Schwarz wie Samt
von ihrem Sessel und ging wortlos zurück zur Treppe. Als sie verschwunden war, liefen auch mir Tränen über die Wangen. Wie würde es nur weitergehen? Ich hatte auf ein Wunder gehofft, aber es war nicht eingetreten.
Salman legte den Arm um mich und wischte mit der anderen Hand meine Tränen weg. „Sei nicht traurig, ich bin bei dir, ich liebe dich!“, sagte er mit sanfter Stimme.
Der Kellner hatte inzwischen das Hauptgericht aufgetragen und wir saßen davor, ohne es anzurühren. Ich war dankbar für die Ruhe, die Salman ausstrahlte. Er war hierher gekommen, um mit mir und meiner Familie ein großes Fest zu feiern und der Anfang war alles andere als gelungen. Wir hatten auch geplant, seinen Vater nach Berlin fliegen zu lassen, aber diesen Gedanken hatte ich bereits aufgegeben. Die Schmach, wie meine Mutter Mr. Martinez behandeln würde, musste ich ihm ersparen. Nachdem ich nicht damit rechnete, an diesem Abend meine Mutter noch einmal zu sehen, verließen wir das Hotel und ich bat Frau Koch, uns später eine kleine Nachtmahlzeit hinüber zu schicken. An ihren vorsichtigen Blicken konnte ich erkennen, dass auch sie nicht so recht wusste, was sie von diesem Auftritt halten sollte.
Obwohl ich ihr Salman vorgestellt hatte, war sie nicht mehr hinter ihrem Tresen hervorgekommen, sondern hatte nur zögernd ihre magere Hand herübergestreckt.
Als wir wieder in meinem Haus waren, klingelte das Telefon. Mein Vater war am Apparat. Er klang sehr müde. Er sagte: „Deine Mutter hat mir soeben schlimme Dinge erzählt.“ Aber dann korrigierte er sich sofort: „Sie meint, dass du einen riesengroßen Fehler gemacht hast, der vorerst nicht mehr zu berichtigen ist. Aber ich bin nicht ganz ihrer Meinung, denn ich weiß, dass du mit dem Herzen entschieden hast. Salman ist zwar schwarz, aber wenn du mit ihm glücklich bist, spielt die Farbe keine Rolle.“ Ich schluchzte nur ins Telefon, denn mein Vater war wie immer der ausgleichende Teil und ich wusste, dass er mich unterstützen würde, was immer ich auch tat. Es war gut, seine Stimme zu hören und ich sagte zu ihm: „Du musst Mama umstimmen, auf dich hört sie bestimmt!“ Mein Vater sagte darauf nur resigniert: „Du kennst sie doch!“
Als ich aufgelegt hatte, war Salman gerade dabei, eine Flasche Sekt zu öffnen. Er hatte sein Jackett abgelegt und seinen Hemdkragen aufgeknöpft. Er sah erschöpft aus. Die westliche Kleidung war ihm noch immer lästig, obwohl er in Kairo damit auch an die Universität ging, wie ich wusste. Wir beschlossen trotz der schlechten Vorzeichen Salmans Ankunft zu feiern. Ich war überzeugt, dass meine Eltern früher oder später einsehen würden, dass er für mich der Richtige war, auch wenn sie zunächst dagegen waren.
Ich konnte noch immer nicht begreifen, dass meine Mutter nur wegen der Hautfarbe so verrückt spielte. Schließlich lebte sie seit einigen Jahren in Nairobi und hatte täglich mit Farbigen zu tun. Auch die Angestellten meines Vaters und die Intellektuellen, die bei uns ein- und ausgingen waren meistens schwarz. Meine Mutter unterstützte eine Wohltätigkeitsgesellschaft und traf sich mit diesen Frauen immer wieder zum Tee und auch sie waren Einheimische. Sicher gab es in Kenia bisher wenige Mischehen, mir selbst war nur eine einzige bekannt. Es war unser schwarzer Hausarzt in Nairobi, der in zweiter Ehe mit einer rothaarigen Engländerin verheiratet war. Wir hatten sie erst kürzlich bei einem Bankett kennen gelernt. Sie war laut und exzentrisch. Meine Mutter hatte sich hinterher sehr abfällig über sie geäußert, über ihr Benehmen und ihre Kleidung.
Hier in Deutschland war es natürlich auch sehr exotisch, mit einem Schwarzen verheiratet zu sein. Das war mir klar, aber es war mir auch egal. Ich war daran gewöhnt, dass sich die Leute den Kopf nach mir verdrehten, das würde sich mit Salman nicht ändern. Ich war entschlossen, es zu ignorieren, auch wenn es für Salman eine neue Erfahrung sein würde.
Gloria saß wie versteinert neben dem Telefon und blickte starr vor sich hin. Wenn sie geglaubt hatte, dass ihr Mann sie unterstützen würde, was Arvens Heirat anging, so hatte sie sich geirrt. Hermann war zwar überrascht gewesen, aber als er erfuhr, dass es sich um Salman handelte, war er gleich wieder beruhigt. Er wusste, dass dieser junge Mann sehr ehrgeizig war und dass er das Stipendium in Kairo nur bekommen hatte, weil er der Beste seiner Jahrgangsstufe gewesen war. Natürlich war er auch enttäuscht, dass ihn Arven
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