Schwarz wie Samt
sitzen. Er starrte nachdenklich, den Kopf aufgestützt, in seine Kaffeetasse. Ich hatte meine Haare zu einem Tuff hochgesteckt und trug lange Perlenohrringe, die ich in Jacobs Schreibtisch gefunden hatte. Zu meiner ausgeblichenen Jeans hatte ich einen zarten Mohairpullover in meiner Lieblingsfarbe Türkis an und darüber eine schwarze Webpelzjacke, die ich mir erst kürzlich zugelegt hatte. Ich öffnete die Tür und Marek war nicht der einzige, der mich interessiert ansah, als ich um die Theke herum auf ihn zuging. Er stand auf und gab mir förmlich die Hand, als ich zu seinem Tisch kam. Dann setzte er sich umständlich wieder auf seinen Stuhl. Er sah viel ordentlicher aus, als damals in der U-Bahn. Sein graues Jackett, das ich bereits kannte, war zwar leicht verblichen, aber der Schal, den der darüber trug war neu und stand ihm sehr gut.
Ich setzte mich und sagte: „Entschuldige, dass ich zu spät komme, aber ich bin im Verkehr steckengeblieben. Er sah mich nur an und sagte kein Wort. Er hatte mich nicht einmal mit meinem Namen angesprochen, als er mich begrüßte, „Hallo“, war alles, was über seine Lippen kam.
„Marek“, sagte ich, ich freue mich so, dich wieder zu sehen. Ich habe so oft an dich gedacht und mich gefragt, warum du dich nicht mehr bei mir gemeldet hast.“ Marek holte tief Luft, um dann resigniert auf seine Hände zu blicken, die wie in Trance eine Zigarettenschachtel hin- und herschoben.
„Du weißt“, begann er, „Ivan hat seine Drohungen wahrgemacht und ist in Polen zu meiner Familie gegangen und hat ihnen alles erzählt, das mit den Drogen, mit dem Casino und vor allem das mit dir.“
Ich sah ihn entsetzt an und antwortete: „Aber davon habe ich nichts gewusst! Ich habe so lange auf dich gewartet und gehofft, dass du wieder kommst.“
Marek blickte endlich auf und sah mir in die Augen. Es war wieder der Blick, den ich so geliebt hatte. Mit seinen Augen hatte er mich verzaubert. Ich legte meine Hände auf die seinen und sagte: „Verzeih mir, dass ich so selbstsüchtig war, aber ich habe ja nicht geahnt, dass Ivan so weit gehen würde!“
Marek zog seine Hände weg, wie wenn ich ihn verbrannt hätte und antwortete: „Du kannst nichts dafür, dass alles schiefgegangen ist. Ivan hatte mich gewarnt, aber ich habe zu hoch gepokert. „Aus meinem Leben ist er jetzt endgültig verschwunden“, sagte ich und ergänzte: „aus deinem hoffentlich auch!“
Der Kellner hatte für mich ein Glas Wasser gebracht und ich trank gierig daraus. Die Anspannung und das Gespräch mit Marek hatten meine Kehle ausgedörrt. „War das deine Frau“, mit der ich am Telefon gesprochen habe?“, fragte ich.
Marek blickte betreten auf die Tischdecke. „Ja“, sagte er zögernd, „ich war in Polen verheiratet, bevor ich dich kennen lernte. Saskia wohnt jetzt bei mir in Berlin, weil sie sich geweigert hat, sich scheiden zu lassen, wie es ihre Eltern wollten. Sie haben sie hinausgeworfen. Unsere kleine Tochter musste noch in Polen bleiben, bis wir eine größere Wohnung gefunden haben.“
Ivan hatte mich also nicht angelogen, es war wahr, dass Marek in Polen eine Familie hatte, als er sich in mich verliebte.
„Warum hast du mir nie die Wahrheit gesagt?“, fragte ich.
„Weil ich dich geliebt habe“, antwortete Marek und sah dabei weiter aufs Tischtuch. „Marek, ich habe dich auch geliebt“ antwortet ich „aber glaubst du nicht, wir hätten eine Lösung gefunden?“
Marek schüttelte nur den Kopf. „Du weißt noch lange nicht alles“, sagte er und sah mich wieder an. Ich fühlte, wie mir heiß und kalt wurde und hoffte, dass niemand in meiner Umgebung bemerkte, wie es in mir aussah. Es war mir egal, ob er mit Drogen gehandelt hatte und ob er ein Spieler war, in diesem Moment zählte nur er, so wie er vor mir saß. Ich konnte mich seiner Anziehungskraft nicht entziehen. Er wirkte auf mich wie eine Droge, selbst seine Ehefrau war mir egal.
Ich sagte zu ihm: „Ich muss dir etwas zeigen, aber dazu musst du mit zu mir kommen.“ Marek sah mich überrascht an und erwiderte: „Ich kann nicht, ich habe noch einen Termin.“
„Doch du kannst“, hörte ich mich sagen, „sag diesen Termin einfach ab!“
„Gut“, sagte er, „wenn es so wichtig ist!“ Ich stand auf und nahm meine Jacke. Zusammen verließen wir das Lokal und gingen zu meinem Wagen, der gleich um die Ecke stand. Marek sprach kein Wort und auch ich konzentrierte mich nur auf den Verkehr.
Als wir vor meinem Haus anhielten, war es
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