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Schwarz wie Samt

Schwarz wie Samt

Titel: Schwarz wie Samt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trump
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gemeinsam einkaufen gehen?“ Er wartete keine Antwort ab. Er war aufgestanden und an die hintere Terrassentür gegangen: „Hier lässt es sich aushalten!“, sagte er ohne Übergang. „Ja“, sagte ich, „Onkel Jacob wusste, was schön ist.“
    „Du hast das Haus erst geerbt, hat mir Ivan erklärt.“, sagte Marek mit fragendem Ton. Ich nickte nur, denn ich wollte keine weiteren Erklärungen abgeben. Noch kannten wir uns kaum.
    Marek erwies sich als brauchbarer Begleiter. Er schleppte nicht nur meine Einkäufe, er kannte auch die richtigen Geschäfte in Berlin. Und mit seinem Auto war es wesentlich bequemer, von einem Stadtteil in den anderen zu kommen, als mit der U-Bahn.
    Während unseres Einkaufs machten wir immer wieder Halt in einem kleinen Café oder einer Bar. Marek zeigte mir Berlin von einer Seite, wie ich es mit meinen Eltern nie kennen gelernt hätte. Diese Lokale hätte meine Mutter nie betreten. Zu guter Letzt hatte ich noch eine Messing-Stehlampe erstanden, die kaum in Mareks Auto passte.
    Wir verließen Westberlin und fuhren zurück zu meinem Häuschen. Erschöpft sanken wir auf mein Sofa. Es passierte, was passieren musste. Marek nahm mich in die Arme und küsste mich. Er öffnete behutsam meine Bluse und trug mich auf seinen starken Armen nach oben. Ich ließ mich einfach fallen. Seine Zärtlichkeiten waren sehr behutsam. Er hielt immer wieder inne und sah mich wie verzaubert an. Seine Lippen erkundeten meinen Körper und das Gefühl, das er in mir auslöste, hatte nichts mit der Leidenschaft zu tun, die ich für Salman empfunden hatte. Er ließ sich viel Zeit, so viel, dass ich es kaum mehr erwarten konnte, ihn in mir zu spüren. Erst dann erlebte ich einen Höhenflug, der mich in dieser Nacht in immer wiederkehrenden Wellen fast um den Verstand brachte. Mareks Ausdauer war unbeschreiblich und seine Erfahrung in Liebesdingen überraschte mich sehr.
    Am nächsten Morgen waren wir beide sehr hungrig. Marek holte unser Frühstück herauf. Frau Koch hatte anscheinend mitbekommen, dass ich Besuch hatte. Natürlich, das Auto direkt vor meiner Türe war nicht zu übersehen. Das Frühstück war entsprechend üppig. Marek lachte, als er das Tablett brachte: „Du wirst hier ganz schön verwöhnt“, sagte er, „und anscheinend auch beobachtet. Gibt es hier irgendwo Wanzen?“
    „Ich hoffe nicht“, antwortete ich, „obwohl das im ehemaligen Osten vielleicht gar nicht abwegig ist. Denn dann müsste ich jetzt rot werden!“
    „Oder ich“, entgegnete Marek, der meinen Morgenmantel angezogen hatte. Er ging ihm gerade bis zum Knie, die Ärmel waren viel zu kurz und trotz der himmelblauen Farbe sah er darin keinesfalls lächerlich aus. Seine Augen hatten die gleiche Farbe und sein dunkles, glattes Haar hob sich so gut davon ab, wie bei mir. Wir waren uns in gewisser Weise sehr ähnlich, ging es mir durch den Kopf. Marek war zwar einen halben Kopf größer als ich, er war schlank gebaut und seine Haut war sonnengebräunt, wie meine. Wir hätten Geschwister sein können. Er stellte das Frühstück vorsichtig auf dem Fußboden ab und kam wieder zu mir ins Bett. Wir liebten uns noch einmal. Unser Kaffee war in der Zwischenzeit kalt geworden.
    Als Marek gegangen war, ließ ich mir erst einmal ein Bad ein. Ich würde den Tag einfach vertrödeln und die Nacht in mir nachwirken lassen, beschloss ich. Mein Bauch kribbelte immer noch und ich nahm es als Zeichen dafür, dass ich wirklich verliebt war. Ich wusste fast nichts über ihn, außer dass er gut sang und in einer Band spielte. Er hatte mir noch seinen Nachnamen verraten, er hieß Markowitsch.
    Als ich ihn fragend angeschaut hatte, sagte er: „Ich bin Pole.“ Das hatte mich überrascht, denn Marek sprach akzentfreies Deutsch und sah nicht so aus, wie ich mir einen Polen vorstellte. Ich musste über mich selbst lachen. Wie stellt man sich einen Polen vor? Eigentlich hatte ich gar keine Vorstellung und Marek war meine erste Begegnung mit dieser Nationalität. Vielleicht sollte ich einfach abwarten, wie sich unsere Beziehung entwickelte, dann würde ich vielleicht mehr wissen, was man sich unter einem Polen vorzustellen hat.
    Die Denkweise meiner Mutter, alles Fremde erst einmal abzulehnen, hatte ich teilweise übernommen. Ihre Vorurteile waren oft auch meine Vorurteile, dagegen musste ich immer wieder angehen. Nachdem ich jetzt mein eigenes Leben führen konnte, würde sich das auch bessern. Ich hatte gute Vorsätze in diese Richtung. Ich fand es wunderbar,

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