Schwarz. Weiß. Tot.: Storys
Bekanntenkreis, die ich kenne, um den Schaffensprozess zu beschleunigen – Aussehen,
Namen, Manierismen, Berufe oder Gewohnheiten, alles, was mir irgendwie dabei hilft, den Charakter schneller vor meinem inneren
Auge sehen zu können.
Bennie Griessel gehörte ursprünglich zu diesen Charakteren.
Sein Aussehen gleicht entfernt dem eines der intelligentesten (und kontroversesten) Ermittlern, der mir bei meinen Recherchen
für
Der traurige Polizist
geholfen haben, nämlich dem damaligen Kripo-Sersanten Jeff Benzien vom Raub- und Morddezernat in Kapstadt. Bennies Namen habe
ich mir von dem verstorbenen Meneer Ben Griessel geliehen, meinem würdevollen, wunderbaren Erdkunde-Lehrer an der Hoërskool
Schoonspruit in Klerksdorp. Warum? Weil dieser Name einfach perfekt zu Bennie passte.
Das Problem war nur, dass mein frisch erschaffener Bennie Griessel sich weigerte, sich mit seinem Schicksal als Nebendarsteller
abzufinden. Im Laufe von
Der traurige Polizist
|253| entwickelte er sich immer mehr zu einem Katalysator, einer Figur, die Entwicklungen in seiner Umgebung ins Rollen brachte,
so dass er mich logischerweise dazu drängte, ihn als Hauptrolle zu besetzen.
Als ich
Der traurige Polizist
beendet hatte, wusste ich bereits, dass Bennie darin nicht zum letzten Mal aufgetaucht war. Irgendwann würde er seinen eigenen
Roman erhalten müssen.
Der Perfekte Mord
war eine Art Übungslauf, bei dem ich meinen Kontakt zu Bennie wiederaufleben ließ, ehe ich ihn ein Jahr später zu einem der
Protagonisten in
Der Atem des Jägers
beförderte.
Das Nostradamus-Dokument
Mein zweiter Roman, der unter dem Titel
Der traurige Polizist
erschien, kann als gutes Beispiel dafür dienen, wie merkwürdig ein Schreibprozess verlaufen kann.
Die Story, die mir anfangs vorgeschwebt hatte, sah wesentlich anders aus als das fertige Buch. Ursprünglich sollte sich die
Intrige um ein Dokument drehen, in dem der französische Prophet Nostradamus Geheimnisse über seine Methode der Zukunftsvorhersage
verriet. Das wertvolle Dokument sollte im siebzehnten Jahrhundert mit einem französischen Hugenotten nach Südafrika gelangt
sein und dort auf dem Speicher eines Nachfahren seiner Entdeckung harren.
Der Arbeitstitel lautete
Das Nostradamus-Dokument,
und ich war sehr zufrieden damit.
|254| Vor diesem Hintergrund entstand mein Protagonist Mat Joubert, der daher auch einen echten französischen Nachnamen trägt. Um
sicherzugehen, dass Joubert sich verteidigen konnte, wenn ihm die Bösen das Dokument stehlen wollten, machte ich ihn zu einem
Ermittler beim Raub- und Morddezernat in Kapstadt. Ich gab ihm ein paar knifflige Fälle zu lösen, ein Gewichtsproblem, Depressionen,
Einsamkeit und einen neuen, schwierigen Vorgesetzten.
Doch als ich einmal mit dem Schreiben angefangen hatte, lotste Mat Joubert schließlich die Handlung in eine ganz andere Richtung,
und weder Nostradamus noch sein Dokument kamen überhaupt zur Sprache. Allerdings tat es mir leid, meinen Titel aufgeben zu
müssen, denn er besaß eine gewisse Mystik und Rhythmik, die mir gefielen.
Als mich die Zeitschrift
Huisgenoot
dreizehn Jahre später (2007) um eine Fortsetzungsgeschichte in drei Folgen bat, kam ich erstmals wieder auf diesen Titel zurück.
Ich fragte mich, ob es nicht möglich wäre, ihn auf eine andere Art und Weise zu verwenden, ihn mit einer anderen Bedeutung
zu erfüllen? Ich war mir nämlich ziemlich sicher, dass die ursprüngliche Idee eines vom echten Nostradamus verfassten Dokuments
doch nicht so gut war, wie ich 1994 geglaubt hatte.
2007 waren gewalttätige Autodiebstähle regelmäßig in den Schlagzeilen, und Autohändler, die einen mit Anrufen bombardierten,
wenn man bei ihnen einen Wagen gekauft oder zur Reparatur gegeben hatte, bildeten die ersten Teile eines Puzzles, das bald
schon Gestalt annahm. Zugleich wollte ich einen neuen Ermittler erschaffen (denn Bennie Griessel und Mat Joubert gehörten
zur Provinzialen Sondereinheit, |255| und ich brauchte jemandem im Präsidium von Bellville), jemanden mit einer Abneigung gegen Autorität und einer Schwäche für
Frauen. Und so wurde Fransman Dekker geboren. Mbali Kaleni wiederum entstand, um Spannung zu erzeugen, indem sie Fransman
das Leben schwermacht.
Während der Arbeit an
Das Nostradamus-Dokument
wusste ich noch nicht, dass diese beiden Figuren in
13 Stunden
wieder auftauchen würden. Doch ebenso wie Bennie Griessel in
Der traurige Polizist
boten Fransman und
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