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Schwarz. Weiß. Tot.: Storys

Titel: Schwarz. Weiß. Tot.: Storys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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SAPS«, sagte er.
    |204| »Was wollen Sie?« Ungeduldig, schroff.
    »Ich will, dass Sie mir sagen, was hier am Abend des 17. Juni geschehen ist, dem Abend, an dem Mercia Hayward bei Ihnen eine
     Swinger-Party besucht hat, bevor sie ermordet wurde.«
    Die Arroganz wich Erschrecken, wie October mit nicht geringer Genugtuung registrierte. »Kommen Sie rein! Wir setzen uns besser
     hin«, sagte der Grauhaarige.
     
    Sein Name war Wouter van der Walt, und er behauptete, Mercia Hayward sei quicklebendig und wohlauf gewesen, als sie am Abend
     des 17. Juni von hier losgefahren sei. Doch vorher sei etwas Eigenartiges geschehen. »Alle haben ihren Autoschlüssel in einen
     Hut geworfen«, erklärte van der Walt, jetzt unsicher und verlegen.
    »Wieso?«
    »Na, Sie wissen schon.« Er winkte ab, ohne sein Gegenüber anzusehen.
    Allmählich begriff October. »Aha.« Er konnte seine Missbilligung nicht verbergen.
    »Doch niemand hat Mercias Schlüssel gezogen. Der Hut war aber leer, und sie fragte: ›Wo sind meine Schlüssel?‹ und behauptete,
     sie hineingeworfen zu haben, so sicher wie das Amen in der Kirche. Und dann haben alle ihre Schlüssel gesucht. Überall. Aber
     als dann irgendwann doch noch einmal jemand in den Hut schaute, lagen sie darin!«
    October ließ diese Information auf sich wirken und fragte dann: »Und sie ist alleine von hier losgefahren?«
    »Ja, ganz allein.«
    |205| »Hat jemand sie zu ihrem Wagen begleitet?«
    »Nein … Superintendent, unsere Treffen … Jeder geht, wann er will. Sie war eine der Ersten. Die anderen waren noch … beschäftigt.«
     
    Er fuhr zurück zum Tor. Dieselbe Wache wie eben sah ihn, kam rasch näher, nahm seine Besuchermarke mit einem »Schönen Abend,
     Kaptein« an und öffnete das Tor.
    Auf dem Weg zurück nach Durbanville dachte October über reiche Leute und ihre Eigenheiten nach. Wie konnte man so leben? Nein,
     da war er lieber arm, zusammen mit Pearlie. Sie waren neununddreißig Jahre verheiratet, und er hatte noch nie eine andere
     Frau auch nur angesehen. Aber sie war ja auch wirklich etwas Besonderes.
    Sein Handy klingelte, als er in der Tygerbergstraat links abbog. Es war Nitas Nummer. Er meldete sich und erzählte ihr, wie
     der Verdächtige am bewussten Abend in Mercia Haywards BMW gekommen war.
    »Super, aber jetzt hör mal, was ich gefunden habe«, sagte sie aufgeregt. »In Holtzhausens Outlook ist ein Hayward aufgelistet.
     Ein Michael Hayward. Ich dachte halt, den google ich mal schnell, aber es gab keine Einträge. Da habe ich in den Internet-Archiven
     von Media24 gesucht und einen Artikel mit Bild gefunden: Michael Hayward hat am 6. Oktober des vergangenen Jahres Selbstmord
     verübt, in seinem Haus in Centurion. Und jetzt hör dir das an:
Meneer Hayward, Seniorteilhaber von ASA Consult …«
    »Ah«, sagte October, »die Steuerberater!«
    »Warte, das war noch nicht alles«, fuhr Nita fort und las |206| weiter: »… war verheiratet mit Mevrouw Mercia Hayward, einer Bauunternehmerin aus Stellenbosch, aber die Ehe wurde 2006 geschieden.«
    »Das gibt’s doch nicht!«
    »Doch, tatsächlich. Daraufhin habe ich mir die Schreiben des Steuerberaterbüros noch einmal angesehen. Sie waren nicht von
     Michael Hayward unterzeichnet, sondern von jemand anderem. Aber der zweite Brief, den Holtzhausen an ASA geschickt hat, war
     an Hayward persönlich gerichtet. Dann habe ich mir noch einmal die E-Mails angesehen und Holtzhausens Outlook-Kontakte neu
     kategorisiert. Merkwürdigerweise war Michael Hayward nicht unter beruflichen Kontakten eingeordnet, sondern unter ›Pflegeeltern,
     Pickford House‹. Das ist das Reha-Zentrum für Drogenabhängige.«
    October dachte nach und meinte dann: »Vielleicht war es ein Versehen.«
    »Könnte natürlich sein. Aber bei Holtzhausen war alles geordnet und farblich markiert. Der wusste genau, was er tat. Gehen
     wir also mal davon aus, dass es kein Fehler war – was hat es dann zu bedeuten?«
    »Keine Ahnung«, gab October zu. »Aber ich weiß, wo wir das herausfinden können.«

10.
    Am Samstagabend saß Superintendent John October in seiner Werkstatt, machte sich Notizen und zeichnete Diagramme, um die Morde
     besser zu verstehen: Holtzhausen, |207| der Anwalt mit dem Bilanzproblem, hatte Michael Hayward gekannt. Hayward war Teilhaber von ASA Consult gewesen, dem Steuerberatungsbüro,
     das für Holtzhausens Firma die Buchhaltung erledigt hatte, und er war mit Mercia Hayward verheiratet gewesen, der freizügigen
    

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