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Schwarz wie Samt

Schwarz wie Samt

Titel: Schwarz wie Samt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trump
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Schlafzimmer aus, konnte man direkt zum Wasserbecken gehen, das mit blauen Kacheln ausgelegt war. Obwohl es inzwischen fast dunkel war, sah man durch die Wasserfläche die arabesken Muster am Boden des Beckens.
    Salman nahm mich am Arm und zog mich zurück in seine kleine Wohnung. Wir ließen uns auf dem einzigen Möbelstück nieder, auf dem wir gemeinsam Platz hatten. Es war eine große Holzliege, die mit einer dünnen Matratze bedeckt war. Darauf lagen ein paar Ziegenfelle. Ich ließ mich zurückfallen und begann, Salman meinen Kummer zu erzählen. Er legte sich neben mich und hielt mir den Mund zu. Dabei lächelte er und sagte „Später!“ Er knöpfte meine Bluse auf und zog mich vorsichtig aus. Dann legte er eine dünne Baumwolldecke über meine Füße. Durch das offene Fenster hörte man die Stadt rauschen, der Verkehr in den Abendstunden schwoll an und verdichtete sich zu einem tiefen Summen, das sich wie Watte über uns legte.
    Salmans Brust glänzte vor Schweiß. Er hatte nur eine Kerze angezündet, die auf dem Boden stand. Über uns an der Decke sah ich unseren riesengroßen Schatten, wie ein Tier mit vielen Füßen, das sich im Zeitlupentempo bewegte. Ich schloss die Augen, um nur noch Salmans Körper zu spüren, der mich wiedergefunden hatte, nach einer langen trostlosen Zeit. Für eine Nacht vergaß ich alle meine Sorgen und als der Morgen graute und Salman mit ruhigen Zügen neben mir schlief, stand ich auf und ging zum Wasserbecken im Hof und setzte mich an den Rand. Das Haus füllte sich mit Leben und auf der anderen Seite kam eine Frau, die Wäsche auf eine Leine hängte. Sie grüßte mich freundlich und ein kleiner Junge, der ihr gefolgt war, beäugte mich neugierig.
    Als ich zurückging, war Salman bereits in der Küche und kochte Kaffee. Er strahlte mich an und sagte: „Ich möchte, dass du hier bleibst, für immer.“
    „Ja, das wäre schön“, sagte ich, „aber in Berlin wartet ein Hotel und ein Studium auf mich!“ „Du könntest hier auch weiter studieren“, antwortete Salman indem er mir meine Kaffeetasse über den Tisch zuschob. Ich bin in einem halben Jahr fertig und habe bereits jetzt ein Stellenangebot in einer großen Kanzlei.
    Dass sein Vorschlag ernst gemeint war, begriff ich erst jetzt, als ich in seine Augen blickte. Er wollte wirklich, dass ich bei ihm blieb. Er ergriff meine Hand und sagte: „Wir könnten heiraten!“. Dabei sah er mich herausfordernd an, dass ich lachen musste. „Salman, wie stellst du dir das vor?“, fragte ich völlig überrascht. „Es gibt hier niemanden, der es dir verbieten könnte, wenn du es willst“, antwortete er mit Überzeugung in der Stimme.
    Ich wollte ihn nicht enttäuschen, doch dieser Vorschlag kam so überraschend, dass ich erst Zeit brauchte, um darüber nachzudenken, deshalb antwortete ich: „Salman, du weißt, wie sehr ich dich liebe, sonst wäre ich nicht hier her geflogen, aber du musst mir etwas Zeit lassen, bevor ich dir eine Antwort geben kann.“
    „Gut, lass dir Zeit, aber sage mir wenigstens, ob du es dir vorstellen kannst, mit mir zu leben.“ „Ja, natürlich kann ich es mir vorstellen, sehr gut sogar“, sagte ich ohne zu Überlegen.
    Ich war gerade 25 Jahre alt und die Vorstellung zu Heiraten war mir zwar noch nicht in den Sinn gekommen, aber vielleicht hatte Salman recht, es würde viele meiner Probleme lösen und ich wusste, dass ich mit ihm glücklich sein würde. Ich umarmte und küsste ihn. „Hab noch etwas Geduld mit mir“, sagte ich, „ich bleibe ja für ein paar Tage hier.“
    Ich stellte mir vor, was meine Eltern dazu sagen würden, wenn ich sie vor die vollendete Tatsache stellte und ihnen Salman als Schwiegersohn präsentierte. Meine Mutter würde entweder tot umfallen oder ein Gewehr holen und uns erschießen. Nachdem ich Salman nie die Wahrheit über die Einstellung meiner Mutter zu sagen gewagt hatte, nahm er an, dass es kein großes Problem für mich war, einen Schwarzen zu heiraten. Er hatte auch immer wieder erlebt, wie freundlich sie mit seinem Vater umgegangen war und welche großzügigen Geschenke sie ihm gemacht hatte. Dass diese Freundlichkeiten reiner Eigennutz waren und meine Mutter Schwarze in Wirklichkeit nur als Dienstboten sah, konnte ich Salman unmöglich sagen. Er würde es nicht verstehen.
    Die Tage und Nächte vergingen wie im Traum. Salmans Liebe war so intensiv, dass ich meinen Körper völlig neu erlebte. Er brachte in mir Dinge zum Schwingen, die ich vorher nicht gekannt hatte.

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