Schwarz wie Samt
Abflughalle.
Nachdem ich mein Gepäck aufgegeben hatte, kaufte ich für Salman noch einen seidenen Pyjama in einer der Edelboutiquen, dann wurde bereits mein Flug aufgerufen. Während des Fluges verschlief ich sogar das Essen, denn die letzten Tage und Nächte waren nicht spurlos an mir vorüber gegangen. Ich erwachte erst wieder, als wir aufgefordert wurden, den Sicherheitsgurt anzulegen.
Als ich in Kairo aus dem Flugzeug stieg, regnete es in Strömen. Es war ein warmer Regen und Salman, der mich in der Ankunftshalle in Empfang nahm, mir eine nasse Haarsträhne aus dem Gesicht strich, lachte und sagte: „Extra wegen dir regnet es zur Begrüßung, denn das ist eine Seltenheit hier. Es gibt im Schnitt nur 2 – 3 Regentage im Jahr.“
„Na ja“, antwortete ich, „diese Mühe hätten sie sich sparen können.“ Obwohl ich einen leichten Sommermantel trug, musste ich mich sofort ausziehen, denn es hatte mindestens 30 Grad Celsius. Der Schweiß stand mir auf der Stirn und ich war froh, dass Salman meine Koffer nahm und ich nur neben ihm herlaufen musste. Im Taxi sagte er: „Eine neue Wohnung habe ich noch nicht gefunden, aber ich denke, dass du das lieber selbst in die Hand nimmst.“
„Das hat keine Eile“, antwortete ich, „ich bin froh, dass ich erst einmal bei dir bin, alles andere wird sich geben.“
13. Kapitel
Gloria kam in Nairobi fast zur gleichen Zeit an wie Arven in Kairo. Sie wurde jedoch nicht vom Flughafen abgeholt. Hermann war in einer Besprechung, als sie zuhause ankam. Das Personal war jedoch informiert und hatte sich zur Begrüßung vor dem Eingang postiert. Es war die Köchin, die Gloria besonders verehrte und dafür gesorgt hatte, dass auch alle anderen anwesend waren.
Murrend waren sie ihrem Befehl nachgekommen, denn Gloria war nicht bei allen gleichermaßen beliebt. Es war eine ihrer liebsten Beschäftigungen, den Einheimischen in herablassendem Befehlston Arbeiten anzuordnen, die nicht in ihren Zuständigkeitsbereich fielen. So musste das Zimmermädchen täglich die schweren Teppiche aus Glorias Schlafzimmer auf den Balkon schleppen und gründlich ausklopfen. Gloria hatte panische Angst vor Motten oder anderem Ungeziefer. Auch ihre Badezimmermöbel mussten täglich von der Wand gerückt werden, damit sich dahinter keine unliebsamen Spinnen oder anderes Getier verstecken konnte.
Wer wie Zoe im Busch aufgewachsen war, kam dieses Benehmen sonderbar vor und wurde auch als Strafe empfunden. Manchmal, wenn ihre Herrin sie nicht überwachte, zog Zoe die ausgefallene Kleidung von Gloria an und stolzierte damit vor dem Spiegel herum. Sie hatte Gloria genau zugesehen, welche Bewegungen sie machte und kopierte sie selbst mit dem blasierten Gesichtsausdruck perfekt. Sie schürzte die Lippen, reckte das Kinn vor und ließ die Lider halb herab, dass ihre Augen zu Schlitzen wurden. Dabei drückte sie die Knie voll durch, zog den Bauch ein und nahm die Schultern vornehm zurück. In dieser Haltung spazierte sie mit dem Staubwedel durch das Zimmer und spreizte den kleinen Finger gekonnt ab, mit der linken Hand nippte sie dabei an einem imaginären Glas Champagner.
Auch der Gärtner hätte zur Schar der Getreuen gehört, doch Mr. Martinez hatte sich geweigert, Gloria zu begrüßen. Obwohl sie jetzt miteinander verwandt waren, hatte weder Mr. Lassnig noch seine Ehefrau Gloria das Wort an ihn gerichtet. Mr. Martinez versuchte mehr denn je unsichtbar seine Arbeit zu tun. Anweisungen wurden ihm vom Hausboy überbracht und er führte sie gewissenhaft aus. Gloria war sich bewusst, dass die Begrüßung nur deshalb inszeniert worden war, um sie gnädig zu stimmen. Sie gab jedem einzelnen die Hand und fragte, ob sich in ihrer Abwesenheit irgendetwas ereignet hatte, was wichtig war. Es gab nur allgemeines Kopfschütteln.
Sie inspizierte die Küche und die Speisekammer und wies die Köchin an, alle Töpfe mit Resten und angerissene Packungen zu entsorgen. Dann setzte sie sich in ihr Zimmer auf den großen Diwan und rief ein paar Freunde an. Sie sollten alle wissen, dass sie wieder da war. Selbst wenn es mit Hermann in der nächsten Zeit schwierig werden würde, wollte sie allen signalisieren, dass ihre Ehe in Ordnung war. Sie war Arven dankbar, dass sie ihr gesagt hatte wie wichtig es war, zu Hermann zurückzukehren. Sie würde alles tun, um ihre Beziehung zu retten.
Ich war müde, als ich mit Salman in der kleinen Wohnung ankam und wollte mich nur noch hinlegen. Salman hatte eine kleine Mahlzeit
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