Schwarz wie Samt
Kleiderschrank und meine Bücher untergebracht. Ich hatte mich in der Zwischenzeit daran gewöhnt, meine Arbeiten an Onkel Jacobs Schreibtisch zu erledigen, der unten im Wohnbereich stand, obwohl ich es noch immer nicht geschafft hatte, seine persönlichen Sachen auszuräumen.
Salman setzte sich auf das Bett und zog mich an sich. „Ich habe es mir ganz anders vorgestellt“, gab er zu. „Aber es ist viel schöner, als ich es mir hätte ausdenken können!“ Ich fühlte seine Hand auf meinem Bauch und Salman sah mich an, als er sagte: „Bekommen wir schon ein Baby?“ Ich fühlte, wie mir heiß wurde. „Nein, Salman, aber vielleicht klappt es ja hier und ich zeigte auf mein großes Bett.“
Er lächelte und antwortete: „Gibt es in Deutschland etwas zu essen?“ Natürlich, das hatte ich völlig vergessen. „Ich rufe im Hotel an, dass sie uns etwas zubereiten sollen“, sagte ich, ohne nachzudenken. Ich musste heute alles auf eine Karte setzen. Meine Mutter wollte mich unbedingt sprechen und ich würde ihr meinen Ehemann präsentieren. Salman ging unter die Dusche und ich zog mich um. Ich wollte möglichst gut aussehen, denn Niederlagen lassen sich leichter ertragen, wenn man eine gute Figur dabei macht.
Wir betraten das Hotel und Frau Koch sah mich fragend an, als ich sie bat, uns das Essen in der Halle servieren zu lassen. „Deine Mutter ist oben, soll ich ihr Bescheid geben?“ fragte sie. „Ja, rufen sie sie an und sagen sie ihr, dass ich mit einem Gast auf sie warte.“ Frau Kochs Seitenblick verriet mir, dass sie es nicht einordnen konnte, warum ich hier mit einem Farbigen auftauchte. Während sie mit meiner Mutter telefonierte, blickte sie Salman unverwandt an. Ich wollte ihn zuerst meiner Mutter und dann Frau Koch vorstellen.
Wir setzten uns an den großen Tisch in der Lobby, der eigentlich nicht als Esstisch gedacht war, aber ich hatte beschlossen, die Konfrontation mit meiner Mutter in aller Öffentlichkeit hinter mich zu bringen. Salman ahnte nichts davon, dass sie ihn nicht als Schwiegersohn akzeptieren würde. Ich hatte es nicht übers Herz gebracht, ihm zu sagen, dass meine Mutter Schwarze nur als Dienstpersonal duldete. Er würde eine schwere Prüfung zu bestehen haben. Aber ich war fest entschlossen, die Sache mit ihm zusammen durchzustehen, wenngleich ich auch Angst vor der Szene hatte, die meine Mutter mir gleich machen würde.
Der Kellner brachte uns gerade die Vorspeise, als meine Mutter die Treppe herunterkam. Auf der letzten Stufe blieb sie wie angewurzelt stehen und blickte starr in meine Richtung. Dann kam sie langsam auf uns zu. Salman hatte sich erhoben und auch ich war aufgestanden und ging um den Tisch herum auf sie zu. „Du hast Besuch mitgebracht?“ sagte sie schnippisch auf Deutsch. Sie sah an Salman vorbei und beachtete seine ausgestreckte Hand nicht.
„Besuch ist nicht der richtige Ausdruck“, verbesserte ich sie, „Salman ist mein Ehemann und er wird bis zum Ende der Semesterferien in Berlin bleiben.“
Meine Mutter blickte mich fassungslos an, alle Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen und sie tastete nach der Sessellehne, um sich schwer wie ein Stein fallen zu lassen. Ihre Augen hatten sich vor Entsetzen geweitet und ihre Unterlippe zitterte. So hatte ich meine Mutter noch nie gesehen. Sie tat mir fast leid, als ich zu ihr sagte: „Ich weiß, dass du dich nicht darüber freuen kannst, aber ich bin sicher, dass er für mich der Richtige ist!
Meine Mutter schüttelte nur den Kopf und antwortete: „Du bist völlig verrückt, ich kann es nicht glauben!“ Frau Koch hatte uns von der Theke aus beobachtet und kam mit einem Glas Whiskey für meine Mutter herbei. Mit zitternden Händen nahm meine Mutter das Glas in Empfang und stellte es ohne zu trinken auf dem Tisch ab.
Als sie sich wieder in der Gewalt hatte, sagte sie: „Was bist du nur für eine Tochter?“ und die Tränen liefern ihr über das Gesicht.
Salman hatte die Situation bisher stumm verfolgt. Er verstand kein Deutsch und er konnte deshalb auch nicht verstehen, was die Reaktion meiner Mutter zu bedeuten hatte. Er fasste mich am Arm und sagte: „Kannst du mir erklären, was los ist?“ „Ja Salman“, sagte ich, „deutsche Mütter reagieren mit Tränen, wenn sie erfahren, dass ihre Tochter geheiratet hat.“
Meine Mutter ergänzte in Englisch: „Deutsche Mütter reagieren nur so, wenn die Tochter den Falschen geheiratet hat“, dabei sah sie Salman hasserfüllt an. Dann erhob sie sich schwerfällig
Weitere Kostenlose Bücher