Schwarz. Weiß. Tot.: Storys
blickte sie aus Neugier den Chinesen hinterher, als sie die Straße hinunterfuhren. Und sie sah,
wie sie gleich vor dem nächsten Laden anhielten.
Daraufhin schaute sie sich den 200-Rand-Schein näher an und bemerkte, dass dieser ein wenig anders aussah als eine normale
Banknote. Sofort rief sie den Inhaber des anderen Geschäfts an, aus dem der Chinesenvater gerade wieder heraus kam. »Wollten
die Kleingeld für zweihundert Rand?«, fragte sie.
»Ja«, antwortete ihr Nachbar.
Da wusste sie, dass etwas faul sein musste. Sie alarmierte Frikkie in der Polizeiwache, und der sprang sofort mit seiner Mannschaft
in ihren Van. Als die Chinesen bemerkten, dass die Polizei sie verfolgte, gaben sie Gas und rasten in Richtung Carnavon davon.
Es wurde eine wilde Jagd durch die Karoo. Frikkie alarmierte seine Kollegen über Funk, sie sollten die Straßen absperren,
dann würde ihnen ein dicker Fisch ins Netz gehen.
|250| Ob es an der Entschlossenheit der Verfolger im Kleinbus oder an der Ortskenntnis der Kollegen lag, kann man im Nachhinein
nicht mehr sagen; jedenfalls wurden die Verdächtigen gleich jenseits des Gansvleiriviers gestellt, und im Kofferraum ihrer
Limousine fand man genügend Falschgeld, um sich davon eine große Karoofarm kaufen zu können.
Was danach aus den Chinesen geworden war, wusste Oom Joe nicht. Gerüchte behaupteten, sie hätten für eine Organisation gearbeitet.
Der Mann sei ins Gefängnis gewandert und die Mutter mit dem süßen kleinen Kind zurück nach Beijing geschickt worden.
Entscheidend ist jedoch die Tatsache, dass wir ohne das Schwein von Okkie Wiehahn niemals dieses Juwel aus dem beredten Mund
von Oom Joe gehört hätten. Ach ja, und natürlich, dass der Zauber der Karoo hauptsächlich auf den Menschen und ihren Geschichten
beruht. Und dem Essen. Und der Landschaft …
Der perfekte Mord
Einige Ideen für eine Handlung eignen sich für Romane, wieder andere für Kurzgeschichten – während manche nirgendwo hineinzupassen
scheinen, oft zur großen Frustration des Autors.
Doch weil ich mit der längeren Form meinen Lebensunterhalt bestreite, konzentriere ich mich meist auf die Handlungskonzepte,
die ich in einem Roman verarbeiten kann. Deswegen hatte ich keine kreativen Ideen auf Lager, als |251| mein Freund und Krimiautorenkollege François Bloemhof mich 2001 in einer E-Mail um einen Beitrag zu einer Sammlung von Kurzgeschichten
bat (die er 2002 als Herausgeber unter dem Titel
Donker Veld
publizierte).
Außerdem war ich zu dieser Zeit stark mit der Arbeit an
Das Herz des Jägers
beschäftigt und musste erst lange und gründlich nachdenken, ehe mir etwas Vielversprechendes einfiel. Die Idee, die sich schließlich
in meinem Kopf festsetzte, war ein Titel –
Der perfekte Mord
. Davon ausgehend entwarf ich ziemlich mühevoll die Gegebenheiten der Geschichte. Diese Arbeitsweise war für mich ziemlich
einmalig, denn der Name zu einem Buch oder einer Geschichte fällt mir normalerweise erst ein, wenn ich schon zur Hälfte fertig
bin.
Ein anderer wichtiger Aspekt (jedenfalls für mich) war die Rückkehr von Bennie Griessel, was natürlich keineswegs ein Zufall
war.
Die Erschaffung von Charakteren gehört für mich zu den schönsten und interessantesten Aspekten des Schreibens, und ich befolge
dabei normalerweise ein spezifisches Ritual, wobei ich zwischen Haupt- und Nebendarstellern unterscheide. Hauptfiguren sind
die Protagonisten und einige andere wichtige Personen, die einen großen Einfluss auf die Geschichte ausüben, während Nebencharaktere
meist nur über wenige Seiten hinweg auftreten.
In meine Hauptcharaktere investiere ich sehr viel Zeit, denn jeder Aspekt ist fiktiv, von ihrem Aussehen bis zu ihren Namen
und ihrer persönlichen Geschichte. Ich kann zum Beispiel nicht anfangen zu schreiben, ehe ich nicht mit ihrem Vor- und Nachnamen
zufrieden bin, und manchmal |252| brüte ich stundenlang über dem Telefonbuch, um mögliche Namen herauszusuchen.
Die Vergangenheit der Charaktere ist ebenso wichtig. Auch wenn ich keine Elemente daraus in der Geschichte selbst verwende,
will ich genau wissen, wo eine Person herkommt, und manchmal grüble ich wochenlang darüber nach, bis ich sicher bin, dass
ich genau weiß, welche Erb- und Umweltfaktoren sie geprägt haben.
Mit Nebenfiguren gehe ich wesentlich anders um. Da die meisten von ihnen während des Schreibprozesses auftauchen, verwende
ich oft Eigenschaften von Personen aus meinem
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