Schwarz wie Samt
machte, war eine Überraschung, die ich zwar ernst nahm, aber in den Augen meiner Mutter wohl nicht ernst genug.
„Du hast immer noch nicht begriffen, was er im Schilde führt“ rief sie mit sich überschlagenden Stimme. „Er will dir alles, aber auch wirklich alles wegnehmen!“
Nach der Beratung bei meinem Anwalt in Berlin war auch mir klar geworden, dass es nicht einfach werden würde. Doch ich war noch immer der Überzeugung, dass die Sache auf einen Vergleich hinauslaufen könnte und Iwan vielleicht doch einsichtig werden würde. Diese Meinung teilte meine Mutter nicht. Sie beschloss, ohne dass ich etwas dagegen unternehmen konnte, selbst nach Berlin zu fliegen und mit Iwan zu sprechen oder bei der ersten Verhandlung als Zeuge aufzutreten. Mir war ganz schlecht bei der Vorstellung, dass die Sache in Berlin endgültig eskalieren würde.
Außerdem wollte meine Mutter sowieso nach den anderen Hotels sehen, die laut Auskunft der Pächter mehr schlecht als recht liefen. Nachdem es die „Grüne Oase“ innerhalb eines Jahres geschafft hatte, schwarze Zahlen zu schreiben, wollte meine Mutter nachsehen, woran es lag, dass die anderen nicht erfolgreich waren. Sie schob die Schuld auf das Management und die Einstellung der Pächter. Es waren Leute aus dem Osten Berlins, die in der Vergangenheit nicht gelernt hatten, unternehmerisch zu denken. Der Sozialismus hatte Spuren hinterlassen, die nicht in einem Jahr ausgemerzt werden konnten. Sie machte sich Vorwürfe, dass sie nicht auf westliche Bewerber eingegangen war. Wenn etwas vorangehen sollte, musste sie es selbst in die Hand nehmen. Das größte der Hotels, das in früheren Zeiten großartige Erträge erzielt hatte, war so heruntergewirtschaftet, dass es nur mit großen Investitionen wieder flottgemacht werden könnte. Diese Mittel standen meiner Mutter nicht zur Verfügung. Sie musste sich überlegen, ob sie nicht durch einen Verkauf Geld für eine Modernisierung der kleineren Häuser frei machen konnte.
Es war wie immer, wenn ich zu Hause in Nairobi war, die Diskussionen nahmen kein Ende.
Meine Mutter bestand auch darauf, dass ich Doktor Abdella noch einmal aufsuchte, um meinen Unterleib untersuchen zu lassen, nachdem ich gestanden hatte, keine Nachuntersuchung in Deutschland gemacht zu haben. Doktor Abdella war ein Freund unserer Familie und zwei seiner Söhne waren durch meinen Vater in den diplomatischen Dienst gelangt. Er würde sich alle Mühe geben, mir die beste Untersuchung und Beratung zu geben, die ich erhalten konnte. Ich sah ein, dass es keinen Zweck hatte, mich dagegen zu wehren und fügte ich mich schließlich.
Doktor Abdella war sehr freundlich und erklärte mir, dass ich unbedingt im Halbjahresrhythmus einen Abstrich machen lassen sollte und versprach mir, das Ergebnis an meine Adresse in Berlin zu schicken. Seine Untersuchung hatte vorerst keinen Befund ergeben und als ich ihn bat, auch einen Schwangerschaftstest durchzuführen, machte er große Augen. Auch dieses Ergebnis würde ich erst in Berlin erhalten. Wenn ich auch nicht daran glaubte, schwanger zu sein, so war es doch möglich, nachdem wir nicht nur in unserer Hochzeitsnacht ungeschützt Sex miteinander hatten. Er entließ mich mit den besten Wünschen und Grüßen an meine Eltern. Ich hoffte sehr, dass er sich an seine ärztliche Schweigepflicht hielt und meine Mutter nicht gleich anrief.
Während meines Aufenthaltes in Nairobi vermied ich es, Salmans Vater in den Gärten zu treffen. Salman hatte mir zwar versprochen, dass er unsere Heirat geheim hielt, bis ich in Berlin das Fest, das wir in meinem Hotel geben wollte, vorbereitet hatte. Aber ich war mir doch unsicher, ob er sich an unsere Vereinbarung hielt.
Im Augenblick erschien es mir wie ein ferner Traum, dass wir in Kairo wirklich geheiratet hatten. Es war so schnell gegangen und ich hatte nicht einen Moment gezweifelt, dass es das Richtige für mich war. Das Standesamt in der Mitte der Stadt, bei dem wir uns in die Reihe der Heiratswilligen eingereiht hatten, war ein heruntergekommenes Gebäude gewesen. Nicht nur die Fassade, auch das Innere des Gebäudes schien aus einer andern Zeit zu stammen. Die Wände mit dem abgeblätterten Putz und die knarrenden Holzstiegen, die wir bis zum ersten Stock hinaufstiegen, hatten schon viele Heiratswillige gesehen. Die Prozedur selbst war eine Angelegenheit von kaum 10 Minuten gewesen. Nach Vorlage unserer Pässe und einem kurzen Gespräch leisteten wir unsere Unterschrift unter ein
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