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Schwarz wie Samt

Schwarz wie Samt

Titel: Schwarz wie Samt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trump
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Eierstöcken, denn dort sind die Tumore am größten.“
    Einen Augenblick blieb mir die Luft weg. Was hieß das, dass sie dort am 'größten' waren. Gab es denn noch weitere?
    Der Arzt wartete keine Antwort ab, er ergänzte: „Weitere Operationen, die die Milz und die Leber betreffen, können wir erst vornehmen, wenn wir eine zusätzliche Chemotherapie gemacht haben. Denn Ihr Zustand muss zunächst stabilisiert werden. Sie sind ziemlich untergewichtig und wir möchten kein Risiko eingehen.“
    Ich war untergewichtig, das wusste ich schon. Aber warum sollte das ein Problem sein? Ich verstand die Welt nicht mehr. Immer hatte ich auf mein Gewicht geachtet, vor allem um auch fit und gesund zu bleiben. Und jetzt war meine schlanke Figur plötzlich ein Problem. Marek sah den Arzt erwartungsvoll an. Er hatte seine Aussage auch weniger an mich, als an ihn gerichtet. Er dachte wohl, er sei mein Ehemann, aber das war mir egal. Dann sagte er: „Haben sie noch weitere Fragen?“
    Ich zögerte einen Moment, bevor ich antwortete: „Wann soll denn der Eingriff stattfinden?“ Seine Antwort kam wie aus der Pistole geschossen: „Morgen früh. Sie sind die erste im OP. Wir werden heute noch ihre Werte genauer unter die Lupe nehmen, aber wir dürfen keine Zeit verlieren.“
    Ich nickte, denn der Kloß, der in meinem Hals saß, verhinderte, dass ich ihm antworten konnte. Der Anästhesist kommt später auch vorbei und ich bitte Sie, sich jetzt ins Bett zu legen. Zu Marek gerichtet sagte er: „Ihre Frau ist bei uns gut aufgehoben, wir werden alles tun, um sie wieder auf die Beine zu bringen.“ Dann wandte er sich ab und verließ mit seinen Begleitern das Zimmer.
    „Noch stehe ich auf meinen Beinen“, sagte ich trotzig. „Ich glaube, die wollen mich richtig fertig machen!“.
    Marek hielt mich noch immer im Arm: „Du bist eine Kämpfernatur“, sagte er, „das müssen die erst noch lernen!“ Dabei lächelte er mich verschmitzt an. „Aber ich muss jetzt auch los, denn ich habe einen Termin im Studio. Wir spielen heute ein paar Aufnahmen ein.
    Ich komme dann morgen Nachmittag wieder, wenn Du diese Operation hinter dir hast.“
    Als Marek gegangen war, zog ich mich langsam aus und streifte das weiße kleingemusterte Hemd über, das auf meinem Bett lag. Immerhin hatte ich ein Einzelzimmer. Ich musste mich mit niemand unterhalten. Ein Telefon war auch schon eingesteckt. Ich versuchte, in diesem Bett eine Stellung einzunehmen, die mir gut tat. Es war unmöglich, entweder war das Kopfteil zu hoch oder das Fußteil zu niedrig. Trotz der tollen Technik bekam ich es nicht hin.
    Ich beschloss, wieder aufzustehen und Salman anzurufen. Schließlich war er noch immer mein Ehemann und er hatte ein Recht darauf zu wissen, wie es mir erging. Obwohl ich große Zweifel hatte, dass es ihn wirklich interessierte. Ich hatte die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben, dass er sich noch einmal ändern würde. Die Zeit, die wir miteinander verbracht hatten, war so schön gewesen. Er hätte Alles von mir haben können, wenn er nicht plötzlich zum Islam konvertiert wäre und sich drastisch verändert hätte. Vielleicht würde er mich doch verstehen, und in der Not zu mir halten, wenn er es in der Vergangenheit auch nicht geschafft hatte, für mich der Mann zu sein, für den ich ihn immer gehalten hatte. Allein die Erinnerung an seine starken Arme und das Gefühl der Geborgenheit, das ich bei ihm gespürt hatte, ließ mich all meine Zweifel über Bord werfen. Er erschien mir als Rettungsanker in der tobenden See. Vielleicht würde er sogar nach Berlin kommen, um mir beizustehen. Ein Versuch war es jedenfalls wert.
    Nachdem mir die Krankenhaus-Anmeldestation eine Leitung freigeschaltet hatte, wählte ich Salmans Nummer. Es klingelte im fernen Ägypten und ich hielt vor Anspannung den Atem an. Dann meldete sich eine Frauenstimme auf Arabisch. Ich kratzte meinen ganzen Mut zusammen und fragte ebenfalls in Arabisch nach Salman. Die Stimme am anderen Ende fragte vorsichtig nach: „Wer ist am Telefon?“ Ich sagte meinen Namen, denn noch hieß ich wie er. Die Frauenstimme rief nach Salman. Ich hörte wie er eine Türe zuschlug und dann war er am Apparat.
    Als ich seine Stimme hörte, fühlte ich plötzlich wieder, wie sich der Kloß in meinem Hals verdickte. Trotz großer Anstrengung, brachte ich nur meinen Namen hervor. Am anderen Ende herrschte zunächst Schweigen, doch dann sagte Salman: „Mein Liebes, du bist es?“ Ich schluchzte ins Telefon. Er nannte

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