Küchentisch setzte.
    »Die Leute haben heute Schlange gestanden. Es kümmert sie gar nicht, ob ein Tisch reserviert ist oder nicht«, seufzte sie.
     »Ich will mich ja nicht beklagen, aber ich weiß nicht, ob wir das schaffen, wenn das so weitergeht. Zuyane ist schon wieder
     zu spät gekommen, und als ich ihn gefragt habe warum, hat er einfach weggeschaut.«
    Er setzte sich mit den Bechern und dem Horlicks-Glas zu ihr und rührte das Pulver in die Milch. »Ich weiß, wo Zuyanes Problem
     liegt. Lass mich mal mit ihm reden. Ich verspreche auch, ihm keine Vorwürfe zu machen.«
    Sie legte ihre Hand auf seine. »Das würdest du tun, mein Herz? Womit habe ich dich nur verdient?«
    »Ach, Pearlie, ich bin doch der Glückspilz!«
     
    Am nächsten Morgen schickte er Nita eine SMS. Er haderte mit den kleinen Tasten.
Ruf mich an, sobald Du kannst.
    Dann ging er hinunter ins Restaurant, um auf Zuyane zu warten. Pearlie stand mit Eimer und Wischmopp in der Mitte des Raumes.
     Alle Tische waren an die Wände gerückt.
    »Lass mich mal«, sagte er und streckte die Hand aus.
    »Nein, Johnnie, das ist meine Arbeit.«
    »Du weißt doch, ich kann besser nachdenken, wenn ich mich irgendwie beschäftige. Und du hast Wichtigeres zu tun.«
    Dankbar überließ sie ihm den Mopp und ging in die Küche.
    Muna kam herein, überrascht, ihn beim Wischen des Bodens zu finden.
    |210| »Na, was dachtest du denn? Dass ein alter Mann nicht putzen kann?«
    »Aber Uncle Johnnie, du bist doch noch gar nicht alt. Außerdem …«
    »Auf, Muna, raus mit dir.«
    »Aber dein Bein … Tut es dir denn nicht mehr weh?«
    Er steckte den Mopp in den Eimer und sah sie nachdenklich an.

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