Schwarz. Weiß. Tot.: Storys
die Verbindung zwischen den beiden Mordopfern.
»Aber ich habe etwas anderes gefunden«, sagte sie. »Ich |198| zeige es dir, sobald ich die Fotos auf meinen Laptop geladen habe.«
»Fotos?«, fragte er, denn er hatte nicht einmal gewusst, dass sie eine Kamera dabei gehabt hatte.
»Auf meinem Handy«, sagte sie. »Du bist nicht gerade ein Techno-Junkie, was, Oom Johnnie?«
Auf dem Weg nach Durbanville erzählte sie ihm alles, wobei sie anklingen ließ, wie leicht es doch gewesen sei – ein ganz normaler
Tag im Leben des Mädchens, das die Zeit anhalten konnte. Sie hatte ihre ungewöhnliche Fähigkeit dazu genutzt, an den Sicherheitsleuten
vorbeizuschlüpfen, bei denen aufgrund der Brandschutzvorschriften immer Zweitschlüssel aller Büros hingen. (Wobei er sich
fragte, woher sie das nun schon wieder wissen konnte.)
Dann war sie die Treppen hinaufgestiegen (»Denn diese verflixten Aufzüge funktionieren nicht in der Auszeit.«), hatte den
Lagerraum der Kanzlei gesucht, ihn aufgeschlossen, das Licht eingeschaltet, der Zeit wieder ihren Lauf gelassen und angefangen
herumzuschnüffeln. Die Akten und der Computer von Dirk Holtzhausen waren ordentlich etikettiert in ein Regal gepackt worden.
»Es war nur der nackte PC, ohne Tastatur, Maus oder Bildschirm, deswegen musste ich den ganzen Kram in ein anderes Büro tragen,
und es ist heiß da drin, denn samstags lassen die die Klimaanlage nicht laufen. Jedenfalls gibt es zwei Dinge, die wir überprüfen
müssen, Oom Johnnie: die Wohltätigkeitsarbeit, von der in der Zeitung die Rede war – er hatte nämlich mit Pickford House zu
tun – und …«
»Der Entzugsklinik?«
|199| »Ja. Und außerdem gab es Probleme mit den Bilanzen von Holtzhausen & Finch.«
Als sie das Restaurant betraten, freute sich Muna wie immer, ihn zu sehen, aber als sie Nita erblickte, änderte sich ihre
Haltung. Mochte sie das Mädchen nicht? Oder war sie eifersüchtig? October machte absichtlich viel Aufhebens um sie, als er
die beiden jungen Mädchen einander vorstellte. »Das ist Muna, die Tochter meiner Schwägerin und mein erklärter Liebling. Sie
ist für mich wie meine eigene Tochter. Und ohne sie könnte Pearlie das Restaurant nicht betreiben.«
»Jetzt mach mal halblang, Uncle Johnnie«, erwiderte Muna, aber sie freute sich, schüttelte Nita ein wenig verlegen die Hand
und küsste October auf die Wange.
Er zeigte auf einen Tisch an der Wand und bat Nita, sich schon einmal zu setzen, er wolle nur kurz seine Frau begrüßen. Er
betrat die Küche durch die Schwingtüren. Zuyane putzte gerade Gemüse, Pearlie stand am Herd. Die Atmosphäre war irgendwie
geladen. »Hallo, mein Herz«, sagte Pearlie, den Kochlöffel in der Hand, und bot ihn den Mund zum Küssen. Aber ihr fehlte der
übliche Elan.
»Tag, Uncle Johnnie«, brummte Zuyane.
October küsste seine Frau, grüßte den jungen Koch und wandte sich dann noch einmal mit fragend hochgezogenen Augenbrauen an
Pearlie. Sie schüttelte den Kopf, um ihm zu bedeuten, dass sie jetzt nicht reden könne, und fragte: »Und wie ist es gelaufen?«
»So weit, so gut. Nita sitzt drüben, wir wollen ein bisschen arbeiten.«
|200| Pearlies Gesicht hellte sich auf. »Gut, dann könnt ihr gleich kosten helfen.
Ghiema-Curry
mit
Roti
und
Sambals
, Curryhuhnflügel mit weißen Butterbohnen, Fischfrikadellen …«
»Herrlich!«, sagte er.
»Und Dhaltjies zum Knabbern, wenn ihr möchtet.«
»Okay«, sagte Nita und drehte ihren Laptop so, dass sie zu zweit auf den Bildschirm blicken konnten. »Ich kann ihre Outlook-Daten
nicht durchsuchen, bevor ich sie nicht auf meinen Rechner importiert habe«, begann sie und schob das kleine Ding, das sie
eben als ihren Stick bezeichnet hatte, in einen Anschluss.
»Bitte erkläre es so, dass ein alter Polizist das auch versteht«, bat er.
»Ich versuch’s. Also, wir haben von beiden die E-Mails, Kontakte und Terminkalender ihrer Outlook-Archive«, erklärte sie geduldig.
»Wenn wir wissen wollen, ob sie sich gekannt haben, kommen wir nicht umhin, das alles zu durchsuchen. Aber ich muss die Daten
erst in mein eigenes Outlook kopieren, und damit das funktioniert, muss ich für sie E-Mail-Accounts auf meinem Rechner anlegen.«
Er nahm das einfach so hin und nickte, als verstehe er, wovon sie redete.
»Das wird eine Weile dauern. Komm, ich zeige dir solange die Dokumente.« Jetzt schloss sie ihr Handy an den Rechner an.
»Cooler Laptop«, bemerkte
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