Schwarz wie Samt
zum Haus. Ich meldete mich und Salman war am anderen Ende. Er war sehr gut zu verstehen und ich freute mich, endlich wieder seine Stimme zu hören.
Er fragte: „Na wie geht es dir in Deutschland? Hast du mich auch nicht vergessen?“
„Nein Salman, ich denke Tag und Nacht an dich“ antwortete ich „wann kommst du endlich zu mir?“
Salman machte eine kurze Pause ehe er antwortete: „Du wirst es mir kaum glauben, aber ich bin schon in Berlin“, sagte er.
Mir fiel fast der Telefonhörer aus der Hand. „Aber das ist doch nicht möglich“, hörte ich mich sagen. „Die Überraschung ist dir wirklich gelungen!“
Salman lachte und sagte: „Holst du mich vom Flughafen ab, oder soll ich mir ein Taxi nehmen?“ „Ich hole dich ab, aber es dauert etwa eine halbe Stunde. Du kannst ja inzwischen einen Kaffee trinken.“
Ich war bereits aufgestanden und legte den Telefonhörer auf die Gabel. Dann zog ich meine Jacke an und ging zu meinem Auto. Auf halbem Wege begegnete mir meine Mutter, die auf mich zuging und mir erklärte, sie müsse mich dringend sprechen.
„Mama, jetzt kann ich leider nicht, ich muss kurz weg und jemanden vom Flughafen abholen. Ich komme später zu dir ins Hotel.“
Ich ließ sie einfach stehen und stieg in mein Auto. Meine Mutter stand mit gesenktem Kopf noch auf dem Kiesweg, als ich auf die Straße einbog.
Salman erwartete mich mit seinen beiden Koffern bereits am Ausgang des Flughafengebäudes, als ich in Tempelhof ankam. Wir umarmten uns stürmisch. Er wirkte in dieser Umgebung viel schwärzer, als ich ihn in Erinnerung hatte.
Es waren inzwischen acht Wochen seit unserer Trauung in Kairo vergangen und ich hatte während der Autofahrt rekapituliert, dass ich mit Salman vereinbart hatte, dass er nach sechs Wochen zu mir nach Berlin kommen würde. Durch die Angelegenheit mit dem Hotel und meinem Aufenthalt in Kenia war mir die Zeit zwischen den Fingern zerronnen und ich hatte nicht mehr daran gedacht, dass er längst überfällig war.
Ich war glücklich, ihn wieder bei mir zu haben, aber ich wusste, jetzt würden die Probleme erst anfangen. Mir brach der kalte Schweiß aus, wenn ich daran dachte, wie meine Mutter reagieren würde, wenn sie erfuhr, dass ich verheiratet war und dazu noch mit Salman.
Wir verstauten sein Gepäck auf dem Rücksitz und fuhren los. Salman war zum ersten Mal in Europa. Er starrte aus dem Fenster und sagte: „Berlin ist eine schöne Stadt. Es ist alles so sauber hier!“ Ich freute mich, dass es ihm gefiel, wenngleich ich auch wusste, dass Salmans erster Eindruck sich noch ändern würde, denn wir waren hier in Westberlin. Der Osten wirkte lange nicht so sauber und neu.
Ich konnte mich kaum auf den Verkehr konzentrieren, denn Salman legte seine Hand auf meinen Oberschenkel und streichelte mich zärtlich. Er sagte: „Ich hätte es ohne dich nicht mehr ausgehalten.“ Erst jetzt wurde mir klar, wie sehr auch ich ihn vermisst hatte. Wenn ich in Berlin war, gab es so viel zu tun, dass ich kaum dazu kam, nachzudenken oder meinen Träumen nachzuhängen. Es gab nur Pflichten und Termine, die sich nicht aufschieben ließen.
Wenn ich an ihn gedacht hatte, erschien mir alles wie ein fremdes Leben, das mit meiner Gegenwart in Berlin wenig zu tun hatte. Jetzt war es plötzlich wieder Realität. Mit Salman würde alles anders werden. Ich war überzeugt, dass seine Gegenwart mich von dem schweren Druck, der ständig auf mir lastete, befreien würde. In Afrika gingen die Uhren anders und vielleicht würde durch ihn die Zeit auch für mich eine andere Qualität bekommen.
Als wir zum Hotel einbogen, buchstabierte Salman den Namen: „Die grüne Oase“, das Ü sprach er wie ein langgezogenes E aus. Ich musste lachen und verbesserte ihn. Als er mein Haus betrat, musste er unter der Türe den Kopf einziehen. Salman sah sich ungläubig um, die Einrichtung war so ganz anders als in Kairo oder Nairobi. Er legte den Arm um mich und sagte: „Du wohnst hier ganz alleine?“
„Jetzt nicht mehr“, antwortete ich und küsste ihn. Er setzte sich vorsichtig auf mein weißes Sofa und streckte die Füße bedächtig unter den niederen Couchtisch. Ich hätte mich ausschütten können vor Lachen, denn das sah so komisch aus, als wenn er versuchen würde, in einer Puppenküche Platz zu nehmen. Ich nahm ihn bei der Hand und führte ihn nach oben in mein Schlafzimmer, das hauptsächlich von einem breiten französischen Bett ausgefüllt war.
Nebenan in einem kleineren Raum war mein
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