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Schwarz wie Samt

Schwarz wie Samt

Titel: Schwarz wie Samt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trump
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mich noch immer 'mein Liebes'.
    „Ja, Salman, ich bin es.“, sagte ich dann leise und versuchte, mein Schluchzen zu unterdrücken.
    „Wie geht es dir?“, fragte er nichtsahnend. Eigentlich hatte ich mir gar nicht überlegt, was ich ihm sagen wollte. Doch dann sprudelte es aus mir heraus. Ich erzählte ihm welche Diagnose ich erhalten hatte und dass meine Aussichten denkbar schlecht waren. Salman hörte mir zu, ohne mich zu unterbrechen.
    Als ich verstummt war, sagte er: „Die Ärzte können sich auch irren, vielleicht ist es gar nicht so schlimm. Wenn du möchtest, sehe ich mich nach einem fähigen Arzt hier in Kairo um, dann kannst du hierher kommen und ich kann mich um dich kümmern.“
    „Ach Salman“, antwortete ich, „dafür ist es jetzt schon zu spät.“
    „Dann werde ich nach Deutschland kommen, um bei Dir zu sein.“, sagte er, ohne zu zögern.
    „Das würdest du wirklich für mich tun?“, fragte ich ungläubig.
    „Die Semester sind bereits zu Ende und ich muss keine weiteren Vorlesungen halten. Niemand kann mich daran hindern, abzureisen. Ich werden bei dir sein, das verspreche ich.“
    „Ich danke dir“, sagte ich und ergänzte: „du kannst in meiner Wohnung in Berlin bleiben, das ist das Einfachste.“
    „In welchem Krankenhaus liegst du denn?“, fragte Salman nach. Ich nannte ihm den Namen der Klinik und die Telefonnummer, unter der er mich erreichen konnte. Dann legte ich auf. Ich fühlte, wie sich eine innere Ruhe bei mir einstellte, wie immer wenn Salman mit mir gesprochen hatte. Warum hatte ich mich nur von ihm getrennt. Es erschien mir jetzt als pure Dummheit. Dieser Mann war meine Bestimmung und ich hatte ihn aus reiner Eitelkeit und Selbstsucht verlassen, weil ich wie immer unfähig gewesen war, mich ihm und der Situation anzupassen. Das erschien mir als mein größter Fehler.
    Er würde an meiner Seite sein, wenn es mir schlecht ging. Er würde mich aufheitern und beschützen. Auch wenn ich wenig Hoffnung hatte, dass er mich noch liebte, ich wusste, dass ich mich auf ihn verlassen konnte. Woher ich diese Gewissheit nahm, war mir selbst nicht klar. Doch Salman war meine erste große Liebe gewesen. Ich konnte sie nicht mit der Beziehung zu Marek vergleichen.
    Wenn mein Leben nun bald ein Ende finden sollte, dann wollte ich wenigstens mit den wenigen Menschen, die mir etwas bedeuteten, zusammen sein. Vieles war mir entglitten, meine Beziehungen zu anderen Menschen waren nicht immer so dauerhaft gewesen, wie ich es mir gewünscht hätte. Doch es lag auch an mir, an meiner Unruhe und Unstetigkeit, meinen ständig wechselnden Gefühlen und Wünschen.
    Während ich noch meinen Gedanken nachhing, war in meinem Zimmer ein Kommen und Gehen. Schwestern, Putzfrauen und andere Leute gaben sich die Klinke in die Hand. Es war unschwer zu erkennen, dass Geräte für meine weitere Behandlung aufgebaut wurden. Ich wollte es selbst noch immer nicht wahrhaben, dass das was jetzt kommen würde, meinen Aktionsradius drastisch einschränken würde. Ich war so niedergeschlagen, dass ich gar nicht genau registrieren konnte, was um mich herum geschah.
    Der Abend verging ohne weitere Betriebsamkeit und ich versuchte, den Fernseher einzuschalten. Ein bisschen Ablenkung vor dem Eingriff und vor der langen Nacht, die mir bevorstand, war sicher gut. Es kam natürlich nur das übliche seichte Programm, dem ich nichts abgewinnen konnte. Ich konnte mich nicht darauf konzentrieren und meine Gefühle fuhren mit mir Achterbahn. Die Angst vor dem Krebs und was danach kommen würde beherrschten mich völlig. Ich fühlte, dass ich in dieser Sache ganz mit mir allein war und es völlig egal war, wer mich betreute und meine Hand hielt. Es war alles nur ein schwacher Trost. Doch es hatte auch keinen Wert, in ständigem Selbstmitleid zu versinken, ich wollte leben um jeden Preis, ich fühlte mich einfach zu jung, um diese Krankheit als mein Schicksal hinzunehmen. Vielleicht würde es doch ein gutes Ende nehmen. Mein Wille weiter zu leben, egal wie, war ungebrochen.
    Immer wieder kam mir das besorgte Gesicht von Dr. Gambrina in den Sinn. So nett dieser Arzt zu mir gewesen war, er hatte keinen Zweifel aufkommen lassen, dass es äußerst ernst um mich stand. Der Wunsch nach einem Kind hatte mich für meine Krankheit blind gemacht. Alle vorgeschlagenen Eingriffe hatte ich kategorisch abgelehnt. Hätten sie doch die sichere Unfruchtbarkeit zur Folge gehabt.
    Jetzt, in diesem Bett kamen mir erstmals Zweifel an meinen

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