Schwarz wie Samt
bereits stockdunkel. Marek ging voran und nahm mir den Schlüssel weg. Er öffnete die Türe und verschloss sie wieder, indem er den Riegel vorschob. Wir machten kein Licht an, nur die grüne Leuchtreklame vom Hoteleingang belichtete uns, als Marek mir meine Jeans abstreifte und meine Stiefel hinter sich warf. Seine Hände waren rau auf meiner Haut und sein Atem schmeckte nach billigen Zigaretten. Es gab keine Zeit für Zärtlichkeiten. Er liebte mich wie ein Verdurstender, der endlich einen Brunnen gefunden hat. So zerbrechlich er ausgesehen hatte, so stark waren seine Muskeln. Meine Hände wanderten an seinem Rücken hinunter, der sich wie aus Stein gemeißelt anfühlte. Wir konnten nicht genug von einander bekommen. Unsere Körper hatten sich wiedererkannt, wie eineiige Zwillinge, die sich nie getrennt hatten. Als wir uns völlig erschöpft in meinem Bett wiederfanden, sagte Marek, indem der die kleine Lampe anknipste, die auf dem Nachttisch stand: „Und was wolltest du mir Wichtiges zeigen?“ Ich verschloss seinen Mund mit dem meinen.
Er setzte sich auf die Bettkante und sah sich befremdet im Zimmer um. Es hing noch immer der afrikanische Kilt an der einen Wand und die Räucherstäbchen in dem Gefäß mit Sand standen neben dem Bett. Der Geruch von Sandel und Amber hing noch in der Luft. „Dein Geschmack hat sich verändert“, sagte er lächelnd. „Nicht nur mein Geschmack“, sagte ich, „auch mein Leben hat sich verändert. Ich habe nämlich in der Zwischenzeit geheiratet.“
Marek sah mich ungläubig an und sagte: „Jetzt verstehe ich gar nichts mehr!“
„Das kann ich mir vorstellen“, gab ich kleinlaut zu. „Du kennst mich eben doch noch nicht gut genug. Ich bin ein Mensch der spontanen Entschlüsse und meinen Mann kenne ich immerhin schon seit einem Jahr, d. h. eigentlich kenne ich ihn seit mein Vater in Nairobi Konsul ist. Jetzt bin ich jedenfalls mit ihm verheiratet und werde morgen zu ihm nach Kairo fliegen.“
Marek sah mich noch immer mit offenem Munde an und antwortete: „Und das mit uns heute, war das eines deiner Spielchen?“ Er war sichtbar gereizt und hatte sich vom Bett erhoben.
„Auch wenn du es dir nicht vorstellen kannst, ich liebe dich noch immer. Vielleicht auf eine andere Art als meinen neuen Ehemann, aber ich möchte dich nicht verlieren!“, sagte ich, um ihn zu beruhigen.
Doch Marek war nicht zu beruhigen. Er riss den Kilt von der Wand und rief: „Ist das sein Lendenschurz?“ und warf ihn auf das Bett wie einen Fehdehandschuh.
Dann ließ er sich wieder auf das Bett fallen und nahm die Hände vors Gesicht. „Und ich habe schon geglaubt, dass du es ernst mit mir meinst“, murmelte er halblaut.
Ich ging zu ihm hinüber und legte meinen Arm um seine Schulter: „Glaube mir, ich brauche dich. Wenn du mich nicht von heute auf morgen verlassen hättest, wären wir noch immer glücklich zusammen!“, sagte ich mit Tränen in den Augen. Er schüttelte meinen Arm energisch ab und warf mich auf das Bett. Sein Gesichtsausdruck war schmerzverzerrt. Ich spürte, dass Marek kurz davor war, die Fassung zu verlieren.
Wenn du mich wirklich brauchst, dann zeige es mir“ rief er, indem er mit beiden Händen meine Beine auseinander schob. Meine Gegenwehr war nur schwach. Er warf sich auf mich und drang rücksichtslos in mich ein. Er richtete sich auf, während mein Kopf gegen das Kopfteil meines Bettes stieß. Seine Heftigkeit erschütterte mich und unser gemeinsamer Orgasmus endete in verzweifeltem Schluchzen.
Als ich am Morgen aufwachte, war Marek verschwunden. Ich ging hinunter in die Küche, um nachzusehen, ob er mir eine Nachricht hinterlassen hatte, aber ich fand nichts. Ich fühlte kein Bedauern, dass ich meinen Mann mit Marek betrogen hatte. Was hatte er mit Marnie getan?
Ich hatte keine Zeit, über die vergangene Nacht nachzudenken, denn ich musste endgültig meine Koffer packen und das Haus in Ordnung bringen. Am späten Nachmittag rief ich Salman an und sagte ihm, wann ich in Kairo landen würde. Meiner Mutter ging es wieder besser und sie gab mir zum Abschied einen Kuss auf die Wange und sagte: „Ich hoffe, dass ich dich nicht erst in zwei Jahren wieder sehe. Bleibe gesund und rufe mich ab und zu an!“
Es war dunkel, als ich im Flughafen ankam. Ich flog nicht gerne bei Nacht, aber da ich ins warme Afrika flog, war es mir egal. Meine Lufthansamaschine stand schon auf dem Rollfeld und die Passagiere, fast ausnahmslos schwarze Afrikaner, waren bereits in der
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