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Schwarz wie Samt

Schwarz wie Samt

Titel: Schwarz wie Samt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trump
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durchstöbern und alles, was ich nicht brauchen konnte, auszuräumen. Die Küche war einfach perfekt eingerichtet, vom Silberbesteck bis zur Kaffeemaschine war alles da. Nichts war defekt, auch der Staubsauger funktionierte. Lediglich die Kleidung meines Onkels, seine Schuhe und seine Angelausrüstung musste ich loswerden. Ein Spitzenkleid hing auch im Schrank und in einer Schublade fand ich Damennachtwäsche. Also doch eine Frau! Ein kleiner Schreibtisch war gesteckt voll mit Briefen, einer Münzsammlung und verschiedenen kleinen Schatullen, die Wertsachen enthielten. Diese Sachen und die Briefe würde ich mir irgendwann später einmal anschauen. Ich nahm alle Vorhänge ab und zerrte die Teppiche vors Haus. Eine gründliche Reinigung war nötig. Der Geruch von Kampfer und anderen undefinierbaren Kräutern musste verschwinden. Sonst würde ich mich nicht wohlfühlen. Frau Koch hatte mir Hilfe angeboten. Darauf kam ich gerne zurück. Ein Zimmermädchen und der Hausmeister halfen mir beim Saubermachen.
    Die erste Nacht in meinem neuen Domizil war einfach himmlisch. Ich hatte ein eigenes Haus, in dem ich tun und lassen konnte, was ich wollte. Frau Koch hatte mich am Vorabend gefragt, ob ich es auch so halten wollte wie mein Onkel: „Er hat immer um Neun Uhr gefrühstückt. Wir haben ihm die Sachen vor die Tür gestellt, oder er ist ins Hotel zum Frühstücken gekommen.“, sagte sie. Dieses Angebot war sehr verlockend. Ich nahm es gerne an. „Ich hätte mein Frühstück gerne auch vor der Türe, wenn es sich machen lässt“, antwortete ich wie selbstverständlich. Frau Koch nickte lächelnd und antwortet: „Sie werden sich hier bestimmt wohlfühlen. Ihr Onkel hat es richtig gemacht. Er wusste, dass sie das Hotel nicht verkaufen würden.“ Ich hatte ihr auch von meiner Namensidee für das Hotel erzählt. Sie antwortete darauf: „Oase ist sehr schön, aber könnte es nicht „Die grüne Oase“ heißen?“ Dagegen war nichts einzuwenden. Dieser Name passte noch besser, denn das Haus stand in einem kleinen Park, der zwar leicht verwildert war, aber mit etwas Aufwand könnte man dieses Grün in einen gepflegten Park verwandeln.
    Mit den Arbeiten an meiner Villa und dem Garten war ich so beschäftigt, dass ich den Kummer um Ina etwas vergessen konnte. Erst als ich meine Tasche auspackte und mein kleines Adressbuch in die Hand nahm, das ich von ihr zum Geburtstag bekommen hatte, holte mich die Trauer wieder ein. Endlich konnte ich weinen. Die ganze Zeit war ich wie versteinert gewesen. Meine Trauer war mit Wut gemischt. Wut über die schreckliche Tat, mit der Ina sich aus meinem Leben verabschiedet hatte.
    Nachdem ich von Salmans Hochzeit erfahren hatte, hätte ich mich auch umbringen können, aber ich hatte die Enttäuschung durchgestanden. Vielleicht liebte ich ihn nicht so sehr, wie Ina Mario geliebt hatte. Vielleicht hatte Ina diese Verzweiflungstat unüberlegt begangen und wäre noch gerne gerettet worden. Diese Gedanken verfolgten mich den ganzen Tag.
    Mein Onkel hatte im ganzen Haus keinen einzigen Spiegel aufgehängt, nicht einmal im Badezimmer. Das musste ich sofort ändern. Ich blickte gerne in Spiegel. Ich kontrollierte bei jeder Gelegenheit den Sitz meiner Frisur, meine Kleidung, mein Lächeln. Jedes Schaufenster gab mir mein Spiegelbild zurück. Meine Mutter hatte meine Gefallsucht, wie sie es nannte, immer wieder gerügt. Aber das war nicht zu ändern. Ich liebte meinen Körper, der so war, wie man es sich nur wünschen konnte. Meine langen Beine zogen die Blicke der Männer an und meine langen dunklen Locken, die ich meistens offen trug, waren auch sehr auffällig.
    Seit ich in Deutschland war, musste ich aufpassen, nicht zuzunehmen. Das Essen hier war ungleich fetter als in Kenia. Dort ernährten wir uns von viel Gemüse und Obst. Hier in Deutschland aß ich nur ungesunde Sachen. Ich würde aufpassen müssen, dass ich nicht richtig dick wurde. Ich kaufte nicht nur mehrere Spiegel, sondern auch gleich eine Personenwaage.
    Als ich mit meinen Schätzen zurück kam und die Tür aufhebelte, die immer noch klemmte, sagte plötzlich eine Stimme hinter mir: „Kann ich dir vielleicht helfen?“ Ich drehte mich um und sah in ein spitzbübisches Gesicht. Ivan war gekommen, um nach mir zu sehen. Das fand ich wirklich reizend. Und Hilfe konnte ich gut gebrauchen. Ich war nicht gerade ein Meister mit Hammer und Nägeln. Ich musste zwar sofort an die Mahnung meiner Mutter denken, aber was sollte schon sein, wenn mir

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